Starker Schneefall und teils stürmischer Wind haben am Samstag wie erwartet den Großteil Österreichs in Atem gehalten. Große Lawinengefahr, Straßensperren, Evakuierungen von Ortschaften, abgeschnittene Dörfer und Staus waren die Auswirkungen. Eine Entspannung der Situation war zunächst nicht in Sicht. Im Salzburger Pinzgau wurde eine Person bei einem Lawinenabgang verschüttet.
An diesem Wochenende sollen in manchen Regionen noch bis zu zwei Meter Neuschnee zusammenkommen. Eine Wetterwarnung ist für fast jedes Bundesland ausgerufen, nur der Süden (Kärnten) bleibt verschont. Die Lage verschärft sich von Stunde zu Stunde.
Kanzler Kurz bedankt sich bei Helfern
Bundeskanzler Kurz ist selber gerade auf Skiurlaub in Großarl - ist also auch eingeschneit. Nach dem Schnee-Chaos der vergangenen Tage mit abgeschnittenen Orten und Unfällen auf den Straßen, wendete sich der Kanzler nun in einem Video an die Helfer: "Was Wintersportler und den Tourismus freut, ist für die Räumkommandos, Einsatzkräfte und Lawinenkommissionen eine große Herausforderung. Ich danke allen, die derzeit im Einsatz sind, die Straßen räumen und für Sicherheit in den Bergen und Tälern sorgen."
Tauernautobahn in Salzburg wird gesperrt
Um einen Lawinenabgang auf die Tauernautobahn A10 vorzubeugen, wird die Asfinag am Sonntagvormittag erneut bei Flachau im Pongau eine kontrollierte Sprengung durchführen. Die Autobahn wird deshalb am Sonntag von 8.30 bis etwa 9.30 Uhr in beide Fahrtrichtungen gesperrt, teilte die Autobahnbetreibergesellschaft am späten Samstagnachmittag mit.
In Richtung Villach wird der Verkehr bei der Einhausung Flachau angehalten, in Richtung Salzburg bei der Raststation Lungau. Die Asfinag hat sich dabei mit der örtlichen Lawinenkommission abgesprochen. Bereits am Freitagnachmittag musste ein Teil der Tauernautobahn wegen einer kontrollierten Lawinensprengung gesperrt werden.
Alarmstufe Rot: Zamg-Wetterwarnung
Der Wetterdienst Zamg warnt vor massiven Schneefall, enormen Neuschneemengen und den Gefahren, die dadurch auftreten. Auf den Straßen herrscht hohes Unfallrisiko und das Lawinenrisiko ist auf höchster Stufe.
Für den Norden und Osten Tirols, Teile Salzburgs, dem Salzkammergut sowie dem Westen Oberösterreichs hat die Zamg Alarmstufe Rot ausgerufen. Das ist eine akute Wetter-Warnung wegen der massiven Neuschneemengen.
© zamg
14 Häuser evakuiert
Die bereits in den vergangenen Tagen verfügten Straßensperren, etwa jene ins Sölktal, blieben weitgehend aufrecht. Mehrere Ortschaften sind somit weiter eingeschneit und nicht über Straßen erreichbar. Die Straße auf die Planneralm wurde am Vormittag vorübergehend geöffnet, um eingeschlossenen Touristen die Abreise zu ermöglichen. Im Laufe des Tages kamen mehrere Straßensperren dazu, so die Straße über den Triebenpass zwischen Trieben und St. Johann am Tauern (Bezirk Murtal), weiters die Verbindungsstraße zwischen Döllach und Ketten nahe Liezen und die Zufahrt nach Zwanzenbichl (Gemeinde Landl).
In der Ortschaft St. Johann am Tauern in der Gemeinde Pölstal wurden wegen der großen Lawinengefahr 14 Häuser evakuiert. Die Menschen wurden in der Gemeinde untergebracht. In Hohentauern waren rund 550 Personen eingeschlossen. Insgesamt waren in der Steiermark 1.500 bis 1.700 Personen durch Sperren nur erschwert bis gar nicht erreichbar, ernste Versorgungsengpässe gab es aber zunächst nicht.
Lawinenabgang in Salzburg - Verschütteter unverletzt geborgen
Nach dem Lawinenabgang bei der Schützingalm in Thumersbach bei Zell am See haben Rettungskräfte den verschütteten Skitourengeher am Samstagnachmittag unterkühlt, aber sonst unverletzt bergen können. Der Einheimische wurde von der Lawine komplett verschüttet, konnte aber selbst die Einsatzkräfte alarmieren. Die Einsatzleitung hatte während des gesamten Einsatzes Kontakt zum Verschütteten.
Die Einsatzkräfte wurden kurz vor 13.00 Uhr alarmiert. Rettungshubschrauberteams hätten versucht, das Gebiet zu erreichen, mussten allerdings erfolglos abbrechen. Die Einsatzkräfte mussten gut eine Stunde zu Fuß zur Unglücksstelle gehen, informierte Maria Riedler von der Bergrettung Salzburg.
Die erste Truppe der Bergrettung habe den Lawinenkegel gesehen und hätte den Verschütteten auf rund 1.800 Meter Seehöhe dann auch rasch lokalisieren können, da seine Skistöcke aus dem Schnee herausgeschaut hätten. Der Verschüttete habe nach seiner Rettung sogar noch selbst abfahren wollen, die Einsatzkräfte hätten das aber nicht zugelassen und waren Nachmittag noch mit dem Geretteten auf dem Weg ins Tal.
Das aktuelle Schneeradar
Flug-Chaos: Innsbruck streicht oder leitet Flüge um
Die tiefwinterlichen Verhältnisse führten am Samstag nicht nur auf den Straßen zu Problemen, betroffen war auch der Flughafen Innsbruck. Es mussten bereits mehrere Abflüge - darunter auch nach den Drehkreuzen London und Frankfurt - gestrichen werden. Zahlreiche Flüge mit Ziel Innsbruck wurden umgeleitet.
Passagiere wurden auf der Website des Airports aufgefordert, aufgrund der "zum Teil massiven Einschränkungen im Flugverkehr" sich vor einer Fahrt zum Flughafen bei der jeweiligen Airline zu erkundigen.
Verwehungen
Hoch „Angela“ sitzt derzeit gerade über den Britischen Inseln und schaufelt uns extrem feuchte Polarluft direkt zu. Etwa 20 bis 100 Zentimeter Neuschnee ergeben sich aus dieser Wetterlage. Aber: Der peitschende Nordwind mit heftigen Windböen (gestern mit bis zu 100 km/h) sorgt für gefährliche Verwehungen, die dann die Neuschneemenge auf bis zu 200 Zentimeter erhöhen können.
Kein Ende
Heute, Samstag, erreicht uns eine Warmfront. Auf den Bergen geht der starke Schneefall weiter, sonst gibt es viel Regen. Aber: Noch bis weit in die nächste Woche hinein werden wir heftige Niederschläge erleben.
© APA/EXPA/STEFANIE OBERHAUSER
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