30. Mai 2016 | 11:22 Uhr

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Deutschland

Vier Tote bei zerstörerischen Überschwemmungen

Die Wassermassen richteten in Bayern und Baden-Württemberg große Schäden an.

Bei schweren Unwettern und Überschwemmungen in Süddeutschland sind mindestens vier Menschen ums Leben gekommen. In Schwäbisch Gmünd starb ein Feuerwehrmann beim Versuch, einen Menschen zu retten, der letztlich nur noch tot geborgen werden konnte. In Weißbach im Hohenlohekreis kam ein 60 Jahre alter Mann in einer überschwemmten Tiefgarage ums Leben.

Mehrere Menschen waren in der Tiefgarage vom einstürzenden Wasser überrascht worden. Der 60-Jährige habe es nicht mehr ins Freie geschafft und sei von Tauchern tot geborgen worden, berichtete die Polizei.

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Schäden
Die Helfer gehen von Schäden in der ganzen Gegend aus. "Auch andere Orte und umliegende Landkreise sind von dem Unwetter betroffen", sagte ein Sprecher des Lagezentrums in Stuttgart. Die Rettungskräfte sind mit einem Großaufgebot auf dem Weg in die Region. "Hier ist alles im Einsatz, was laufen kann", sagte ein Polizeisprecher in Heilbronn. "Es sieht düster aus, wirklich schlimm."

Hochwasser in Braunsbach

Besonders betroffen von den Wassermassen war am Sonntagabend der kleine Ort Braunsbach im Norden Baden-Württembergs. Das zuständige Polizeipräsidium Aalen sprach von erheblichen Schäden an Häusern, nachdem der örtliche Fluss über die Ufer getreten war. Es habe aber keine Toten oder Verletzten gegeben, hieß es zunächst. Der Ort sei großräumig abgesperrt.

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Die Situation in Braunsbach; Foto: APA/DPA

Mädchen (13) von Zug erfasst
Ein Mädchen (13) starb am Sonntagabend an der Bahnstrecke zwischen Schorndorf und Urbach. Die Schülerin habe zusammen mit einem zwölf Jahre alten Burschen auf dem Heimweg unter einer neu gebauten Eisenbahnbrücke Schutz vor dem Regen gesucht.

Während dieses Aufenthalts habe sich das Mädchen wohl zu nahe an die Gleise begeben und sei von einem vorbeifahren Intercity erfasst und getötet worden. Ihr Begleiter sei unverletzt geblieben, der Bub musste psychologisch betreut werden.

87 Liter Regen in wenigen Stunden
Der erste Landesbeamte des Landkreises Schwäbisch Hall, Michael Knaus, sagte am frühen Morgen, in den vergangenen Stunden sei so viel Regen pro Quadratmeter gefallen wie sonst in mehreren Monaten. An einigen Stellen verursachte er das schlimmste Hochwasser seit rund zwei Jahrzehnten. Die Hochwasserzentrale in Karlsruhe warnte vor bedrohlichen Wasserständen an den östlichen Zuflüssen zu Neckar und Donau sowie im Rhein und an der Tauber. An der Messstation Kirchberg an der Jagst fielen im Laufe der Nacht innerhalb von sechs Stunden 87 Liter Niederschlag pro Quadratmeter. Besonders vom Hochwasser betroffen waren nach Behördenangaben die südöstlichen Zuflüsse zur Donau und die östlichen Zuflüsse zum Neckar (Fils, Rems, Kocher, Jagst). Teils stieg der Wasserstand um bis zu drei Meter an. Mit Blick auf die Wettervorhersagen erwartete die Hochwasserzentrale, dass die Wasserstände weiter steigen.

In Ulm waren mehrere Straßen nicht befahrbar. Die Stadt Künzelsau im Hohenlohekreis teilte mit, dass die Innenstadt am Montag wegen Aufräumarbeiten für den Verkehr gesperrt bleibe. Schulen und Kindergärten blieben geschlossen. Bürgermeister Stefan Neumann sprach von einer Naturkatastrophe.

Bahnsperren
Die Bahn hatte in Baden-Württemberg mehrere überschwemmte Strecken gesperrt. Der Fernverkehr wurde vorerst über Fürth umgeleitet und der Nahverkehr mit Bussen ersetzt. Teile des Audi-Werks im baden-württembergischen Neckarsulm sind unter Wasser gesetzt worden. Die gesamte Produktion stehe vorerst still, sagte eine Audi-Sprecherin. Seit den frühen Morgenstunden pumpe die Werksfeuerwehr das Wasser ab. Bei Audi in Neckarsulm sind mehr als 16.000 Menschen beschäftigt. Das Werksgelände ist direkt an einem Kanal neben dem Neckar gelegen, außerdem fließt das Flüsschen Sulm am Rande des Geländes.

Erdrutsche in Bayern

In Bayern waren die Schäden besonders groß in den Orten Flachslanden und Obernzenn bei Ansbach. Dort verwandelten sich in der Nacht auf Montag binnen kurzer Zeit schmale Bäche in reißende Flüsse und überfluteten viele Straßen und Keller. Erdrutsche blockierten Straßen. Die größten Schäden registrierte die Feuerwehr im Flachslander Ortsteil Sondernohe. "Das ist ein Ort der Verwüstung", berichtete ein Feuerwehrmann. Das von den Hängen herabschießende Wasser sei als breiter Strom durch den Ort gerauscht. Die Wassermassen hätten Autos mitgerissen, Verkehrsschilder seien wie Streichhölzer umgeknickt.