18. Juni 2017 | 08:29 Uhr
Opfer von Flammen eingekreist
Waldbrand in Portugal fordert 62 Tote
Die Opferzahl steigt stetig weiter. Ein Blitz soll das Feuer ausgelöst haben.
Beim schlimmsten Waldbrand in Portugal seit Jahrzehnten sind im Zentrum des Landes mindestens 62 Menschen ums Leben gekommen. Mindestens 18 Leichen wurden aus ausgebrannten Fahrzeugen geborgen. Das sagte der Staatssekretär im Innenministerium, Jorge Gomes, am Sonntag in der Kommandozentrale des Zivilschutzes im Unglücksort Pedrogao Grande knapp 200 Kilometer nordöstlich von Lissabon.
Die Flammen wurden am Sonntag nach Angaben des Zivilschutzes von fast 700 Feuerwehrmännern mit mehr als 200 Fahrzeugen und zwei Löschflugzeugen bekämpft. Das Feuer war am Samstagnachmittag gegen 14.00 Uhr Ortszeit (15.00 Uhr MESZ) aausgebrochen. Der Polizei zufolge ist das Inferno durch einen Blitzschlag ausgelöst worden. Am Samstagnachmittag habe sich über dem betroffenen Gebiet um den Kreis Pedrogao Grande ein Gewitter entladen, ohne dass es dabei regnete, sagte der Direktor der Kriminalpolizei, Jose Almeida Rodrigues, am Sonntag der Nachrichtenagentur Lusa.
"Alles deutet ganz klar auf natürliche Ursachen hin. Wir haben in Zusammenarbeit mit der Nationalgarde sogar den Baum gefunden, der von einem Blitz getroffen wurde", betonte Rodrigues. In der Nacht auf Sonntag hatte sich der Bürgermeister von Pedrogao Grande, Valdemar Alves, noch davon überzeugt gezeigt, dass das Feuer gelegt wurde. Rund um den Ort, der knapp 200 Kilometer nordöstlich von Lissabon liegt, ist es derzeit sehr heiß mit Temperaturen von über 30 Grad.
Einige Dörfer von Flammen eingekesselt
Staatsoberhaupt Marcelo Rebelo de Sousa war in der Nacht zur Unglücksstelle geflogen und sprach dort von einer "beispiellosen Situation". Der sozialistische Ministerpräsident Antonio Costa, der die Entwicklung die gesamte Nacht von der Zentrale des Zivilschutzes in Carnaxide bei Lissabon aus verfolgte, sagte, er sei vom "Ausmaß der Tragödie schockiert".
Die Lage in der Nacht stellte sich nach Behördenangaben besorgniserregend dar. Es gebe einige Dörfer, die "von den Flammen völlig eingekesselt" seien, hatte in der Nacht der Bürgermeister von Pedrogao Grande, Valdemar Alves, der Zeitung "Publico" gesagt.
Nach Angaben des Innenministeriums waren etliche der später tot geborgenen Menschen mit ihren Fahrzeugen unterwegs, als die Flammen sie plötzlich einschlossen. Drei Opfer seien nach ersten Erkenntnissen in der Nähe eines Friedhofes an Rauchvergiftungen gestorben.
Hilfe seitens der EU
Angesichts des verheerenden Waldbrands hat die Europäische Union Hilfe zugesagt. "Es wird alles getan werden, um den Behörden und den Menschen in Portugal in dieser Zeit der Not zu helfen", erklärte der zuständige EU-Kommissar Christos Stylianides am Sonntag.
Auf Bitte Portugals würden über die Nothilfekoordinierung der EU Löschflugzeuge organisiert. Frankreich habe sofort drei Maschinen zugesagt, die nun rasch entsandt würden. Zusätzlich helfe Spanien ebenfalls mit Flugzeugen. Stylianides drückte seine Trauer um die Opfer und sein Mitgefühl für die Betroffenen aus.
Der Brand rund 200 Kilometer nordöstlich von Lissabon ist für Portugal der schlimmste seit Jahrzehnten. Das Land hatte nach Ausbruch des Feuers am Samstagnachmittag zunächst nur zwei Löschflugzeuge im Einsatz.