15. Mai 2014 | 14:51 Uhr
Sturmwetter
Hochwasser auch in Bosnien
Bosnien erlebt die schwersten Regenfälle seit 120 Jahren. Kroatien schickt jetzt Hilfe.
Bosnien ist in den vergangenen 48 Stunden mit den schwersten Regenfällen konfrontiert worden, die seit 1892 gemessen wurden. Nach Angaben der Hydrometeorologischen Anstalt in Sarajevo sind in einzelnen Regionen Nord- und Ostbosniens bis zu 150 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen. Der monatliche Durchschnitt würde die Hälfte davon ausmachen.
Sanja Daco Kljestan hatte eigentlich einen sonnigen Urlaub geplant, jetzt sitzten die Reisenden im Katastrophengebiet: "Wir versinken hier, alles ist gesperrt und von jeder Seite kommt das Hochwasser. Dazu die Hilferufe, es ist schrecklich!"
Diashow: Nach Unwetter: Überflutungen in Bosnien
Kroatien schickt jetzt Hilfe:
Das schwer von Unwettern und Überschwemmungen getroffene Bosnien-Herzegowina bekommt Hilfe aus der Nachbarschaft. Kroatien will zwei Militärhelikopter in das Überschwemmungsgebiet schicken, kündigte das Büro des kroatischen Präsidenten an. In Kroatien selbst kam es nach schweren Regenfällen im Landesinneren ebenfalls zu Überschwemmungen, zahlreiche Straßen waren am Freitag unpassierbar.
In Zentral- und Ostkroatien sorgten Stürme für beschädigte Dächer und umgestürzte Bäume, zahlreiche Ortschaften waren wegen Hochwassers abgeschnitten. In Slawonien, das stark von der Landwirtschaft abhängig ist, wurde mit der Erhebung der Schäden begonnen. Auch in der Küstenregion wurden in den vergangenen Tagen wegen starken Winds Straßen und Brücken gesperrt. Auch Fähren und Katamarane stellten den Verkehr zwischen den kroatischen Inseln ein. Die Autobahn A1 zwischen Sveti Rok und Maslenica war nur für Pkw offen, die Küstenstraße D8 war für Stockbusse gesperrt.
Eine Stadt völlig unter Wasser:
Am schlimmsten war am Donnerstag die Situation am Fluss Bosna, der mit dem Wasserstand von knapp fünf Metern an einzelnen Stellen seinen Rekordpegel seit Jahren erreichte. Als schwierig wurde die Situation in den Städten Doboj und Maglaj beschrieben. Maglaj mit etwa 25.000 Einwohnern stand laut jüngsten Medienberichten vollkommen unter Wasser, in Erwartung der Evakuierung haben sich Stadteinwohner auf die Hausdächer gerettet.
Über Überschwemmungen und gesperrte Verkehrswege sowie Strom- und Wasserausfälle wurde auch aus anderen Ortschaften in der Region berichtet. Von der Regierung im größeren Landesteil, der Bosniakisch-Kroatischen Föderation, wurde unterdessen die Ausrufung des Katastrophenzustands erwogen.
© oe24-Leserreporter/Dzenana Pusina Besic
(c) oe24-Leserreporter/Dzenana Pusina Besic
Es regnet seit Tagen:
Schon am Mittwoch lag der Wasserstand des durch Sarajevo fließenden Miljacka lag sogar um 170 Zentimeter über dem Normalpegel. Von einer Überschwemmung bedroht war die unter Österreich-Ungarn 1898 errichtete einstige Holzbrücke (Drveniji most), die inzwischen eine Betonkonstruktion hat. In mehreren Stadtvierteln kam es zu Stromausfällen. Überschwemmt wurden auch Industrieanlagen.
Auf dem Gebiet von Tuzla standen am Mittwoch 40 Hektar Ackerland unter Wasser. Hochwassergefahr wurde unterdessen auch aus Westserbien vermeldet. Schwere Regenfälle werden in den nächsten zwei Tagen weiterhin erwartet.