15. Juli 2016 | 10:57 Uhr

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Bardarbunga

Rekord-Vulkanausbruch in Island

Ausbruch 2014 - Lava trat erst 48 Kilometer vom Vulkan entfernt zutage.

Im August 2014 ist auf Island der Vulkan Bardarbunga ausgebrochen. Fast ein halbes Jahr lang spuckte er Lava. Es war ein Ausbruch der Rekorde, berichten Forscher im Fachjournal "Science". Demnach war es der stärkste Ausbruch seit mehr als 240 Jahren in Europa und das dabei entstandene 110 Quadratkilometer große, 65 Meter tiefe Einbruch-Becken ("Caldera") ist das größte je direkt beobachtete.

Bei dem sechsmonatigen Ausbruch des Bardarbunga wurden rund 1,5 Kubikkilometer Lava ausgespuckt - die größte Eruption in Europa seit Ausbruch des isländischen Vulkans Laki in den Jahren 1783-1784, schreiben die Wissenschafter um Magnus Gudmundsson von der Universität Island. In Summe wurden rund zwei Kubikkilometer Magma verlagert.

Magmakammer eingestürzt
Im Zuge des Ausbruchs stürzte eine oberflächennahe Magmakammer ein und es entstand eine große Caldera. Da der Vulkan unter dem größten Gletscher Europas, dem Vatnajökull, liegt, befindet sich auch die Senke heute noch unter 700 Meter dickem Gletschereis, sagte Thomas Walter vom Deutschen GeoForschungsZentrums (GFZ) in Potsdam.

Über solche kesselförmigen vulkanischen Strukturen ist bisher wenig bekannt. Von 1900 bis 2014 wurde nur sechs neue solcher Einbruch-Becken dokumentiert. Ein internationales Wissenschafterteam hat die Entstehung der Bardarbunga-Caldera u.a. mithilfe von Satellitenbeobachtungen, seismologischen und geochemischen Daten, GPS-Informationen und Modellrechnungen analysiert. Martin Schöpfer vom Department für Geodynamik und Sedimentologie der Universität Wien hat den Caldera-Einbruch mit numerischen Modellen nachvollzogen.

48 Kilometer Lava
Grund für die Absenkung war das unterirdische Ausfließen von Magma aus einem Reservoir in zwölf Kilometer Tiefe. Über einen langen unterirdischen Kanal im Gestein leerte sich die Magmakammer und die Lava trat 48 Kilometer nordöstlich des Vulkans an die Oberfläche. Begleitet wurde das Absinken von 77 Erdbeben mit Magnituden von mehr als 5.

Über die 181 Tage andauernde Eruption dehnte sich die Caldera auf eine Größe von rund acht mal elf Kilometer aus. Im Zentrum senkte sich der Boden am Beginn des Ausbruchs um rund einen Meter pro Tag, ein Wert, der sich sukzessive verringerte. Insgesamt senkte sich das Gebiet um bis zu 65 Meter. "Mit einer Fläche von etwa 110 Quadratkilometern ist dies der größte Caldera-Einbruch, der je instrumentell beobachtet wurde", erklärte Eoghan Holohan vom GFZ.

Dass sich die Magmakammer so weit entfernt vom Vulkan entleert hat bezeichnete Walter als "Glück im Unglück". Denn bei einem Ausbruch des Bardarbunga direkt unter dem Vatnajökull hätte es durch die großen Mengen an plötzlich freigesetztem Schmelzwasser zu einer Wasserdampfexplosion kommen können. "Dann wären wir vielleicht mit einer noch deutlich größeren und länger andauernden Aschewolke konfrontiert gewesen als seinerzeit beim Ausbruch des Vulkans Eyjafjallajökull im Jahr 2010", so Walter.