01. Februar 2019 | 22:57 Uhr
Eiszeit-Feeling
Minus 60°: Der Eis-Report aus den USA
So stellt man sich die Eiszeit vor: ÖSTERREICH-Reporter Bauernebel friert in Chicago.
Die Stadt ist praktisch eingefroren, die 2,7-Millionen-Einwohner-Metropole wurde zum „Ground Zero“ der schlimmsten und tödlichsten Kältewelle seit 1996. Die Luft wird zum Feind: Sie ist klirrend kalt, schmerzt beim Einatmen, sticht im Gesicht.
Schon die Szenerie lässt bibbern: Von den Wolkenkratzern der berühmten Skyline wehen dicke Dampffahnen, der Wind heult in den Hochhausschluchten, am Ufer des Lake Michigan stauen sich dicke Eisschollen. Sonst ist bis zum Horizont nur eine einzige Eiswüste zu sehen: „So kann man sich wohl den Nordpol vorstellen“, sagt eine Studentin zu mir.
Auf bis zu – 30 °C fiel die Temperatur, mit dem eisigen Wind fühlt es sich an wie –39 °C. Es herrscht Lebensgefahr, so die schrillen Behördenwarnungen: Erfrierungen und Unterkühlungen sind in Minuten möglich. Trotz sieben Schichten an Winterkleidung muss ich mich alle 20 Minuten aufwärmen. „Zuletzt konnte man nicht mal zwei Blöcke gehen, bis es unerträglich wurde“, so ein Geschäftsmann in der Einkaufsmeile Michigan Avenue. Auf bis zu –60,5 Grad sank der Rekordfrost im Ort Thief River Falls (Minnesota).
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ÖSTERREICH-Reporter Herbert Bauernebel in Chicago.
Medizinstudent erfror am Campus der Universität
13 Menschen kamen im Mittleren Westen ums Leben, darunter der angehende Medizinstudent Gerald Belz (18), der um drei Uhr früh leblos auf seinem Uni-Campus in Iowa gefunden wurde. Oder ein 82-Jähriger, der vor seinem Haus stürzte und erfror.
Ich sehe unter einer Straßenbrücke eine Obdachlose, sie kauert am Boden: „Es geht halbwegs“, wimmert sie und fragt: „Wie lange dauert diese Kälte noch?“
Die Stadtverwaltung hat Dutzende Wärmezentren eingerichtet für 5.540 Obdachlose. Freiwillige hatten für 60 Menschen, die in einem Zeltlager froren, Hotels gebucht. Ein Akt spontaner Hilfe: „Wir halten hier zusammen“, sagt eine Helferin.
Nach Tagen in der Tiefkühltruhe gibt es nun erste Hoffnungsschimmer: Der Polarwirbel lockert seinen Würgegriff, langsam steigen die Temperaturen wieder. Und – kaum zu glauben – nächste Woche ist sogar Tauwetter angesagt.
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