19. Juli 2017 | 22:24 Uhr
Für die nächsten 10 Jahre
EU-Kommission will Glyphosat weiter zulassen
Behörde übermittelt Vorschlag an Expertenausschuss.
Im Streit um das umstrittene Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat hat die EU-Kommission beschlossen, dem Expertenausschuss eine Verlängerung der Zulassung um zehn Jahre vorzuschlagen. In dem am Mittwoch veröffentlichten Vorschlag der EU-Kommission heißt es, die Begrenzung auf zehn Jahre sei angesichts der Risikoabwägung "angemessen".
Die zweitägige Sitzung des Expertenausschusses endet am Donnerstag. Es wird erwartet, dass der Ausschuss sein Votum im September oder Oktober abgibt.
"Kein Grund, den Stoff als krebserregend einzustufen"
EU-Gesundheitskommissar Vytenis Andriukaitis hatte am Montag erklärt, er wolle bei der wissenschaftlichen Debatte um die Schädlichkeit von Glyphosat zum Ende kommen. Es gebe keinen Grund, den Stoff als krebserregend einzustufen. Dies sei auch die Auffassung der Europäischen Chemikalienagentur (Echa) und der Europäischen Agentur für Lebensmittelsicherheit (Efsa).
Vor dem Sitz der EU-Kommission in Brüssel fand am Mittwoch eine Kundgebung gegen das Unkrautvernichtungsmittel statt. Mehrere Dutzend Aktivisten ließen eine Riesensprühflasche mit der Aufschrift Glyphosat von einem Sockel stürzen.
Die EU-Kommission hatte bereits früher auf den Befund des Ausschusses für Risikobeurteilung der Echa hingewiesen, wonach die Substanz gleichfalls nicht als genverändernd oder gefährlich für die Fortpflanzung eingestuft werden kann.
Agenturen von Monsato beeinflusst?
In unabhängigen Analysen heißt es hingegen, Glyphosat könne möglicherweise krebserregend sein. Die zur Weltgesundheitsorganisation (WHO) gehörende Internationale Agentur für Krebsforschung hatte im März 2015 erklärt, Glyphosat sei "wahrscheinlich kanzerogen".
Die Efsa stufte das Mittel jedoch einige Monate später als ungefährlich ein. Sie berief sich dabei auf Forschungsergebnisse, ohne diese offenzulegen. Mehrere Grünen-Abgeordnete des Europaparlaments reichten Anfang Juni Klage beim Europäischen Gerichtshof (EuGH) ein, um eine Freigabe der von der Efsa unter Verschluss gehaltenen Studien zu erzwingen. Sie werfen der Agentur vor, die Glyphosathersteller schützen zu wollen, die eine der Studien finanziert haben sollen.
Mehrere Europaabgeordnete werfen den beiden Agenturen vor, sie hätten sich vom US-Konzern Monsanto beeinflussen lassen - dem Hersteller des weltweit am meisten verwendeten Unkrautvernichtungsmittels Roundup, das Glyphosat enthält.
Jahrelanger Streit
In der EU wird seit Jahren über Glyphosat gestritten. Nach einer monatelangen Hängepartie hatte die Kommission Ende Juni vergangenen Jahres mangels einer Mehrheit der Mitgliedstaaten für oder gegen Glyphosat die Zulassung vorerst um eineinhalb Jahre verlängert. Zum Jahresende läuft die derzeitige Übergangslösung aus.
Die Internetkampagne einer Europäischen Bürgerinitiative für das Verbot von Glyphosat hatte im Juni - nur vier Monate nach ihrem Start - mehr als eine Million Unterschriften gesammelt. In Österreich sprachen sich Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter (ÖVP) und Gesundheitsministerin Pamela Rendi-Wagner (SPÖ) gegen eine weitere Zulassung aus.
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