02. November 2018 | 11:54 Uhr
Flut & Sturm in Kärnten
Unwetter: Schäden im dreistelligen Millionenbereich
Vorstand von Kärntner Landesversicherung befürchtet, Betroffene könnten auf großen Teilen der Schäden sitzen bleiben.
Trotz Beteuerungen von Behörden und Politik könnten Betroffene der Unwetter-Katastrophe im Süden Österreichs auf großen Teilen der Schäden sitzenbleiben. Eine Pflichtversicherung für Hochwasserschäden gebe es noch immer nicht, kritisierte Gerhard Schöffmann von der Kärntner Landesversicherung am Freitag im Gespräch mit der APA. Er geht von Schäden im dreistelligen Millionenbereich aus.
"Für die Betroffenen ist das eine sehr schwierige Geschichte." Den Versichertenschaden, also das, was die Versicherer bezahlen werden, schätzt der Vorstandsdirektor allein in Kärnten auf 30 bis 50 Millionen Euro. Das sei aber nur ein Bruchteil dessen, was tatsächlich passiert sei. Der tatsächlich eingetretene wirtschaftliche Schaden liege um ein x-Faches höher. Allein die Gebäudeschäden dürften sich auf 200 Millionen Euro belaufen. "Die Gesamtschäden mit Infrastruktur, Straßen, Brücken, Windbruch, den Folgeschäden in der Landwirtschaft lassen sich kaum abschätzen."
Hochwasserschäden nur eingeschränkt gedeckt
Während Sturmschäden - etwa abgedeckte Häuser - zur Gänze von den Versicherungen bezahlt werden, seien die Deckungen bei Hochwasserschäden nur sehr eingeschränkt. Und laut Schöffmann sei aktuell der überwiegende Teil der Schäden den Hochwassern zuzurechnen. "Wir haben hier eine Deckung von 10.000 bis 12.000 Euro pro Einfamilienhaus. Ein vollgelaufenes Haus, dort müssen Sie mit Schäden rechnen, die sich an der 100.000- Euro-Grenze befinden."
Die Differenz werde zum Teil aus dem Katastrophenfonds bezahlt - bewertet nach dem Zeitwert. Für einen 30 Jahre alten Fußboden werde deshalb so gut wie nichts mehr bezahlt, bemängelte Schöffmann. Eine Versicherung würde den Neuwert als Basis nehmen. Abgesehen davon dauere die Abwicklung über den Katastrophenfonds oft sehr lange. So seien etwa bis heute noch nicht alle Schäden des Hochwassers in Lavamünd im Jahr 2012 abgeschlossen.
© APA/BUNDESHEER/CHRISTIAN DEBELAK
Experte: Sehr viele werden sehr viel weniger bekommen, als sie erwarten
"Es steht zu befürchten, dass sehr viele sehr viel weniger bekommen werden, als sie erwarten." In aller Regel klinge es sehr schön, wenn die Politik Hilfe zusage, für die Betroffenen entspreche das aber letzten Endes nicht den Tatsachen, wie die Vergangenheit gezeigt habe, sagte Schöffmann. "Der Katastrophenfonds zahlt nur sehr eingeschränkt." Eine obligatorische Pflichtversicherung, angebunden an die Feuerversicherung, würde im Jahr nicht mehr als 20 bis 50 Euro pro Haushalt kosten, erklärte der Versicherungschef. "Das würde jene massiv entlasten, die jetzt so schwer betroffen sind." Fertige Konzepte der Versicherungen dafür gebe es schon lange. "Seit mehr als zehn Jahren bemühen wir uns darum, eine solche Regelung zu bekommen. Die Konzepte liegen aber unbearbeitet in den zuständigen Ministerien."