29. August 2023 | 02:53 Uhr

Hochwasser nach Unwetter © APA/EXPA/ JFK

Pass Lueg gesperrt

Nach Unwetter: Hochwasser-Lage bleibt angespannt

Die Wetterlage in Österreich hat sich in der Nacht auf Dienstag beruhigt, entspannt hat sich die Situation aber noch nicht vollends.

Die Wetterlage in Österreich hat sich in der Nacht auf Dienstag beruhigt, entspannt hat sich die Situation aber noch nicht vollends. Kurz vor 6.30 Uhr teilte die Landespolizeidirektion Salzburg der APA mit, dass die B159 am Pass Lueg komplett gesperrt sei, außerdem hätten im Pinzgau die Regenfälle wieder zugenommen. In Tirol wird laut Polizei die Lage genau beobachtet, um bei einem Steigen der Pegel und erneuter Hochwassergefahr möglichst rasch Maßnahmen ergreifen zu können.

Auch in Vorarlberg waren die Abflussmengen des Alpenrheins weiter enorm, befanden sich aber nicht im bedrohlichen Bereich und gingen stetig zurück. Die Abflussspitze war am Montagnachmittag erreicht worden. Unterdessen hielten die ergiebigen Niederschläge an, die Feuerwehren waren gefordert. In den vergangenen 24 Stunden kamen über 60 Einsätze zusammen.

Die Pegel der Flüsse lagen laut Hydrografischem Dienst des Landes Salzburg am Dienstag in der Früh nur mehr teils bei der Meldegrenze, wie das Landesmedienzentrum informierte. Derzeit gebe es keine Informationen über verletzte Personen. Die Straßenverbindungen ins Großarltal, Gasteinertal und die B311 bei Schwarzach sind dem Katastrophenschutz des Landes zufolge seit 5.00 Uhr wieder offen.

Hubschrauber im Einsatz

Im Rauriser Ortsteil Bucheben im Pinzgau war die Straße gegen 7.00 Uhr allerdings noch gesperrt: "Hier müssen sich die Behörden sowie die Wildbach- und Lawinenverbauung mit Begehungen - und wenn es das Wetter zulässt - per Hubschrauber einen Gesamtüberblick verschaffen", hieß es. In Niedernsill im Pinzgau dürfte das Hochwasser die Pinzgauer Lokalbahn erneut beschädigt haben.

Sperren in Tirol aufrecht

Auch in Tirol gab es laut Ö3 noch immer Verkehrsbehinderungen. Das ORF-Radio berichtete frühmorgens, dass die Brenner Straße (B182), die Mieminger Straße (B189) und die Ötztal Straße (B186) betroffen seien. Wie Ö3 weiter sendete, ist die Salzburger Salzachtalstrecke der Bahn auf zwei Strecken für den Regionalverkehr unterbrochen, nämlich zwischen Golling-Abtenau und Werfen und zwischen Bruck und Fusch.

In Tirol ist laut Radio die Strecke zwischen Schönwies und Imst-Pitztal unterbrochen. Außerdem stehen die Züge auf der Strecke der Stubaitalbahn zwischen Fulpmes und Kreith still. Weiterhin gesperrt ist auch die Brennerbahnstrecke zwischen Innsbruck und dem Brenner.

Keller überflutet

Im Pongau sind die Pegel der Gasteiner Ache, der Großarler Ache und der Salzach zurückgegangen. Die Gasteiner Ache ist am Montag teils über die Ufer getreten, was vor allem in der Gemeinde Bad Hofgastein teils zu Überflutungen und Wassereintritte in Kellern geführt hatte. In St. Johann und Bischofshofen ist die Salzach über die Ufer getreten und hat ebenfalls für Überschwemmungen gesorgt.

Überflutungen in Braunau © Manfred Fesl

Die Einsatzkräfte hatten über Nacht in den vom Hochwasser betroffen Gebieten alle Hände voll zu tun. In zahlreichen Gebäuden mussten überflutete Keller ausgepumpt werden. Salzburgweit standen bisher über 1.500 Feuerwehrleute im Einsatz.

Gefahr durch Schadstoffe

Besonders stark betroffen war auch der St. Johanner Ortsteil Urreiting, wie der Salzburger Landesfeuerwehrkommandant Günter Trinker im ORF Radio Salzburg erklärte. Auch ein Gewerbegebiet war von den Überflutungen betroffen. Feuerwehrleute und Mitarbeiter eines Entsorgungsbetriebes hätten verhindern können, dass dort Wasser eindringt und Schadstoffe in die Salzach gelangen. In Mittersill (Pinzgau) mussten drei Personen per Drehleiter vorsorglich aus Häusern geborgen werden, weil die Benützung einer Brücke zu gefährlich gewesen wäre. In Niedernsill (Pinzgau) wurden rund 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmer eines Pfadfinderlagers am Montag in Sicherheit gebracht.

In Vorarlberg lag die Hochwasserspitze am Montag um 14.30 Uhr bei rund 2.000 Kubikmeter Wasser pro Sekunde, am späten Abend flossen noch bei der Messstelle in Lustenau noch etwa 1.750 Kubikmeter Wasser pro Sekunde durch. Am Dienstag um 6.00 Uhr früh betrug dieser Wert 1.600 Kubikmeter mit weiter fallender Tendenz. Der Hochwasserschutz beim Alpenrhein ist aktuell auf 3.100 Kubikmeter Wasser pro Sekunde ausgelegt, was einem 100-jährlichen Hochwasser entspricht.

Enorme Wassermengen

Welche enormen Mengen an Wasser der Rhein in den vergangenen Stunden in den Bodensee transportiert hat, zeigte der Seepegel: Dieser stieg allein am Montag um etwa 40 Zentimeter an, bis Dienstag früh kamen noch einmal rund 20 Zentimeter dazu - damit der Bodensee um nur einen Zentimeter zulegt, braucht es 5,4 Millionen Kubikmeter Wasser. Durch den großen Sprung übertraf der Pegel erstmals seit Anfang Mai wieder die Vier-Meter-Marke und lag mit 403 Zentimeter um 14 Zentimeter über dem langjährigen mittleren Wasserstand. Vom Maximalwert zu dieser Jahreszeit war man freilich noch gut einen Meter entfernt.

In den vergangenen 72 Stunden fielen in Vorarlberg laut Angaben des Landes Vorarlberg in fast allen Orten über 130 Liter Regen pro Quadratmeter, an einzelnen Stellen auch deutlich mehr. Im Flussgebiet der Dornbirner Ache waren es über 170 Liter, was den Fluss auf ein ein- bis fünfjährliches Hochwasser ("kleines Hochwasser") ansteigen ließ. Auch die Ill und der Lech führten ein solches kleines Hochwasser.

Feuerwehr im Dauereinsatz

Der Dauerregen machte etliche Einsätze der Feuerwehren notwendig, besonders betroffen waren nach Angaben der Rettungs- und Feuerwehrleitstelle Götzis im Bezirk Feldkirch und der Bezirk Dornbirn. In der Mehrzahl der Fälle ging es aufgrund des stark angestiegenen Grundwasserpegels um voll gelaufene Keller, aber auch einzelne kleinere Hangrutschungen wurden gemeldet. Übergelaufene Gewässer machten auch Straßensperren notwendig, so waren die Riedstraße zwischen Lustenau und Wolfurt und die Achfurt in Dornbirn zunächst nicht befahrbar.