27. Februar 2020 | 12:19 Uhr

Grüne Weihnachten © picture-alliance/dpa

2,7 Grad zu warm

Zweitwärmster Winter der Messgeschichte

 Um 2,7 Grad über dem vieljährigen Mittel - Schneemengen deutlich unterdurchschnittlich 

Der Winter 2019/20 war extrem mild und damit der zweitwärmste der 253-jährigen Messgeschichte. Er lag im Tiefland Österreichs um 2,7 Grad über dem vieljährigen Mittel, berichtete die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) am Donnerstag. Die Schneemengen waren deutlich unterdurchschnittlich.
 
Der wärmste Winter wurde 2006/07 mit 3,4 Grad über dem Mittel verzeichnet. "Den dritten Platz teilen sich die Winter 2013/2014 und 2015/2016 mit 2,6 Grad", sagte ZAMG-Meteorologe Alexander Orlik.
 
Im diesem Winter dominierten wechselhafte Westwetterlagen, die vom Atlantik milde Luft nach Österreich brachten und Hochdrucklagen, mit sonnigem, mildem Wetter im Bergland und teils zähem Nebel im Flachland. Kalte Wetterlagen mit Nord- oder Ostströmung gab es dagegen nur selten.
 

Deutlicher Trend

Die Daten bestätigen den Trend zu immer milderen Wintern. Deutlich zu kalte Winter seien in den vergangenen 50 Jahren die Ausnahme gewesen, die meisten erwiesen sich als überdurchschnittlich warm: "Die vier wärmsten Winter der 253-jährigen Messgeschichte waren in den 2000er-Jahren. Einer der wenigen deutlich zu kalten Winter der letzten Jahre war 2005/06 mit 2,1 Grad unter dem Mittel der Klimavergleichsperiode 1981 bis 2010", berichtete Orlik.
 
Auf den Bergen war 2019/20 der viertwärmste Winter der Messgeschichte. Im Februar gab es sogar vereinzelt Rekorde. So hatte es am 17. Februar am Sonnblick, in 3.106 Meter Seehöhe, plus 3,9 Grad. Das war die höchste Temperatur in einem Februar seit Beginn der Messungen am Sonnblick im Jahr 1886. Zum Vergleich: An einem durchschnittlichen Tag im Februar beträgt das Tagesmaximum der Lufttemperatur am Sonnblick minus neun Grad.
 
Der Winter 2019/20 brachte im Großteil Österreichs um mehr als 75 Prozent weniger Eistage (Temperatur ganztägig unter null) als ein durchschnittlicher Winter. An den ZAMG-Wetterstationen Innsbruck Universität und Salzburg Freisaal gab es sogar im gesamten Winter keinen einzigen Eistag. Das kam an diesen Messstationen erst ein einizges Mal vor, im Winter 2013/14. Linz erreicht diesen Winter mit nur zwei Eistagen einen neuen Negativrekord. In einem durchschnittlichen Winter gibt es hier 20 Eistage.
 

Noch nie so wenige Schneetage

Extrem war die Schneesituation in tiefen Lagen. "In fünf Landeshauptstädten gab es noch nie so wenige Tage mit einer geschlossenen Schneedecke wie in diesem Winter. Das waren Bregenz, Linz, St. Pölten, Graz Universität und Wien Hohe Warte", sagte Orlik.
 
Die Summe der täglichen Neuschneemenge lag selbst in höheren Lagen meist um zehn bis 50 Prozent unter einem durchschnittlichen Winter. Nur ganz vereinzelt gab es um zehn bis 30 Prozent höhere Neuschneesummen als im Mittel, wie in Seefeld (Tirol, 1.198 Meter), in Obertauern (Salzburg, 1.772 Meter) und in Rauris (Salzburg, 934 Meter).
 
Die Zahl der Sonnenstunden lag in diesem Winter in der österreichweiten Auswertung um 20 Prozent über dem Mittel und war eine der fünf höchsten der vergangenen 95 Jahre. Sehr unterschiedlich verteilt waren die Niederschlagsmengen. Im Süden und stellenweise im Osten Österreichs war der Winter 2019/20 um 15 bis 50 Prozent trockener als im Mittel. Der Westen und der Norden Österreichs verzeichneten hingegen größtenteils um 15 bis 40 Prozent mehr Niederschlag als im Mittel.