20. April 2012 | 07:46 Uhr

tsunami_epa.jpg © EPA (Symbolfoto)

Wissenschaftler warnen

Tsunami-Gefahr im Norden Griechenlands

Gefahr wird laut Wissenschaftlern unterschätzt. Letzte Riesenwelle gab es dort 1893.

Die Tsunami-Gefahr in Griechenlands Nordosten wird nach Einschätzung deutscher Wissenschafter unterschätzt. Im Norden habe es in den vergangenen 5.000 Jahren immer wieder Tsunamis gegeben, sagte der Geologe an der RWTH Aachen, Professor Klaus Reicherter, am Donnerstag. Das hätten zahlreiche Bodenuntersuchungen an der Nordküste ergeben.

Fünf Meter hohe Wellen'
Demnach könnten drei bis fünf Meter hohe Wellen auf die Küste schlagen. "Aufgrund unserer Ergebnisse wissen wir, dass sich die Ereignisse wiederholen. Es sind keine singulären Ereignisse", sagte der Experte für Georisiken.

Gefährdete Region

Die Nordostküste müsse in die Liste der Tsunami-gefährdeten Regionen Griechenlands aufgenommen werden. Vor allem in den Sommermonaten mit einem starken Badebetrieb an den Stränden, könne es Tote geben. Bekannt sei bisher das Tsunami-Risiko an den Küsten im Süden des Landes.

Anlass für die wissenschaftlichen Untersuchungen im Norden war eine Quelle des griechischen Gelehrten aus der Antike Herodot. Darin habe er beschrieben, wie 479 vor Christus mächtige Wellen Hunderte von Persern nach dem Angriff auf den Ort Potidaea im Norden mitriss. Dieser Spur ging Reicherter mit seinen Kollegen nach.

Die Forscher machten in den vergangenen vier Jahren Bohrungen in der nördlichen Küstenregion. In Lagunen suchten sie nach den für Tsunamis typischen Ablagerungen von Sanden oder Kiesen aus dem Meer. Hinweise gaben auch Ansammlungen von tonnenschweren Steinblöcken, "wo man sich fragt, wie kommen die aus dem Meer raus", sagte Reicherter.

Gewisse Gefahr

"Wir haben mehrere historische Tsunamis an der Küste gefunden. Das heißt, es gibt eine gewisse Gefahr für die Küste", stellte Reicherter fest. Gestützt werde das durch die geologischen Gegebenheiten in dem Gebiet. Risikofaktoren seien die nordanatolische Störungszone, die in Teilstücken aufreiße, und das mit 1.700 Metern tiefe Meeresbecken. Den letzten Tsunami habe es 1893 in der Gegend gegeben.