07. Juli 2012 | 21:28 Uhr
Russland
Über 140 Tote bei Überschwemmungen
Viele Opfer in südrussischem Urlaubsgebiet wurden im Schlaf überrascht.
Angesichts verheerender Überschwemmungen mit mehr als 140 Toten in Südrussland ist der russische Präsident Wladimir Putin zu einer Krisensitzung im Katastrophengebiet eingetroffen. Der Präsident verschaffte sich am Samstag zunächst bei einem Flug im Helikopter einen Überblick über die Situation in der überfluteten Region Krasnodar. Danach habe Putin mit Mitarbeitern des Zivilschutzes über die weiteren Rettungsarbeiten beraten, meldete die Agentur Interfax.
Die Behörden in der Schwarzmeer-Region rund 1200 Kilometer südlich von Moskau gaben die Zahl der Toten in der Nacht zum Sonntag mit 141 an. Sie sprachen von der schlimmsten Katastrophe seit Jahrzehnten. Die meisten Toten gibt es im Bezirk Krimsk, wo der Fluss Bakanka über die Ufer trat. Weitere Tote wurden aus dem Badeort Gelendschik am Schwarzen Meer und aus der Hafenstadt Noworossijsk gemeldet.
Eine Bewohnerin der Stadt Krimsk sagte der Nachrichtenagentur AFP, die Behörden hätten keine Warnung ausgegeben, das Unglück sei völlig überraschend gekommen. "Das Wasser stieg sehr schnell, die Erdgeschosse wurden in fünf bis zehn Minuten überflutet, das Wasser riss Bordsteinkanten weg und sogar Stücke vom Asphalt", berichtete sie. Eine Frau habe die Nacht auf einem Baum verbringen müssen, bevor sie gerettet werden konnte.
Krimsk war am Samstagabend noch immer ohne Strom. Spuren an den Häuserwänden zeigten, dass die Fluten in der Stadt bis zu sieben Meter hoch gestiegen waren. Die Pensionistin Lidija Polinina berichtete, sie und ihre Familie seien durch ein Fenster geflohen: "Unser Haus war bis zur Zimmerdecke überflutet, wir konnten die Tür wegen des Wassers nicht öffnen. Also haben wir das Fenster zerschlagen, um rauszuklettern." Sie habe ihren fünfjährigen Enkel aufs Dach ihres Autos gehievt, und dann seien sie in die Dachkammer geklettert. "Ich weiß nicht, wie wir es geschafft haben zu überleben."
Die örtlichen Behörden dementierten im Internet verbreitete Gerüchte, wonach es sich um eine von Menschen verursachte Katastrophe handle, die durch eine nicht geschlossene Sperre an einem Stausee ausgelöst worden sei. Nach Behördenangaben sind mindestens 13.000 Menschen von den Überschwemmungen betroffen. In der Region Krasnodar wurde die Polizei bei Einbruch der Dämmerung in Alarmzustand versetzt, um gegen mögliche Plünderer vorzugehen.
Die Überschwemmungen wurden nach Behördenangaben ausgelöst durch ungewöhnlich heftige Regenfälle. In Gelendschik hatte es zuvor binnen 24 Stunden soviel geregnet wie sonst in fünf Monaten.