05. Februar 2012 | 14:10 Uhr
Wetter-Chaos
Europa im Würgegriff der Eiszeit-Kälte
Mehr als 280 Kälte-Tote, Schnee in Mallorca , Italien ruft Notstand aus.
Eine Woche nach dem heftigen Wintereinbruch in Europa sind mehr als 280 Menschen in Kälte, Eis und Schnee gestorben. Allein in der Ukraine fanden bis zum Wochenende 131 Menschen den Kältetod. Der stärkste Schneefall seit Jahrzehnten löste vor allem in Serbien und Italien ein Verkehrschaos aus. Zehntausende blieben ohne Strom. Soldaten wurden zu Räumarbeiten eingesetzt.
In Mittel- und Süditalien herrschte Winterchaos. Zwei Menschen starben, als Dächer unter der Last des Schnees zusammenbrachen. Bis zu 120.000 Menschen waren zeitweise ohne Strom. Tausende blieben in Zügen oder Autos stecken. In Rom und anderen Städten waren Soldaten eingesetzt, um die Straßen von Schnee und Eis zu befreien.
Angesichts einer bis zu zwei Meter hohen Schneedecke galt in Serbien am Samstag in fast 30 Gemeinden der Ausnahmezustand. Alle Volks- und Mittelschulen sowie Kindergärten sollten diese Woche geschlossen bleiben. Die Regierung in Belgrad rief die Bürger zur Hilfe beim Schneeräumen auf. Lawinen schlossen etwa 90 Menschen in einem Straßentunnel in Montenegro 24 Stunden lang ein. Im kroatischen Dalmatien wurde der Notstand ausgerufen.
In der Ukraine erfroren am Wochenende wieder 30 Menschen bei Rekordtemperaturen von minus 30 Grad Celsius; in Rumänien waren es zehn Menschen und damit seit Ausbruch der Kältewelle insgesamt 34. In Polen starben laut Regierung am Samstag und Sonntag 15 Bürger im Frost. Dort erlitten bisher insgesamt 53 Menschen den Kältetod. Hinzu kommen mindestens sechs Todesfälle wegen Kohlenmonoxidvergiftungen in Wohnungen mit defekten Kohleöfen. Im Baltikum kostete der Frost bis Samstag weiteren drei Menschen das Leben.
Dem harten Winter fallen europaweit vor allem Obdachlose zum Opfer. Aus Frankreich wurden am Wochenende drei neue Kältetote und damit insgesamt vier gemeldet. Zudem starb ein elfjähriger Bub, als er durch das Eis in einen See einbrach. In Südtirol kamen zwei Skifahrer in einer Lawine ums Leben.
In Italien rammte ein Fährschiff in Civitavecchia nordwestlich von Rom im Schneesturm einen Hafendamm und wurde dabei schwer beschädigt. Das Schiff mit mehr als 300 Passagieren und Besatzung an Bord wurde evakuiert.
In Großbritannien reichten rund zehn Zentimeter Schnee aus, um ein Verkehrschaos auszulösen. Europas größter Flughafen London-Heathrow strich rund 380 Flüge und damit ein Drittel aller Starts und Landungen für Sonntag. In Frankreich wurde auf dem Flughafen von Toulouse der Verkehr wegen starken Schneefalls zeitweise eingestellt. Busse blieben in den Depots. Aus Belgien und der Schweiz wurden Störungen im Bahnverkehr gemeldet.
Die Kältewelle drang selbst bis Nordafrika vor. In höheren Lagen der algerischen Hauptstadt Algier fiel seit Jahren wieder richtig Schnee. Zahlreiche Kinder, die noch nie weiße Flocken gesehen hatten, stürzten sich nach Augenzeugenberichten begeistert nach draußen.
Einen Kältetoten gab es am Wochenende auch in Österreich. Nach einem Sturz am Weg vom Auto zum Haus ist ein 66-jähriger Kärntner in der Nacht auf Samstag in der Obersteiermark erfroren. Der Tote wurde Samstag früh von einem Gemeindearbeiter auf dem Zufahrtsweg zu einer Wochenendhaussiedlung auf der Turracher Höhe (Bezirk Murau) gefunden.