30. Jänner 2018 | 13:01 Uhr

mayon.jpg © Reuters

Philippinen

Vulkan: Die Angst vor dem 1. Februar

Die Philippiner zittern: Der berüchtigte Termin rückt immer näher

Mit der Gefahr durch den Mayon lebt Edna Villadolid, seit sie denken kann. Fünf Mal hat sie den aktivsten Vulkan der Philippinen, einen nahezu perfekt geformten Berg von 2.462 Meter Höhe, nun schon ausbrechen sehen.
 
"Früher bin ich mit meinen Freundinnen auf den Reisfeldern rumgerannt, wenn es eine Eruption gab, weil das so ein schönes Bild ist." Heute ist sie 38 und hat selbst zwei Kinder. Wenn die beiden hinaus auf die Straße gehen, sind ihre Sorgen nun um einiges größer. Die zierliche Frau gehört zu den schon mehr als 80.000 Menschen, die wegen eines möglichen neuen Ausbruchs des Mayon ihre Unterkünfte verlassen mussten. Jetzt lebt sie in einem Notquartier ganz in der Nähe der Stadt Legazpi, die am Fuße des Vulkans liegt.

Berüchtigter Termin

Seit dem 13. Jänner spuckt der Mayon nun wieder Asche und Lava. Es gilt Alarmstufe 4. Bedeutet: In allernächster Zeit kann es einen gewaltigen Ausbruch geben.
 
Mit besonderer Sorge sehen viele hier dem Donnerstag entgegen, dem 1. Februar. Villadolid gehört zu denen, die glauben, dass dann passieren könnte, was alle fürchten: der "Big Bang", eine enorme Eruption. Grund für die zunehmende Nervosität ist, dass die schlimmste Katastrophe am Mayon an einem 1. Februar geschah - auch wenn das schon mehr als zwei Jahrhunderte zurückliegt. 1815 starben an diesem Tag mehr als 1.200 Menschen. Ein ganzes Dorf verschwand.
 
"Was ist, wenn sich das wiederholt?", sagt Villadolid. "Ein schlimmer Gedanke." Marlyn Balunso, ebenfalls Mutter von zwei Kindern, aber erst 27, treibt noch ein anderer Gedanke um. Am 31. Jänner ist auch zum zweiten Mal in diesem Monat Vollmond, was eigentlich nur alle Jubeljahre vorkommt. "Jetzt hat jeder Angst vor dem doppelten Vollmond und dem 204. Jahrestag", meint sie und umarmt ihren sechs Monate alten Sohn besonders intensiv.

Nur Aberglaube

Für Wissenschafter ist das alles Aberglaube. "Diese Dinge haben nichts mit dem Ausbruch eines Vulkans zu tun", sagt Paul Alanis vom Philippinischen Institut für Vulkanologie und Seismologie (Phivolcs). "Wenn ein Vulkan ausbricht, dann macht er das unabhängig von einem Termin und irgendeiner Gelegenheit." Ob und wann das beim Mayon der Fall sein wird, weiß augenblicklich niemand. Es kann auch sein, dass er sich wieder völlig beruhigt. In den letzten 500 Jahren kam es aber auch schon 50 Mal anders.
 
In den vergangenen Tagen schien es, als würde sich der Mayon etwas beruhigen, aber am Dienstag brodelte er wieder kräftig. Zudem warnen die Behörden nach starkem Regen jetzt auch vor gefährlichen Erdrutschen. Die frischen Eruptionen haben Millionen Kubikmeter Lava, Schlacke und andere Materialien auf die Hänge geschleudert. Der Regen droht nun, das Ganze als Schlamm auf die umliegenden Dörfer rutschen zu lassen.
 
Aus wissenschaftlicher Sicht ist bisher nichts Außergewöhnliches passiert. Die Philippinen liegen auf dem Pazifischen Feuerring, der geologisch aktivsten Zone der Erde. Die neuseeländische Geologin Janine Krippner meint: "Das Ding heißt nicht Pazifischer Feuerring, weil es dasitzt und nichts tut. Das ist ein riesengroßes Gebiet, das ständig sehr in Bewegung ist."
 

Feuerring

Der Ring zieht sich wie ein Hufeisen knapp 40.000 Kilometer um den Pazifik, den größten Ozean der Erde - von Chile über die Küsten Süd- und Nordamerikas hinauf bis zu den Aleuten und den Kurilen, weiter in Richtung Süden über Japan, die Philippinen und Indonesien bis nach Neuseeland und schließlich hinunter zur Antarktis. Hier befinden sich mehr als die Hälfte aller aktiven Vulkane der Welt. Hier werden auch 90 Prozent aller Erdbeben gemessen.
 
Neben dem Mayon brodeln aktuell auch mehrere andere Vulkane gefährlich vor sich hin. Auf der indonesischen Insel Bali gilt rund um den Agung bereits seit Ende November die höchste Alarmstufe. Mehr als 45.000 Menschen leben jetzt schon seit zwei Monaten in Notquartieren. Eruptionen gibt es auch an einem anderen indonesischen Vulkan, dem Sinabung auf Sumatra, 3.000 Kilometer weit weg. Auf Papua-Neuguinea ist gerade der Kadovar aktiv.
Für die Experten ist das etwas, was seit Hunderten und Tausenden von Jahren passiert - nur, dass es heute mehr Beachtung findet als in früheren Zeiten. Krippner, die derzeit einen Lehrauftrag in den USA hat, meint: "Wir haben jetzt Satelliten, die mehr Eruptionen sichten. Und wir haben das Internet, in dem mehr über Eruptionen geredet wird."

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