21. Juli 2015 | 17:15 Uhr
Klimawandel
USA: Dank Wirtschaftsflaute weniger CO2
Einfluss der Umstellung von Kohle auf Erdgas geringer als angenommen.
Zwischen 2007 und 2013 sanken die Kohlendioxid-Emissionen der USA aus fossilen Brennstoffen um rund elf Prozent - dank der Umstellung von Kohle auf Erdgas in der Stromproduktion, dachte man bisher. Tatsächlich war die Wirtschaftsflaute für das Gros des Rückgangs verantwortlich, berichtet der aus Österreich stammende Ökonom Klaus Hubacek von der Uni Maryland im Fachjournal "Nature Communication".
"Bei der Stromproduktion mit Erdgas wird nur halb so viel Kohlendioxid (CO2) emittiert wie bei Kohle", erklärte Ko-Autor Laixiang Sun, der ebenfalls an der University of Maryland arbeitet und auch am Internationalen Institut für angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg bei Wien forscht. Bei dieser Berechnung werde aber nicht die Freisetzung des Treibhausgases Methan aus Bohrungen und Pipelines berücksichtigt, so Sun in einer Aussendung des IIASA.
Kaum Effekt durch Brennstoffwechsel
Im Beobachtungszeitraum ging der Anteil von Strom aus Kohlekraftwerken in den USA von 50 auf 37 Prozent zurück. Ein Großteil davon wurde durch günstiges Erdgas ersetzt, das mit Hilfe des umstrittenen Verfahrens Fracking gewonnen wird. Weil diese Verschiebung gleichzeitig mit dem CO2-Rückgang ablief, ginge viele Beobachter von einem Zusammenhang aus.
"Wenn wir die Faktoren nicht kennen, die zum Rückgang der CO2-Emissionen geführt haben, werden wir auch in Zukunft nicht wirksame Maßnahmen setzen können", erklärte Hubacek. Die Forscher haben deshalb die Herkunft der CO2-Emissionen der USA seit 1997 analysiert. Während der Anstieg des Kohlendioxid-Ausstoßes zwischen 1997 und 2007 vor allem (zu 71 Prozent) durch Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum verursacht wurde, sind 83 Prozent des CO2-Rückgangs zwischen 2007 und 2013 eine Folge geringerer Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen.
Nur 17 Prozent des Rückgangs gingen auf das Konto des Brennstoff-Wechsels in der Stromproduktion. Selbst als es ab 2009 mit der US-Wirtschaft langsam wieder bergauf ging, waren der hohe Benzinpreis, der milde Winter im Jahr 2012 und energieeffizientere Produktion wichtigere Faktoren für den CO2-Rückgang als der Umstieg von Kohle auf Gas.
Politische Maßnahmen entscheidend
Die Studienautoren gehen davon aus, dass angesichts des Wirtschaftswachstum eine weitere Umstellung der US-Stromproduktion von Kohle auf Gas die CO2-Emissionen nur bedingt eindämmen wird. Deren Reduktion werde vielmehr von politischen Maßnahmen abhängen.
Der Öko-Ökonom Hubacek hat an der Wirtschaftsuniversität Wien studiert und seinen PhD am Rensselaer Polytechnic Institute in Troy (US-Bundesstaat New York) absolviert. Seit 2011 ist er Professor an der University of Maryland.