31. Jänner 2019 | 13:34 Uhr
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Mega-Kälte in den USA
Trump 'wünscht sich Erderwärmung zurück'
Donald Trump hat die aktuelle arktische Kältewelle in weiten Teilen der USA für Spott über wissenschaftliche Erkenntnisse zum Klimawandel genutzt.
"Was zum Teufel ist mit der Erderwärmung los? Bitte komm schnell zurück, wir brauchen dich", schrieb er im Kurzbotschaftendienst Twitter.
In the beautiful Midwest, windchill temperatures are reaching minus 60 degrees, the coldest ever recorded. In coming days, expected to get even colder. People can’t last outside even for minutes. What the hell is going on with Global Waming? Please come back fast, we need you!
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) 29. Januar 2019
Tatsächlich könnte das Phänomen laut Experten mit der Erderwärmung zusammenhängen. Diese These muss allerdings noch weiter untersucht werden.
Luft in 20 bis 25 Kilometern Höhe ist bis zu minus 70 Grad kalt
Was ist die Ursache: Der massive Wintereinbruch wird durch den sogenannten Polarwirbel verursacht. Das ist ein gigantische Ansammlung sehr kalter Luft, die in 20 bis 25 Kilometern Höhe um den Nordpol kreist. Im Winter misst sie üblicherweise etwa minus 70 Grad Celsius. Normalerweise wird sie vom Jetstream - einer starken Windströmung in höheren Luftschichten - über der Arktis gehalten. Dieser aber kann "flattern" oder sich abschwächen - und der Polarluft den Weg nach Süden eröffnen.
"Gelegentlich bewegt sich der Polarwirbel quasi in Kurven und genau das passiert gerade", erläuterte US-Experte Ben Kirtman, Professor an der Rosenstiel School of Marine and Atmospheric Science in Miami. Wenn dieser Wirbel stark schwanke, könne "eine große Kaltluftblase sehr weit nach Süden vordringen".
Jetstream verursacht Mega-Kälte
Wie ungewöhnlich ist das: Solche Schwankungen der atmosphärischen Luftströmungen sind Kirtman zufolge üblich und liegen im Rahmen historischer Erfahrungswerte. "Der Jetstream weist immer Wellenbewegungen auf." Angetrieben wird er wesentlich von dem Temperaturunterschied zwischen kalten Polen und warmen Tropen. Je stärker das Gefälle, desto kräftiger ist der Jetstream - und desto besser hält er auch den Polarwirbel stabil.
So ist es zumindest in der Theorie, in der Praxis sind die Dinge noch etwas komplizierter: Denn auch ein zu starker Jetstream kann dem Fachmann zufolge instabil werden. Auch dies führt eventuell dazu, dass der Starkwindgürtel und der Polarwirbel Wellen werfen, erklärte Kirtmann.
Arktis erwärmt sich doppelt so schnell wie restlicher Planet
Gibt es eine Verbindung zum Klimawandel: Bekannt ist, dass sich die Arktis im Zuge des Klimawandels doppelt so schnell erwärmt wie der übrige Planet. Es gibt außerdem Hinweise darauf, dass dadurch die Temperaturdifferenz zwischen Polen und Tropen sinkt. Das könnte zu einer Abschwächung des Jetstreams führen und diesen anfälliger für Schwankungen machen. In der Folge könnte es zu häufigeren oder weit reichenderen Polarlufteinbrüchen in südlicheren Regionen kommen.
Erderwärmung verantwortlich für Extrem-Wetter
Forscher analysieren Daten, um den Zusammenhängen zwischen Klimawandel und Extremwettern nachzugehen. Bei Starkregenfällen, Hitzewellen, Dürren und Waldbränden fanden sie bisher die klarsten Hinweise. Experten des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIk) etwa sehen zunehmende Belege dafür, dass die Erderwärmung die komplexen Zirkulationsmuster in der höheren Atmosphäre verzerrt und dadurch zu häufigerem "Blockadewetter" mit anhaltenden Extrembedingungen führt. Gewissheit darüber herrscht bisher allerdings noch nicht.
Kirtman zufolge gibt es auch hinsichtlich der Schwankungen des Jetstreams und Verschiebungen des Polarwirbels bisher noch keine eindeutigen Antworten. "Es gibt einige Hinweise auf eine Verbindung zum Klimawandel. Aber ich würde betonen, dass das Urteil noch nicht feststeht."