19. März 2014 | 11:57 Uhr
Studie
Sonnenstürme sind häufiger als angenommen
2012 hatte die Erde Glück: Drei aufeinanderfolgende Sonnenstürme zogen in die falsche Richtung.
Neue Analysen der "Stereo"-Sonnensatellitendaten der NASA zeigen: Aufeinanderfolgende Massenauswürfe können sich enorm aufschaukeln, das betonten Forscher in Berkely unter Grazer Beteiligung im Magazin "Nature Communications". Nach sogenannten koronaren Masseauswürfen (CME) werden große Mengen geladener Sonnenteilchen in den Weltraum geschleudert. "Sie sind die Quelle der stärksten Störungen in der Erdmagnetosphäre, und eine "Super-CME" könnte eine große Gefahr für unsere moderne technologische Infrastruktur darstellen", schilderte der Grazer Astrophysiker Christian Möstl und Mitautor der jüngsten Publikation im Gespräch mit der APA.
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Die Erde hatte 2012 großes Glück:
Gemeinsam mit Kollegen hat er während seines Forschungsaufenthaltes an der University of California in Berkely mithilfe der Daten der US-amerikanischen Mission "Stereo" erstmals die Entstehung eines extremen Sonnensturmereignisses nach kurz aufeinanderfolgenden koronalen Massenauswürfen der Sonne rekonstruiert. Die "Stereo"-Mission kann koronale Massenauswürfe erstmals in ihrem dreidimensionalen Aufbau erfassen und auf ihrem Weg von der Sonnenoberfläche ins Weltall und etwa auch zur Erde verfolgen.
Und was sich demnach im Juli 2012 im Bereich der von der Erde abgewandten Seite der Sonne in der Folge von drei mittelschweren Massenauswürfen zugetragen hat, klingt in der Schilderung Möstls eindrucksvoll: Zwei Sonnenstürme haben sich demnach fast gleichzeitig von der Sonne gelöst. Durch die gegenseitige Interaktion erreichte ihr Magnetfeld die etwa zehnfache Stärke eines normalen Sonnenwindes. Und nachdem sie sich im Windschatten des vorhergehenden Sturmes befunden haben, waren sie mit 2.000 Kilometern pro Sekunde unterwegs. "Für die Entfernung Sonne-Erde hätten sie nur 19 Stunden gebraucht. Glücklicherweise sind sie auf der erdabgewandten Seite der Sonne entstanden und haben sich in die der Erde entgegengesetzte Richtung bewegt", betonte Möstl. Wäre die Erde im Schussfeld der Teilcheneruption gelegen, wären die Folgen für die technologische Infrastruktur nicht absehbar gewesen. "Es gibt in der jüngsten Vergangenheit keinen Präzedenzfall für einen ähnlich starken Sonnensturm", so der Grazer Forscher.
Sonnenstürme gibt es häufiger als bisher angenommen:
Die Beobachtungsdaten würden zum einen zeigen, wie Sonnenstürme durch eine Kombination verschiedener Events entstehen und durch die Wechselwirkungen extreme Dimensionen annehmen können und wie wichtig es ist, künftig die CME-CME-Wechselwirkung in der Weltraumwetterforschung und -vorhersage zu berücksichtigen. Zudem sei zu berücksichtigen, dass sich der beobachtete Super-Sonnensturm in einem "schwachen" Sonnenzyklus ereignet hat. "Wir müssen davon ausgehen, dass solche Ereignisse nicht so selten sind wie wir bisher vermutet haben", so Möstl.