25. Februar 2014 | 13:14 Uhr
China
Smog-Alarm für 400 Millionen
Die Schadstoffbelastung ist in vielen Städten "gefährlich". Es gilt die zweithöchste Smog-Alarmstufe "Orange".
Der Luftindex überstieg vielerorts Werte von 400, was dem 16-Fachen des von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlenen Grenzwertes entspricht. In der nordöstlich von Peking gelegenen Stadt Tangshan wurde sogar ein Wert über 800 gemessen.
Peking ist "gefährlich":
Das Meteorologische Zentrum verhängte den Smogalarm für die Metropolen Peking und Tianjin sowie die sechs Provinzen Hebei, Shanxi, Shandong, Henan, Shaanxi und Liaoning. Die Hauptstadt, wo schon seit Freitag Alarmstufe "Orange" gilt, litt schon den siebenten Tag in Folge unter schlimmer Luftverschmutzung. Die Luft roch verraucht. Die Sichtweite betrug nur noch wenige hundert Meter. Am Dienstag erreichten die Luftwerte für den besonders gefährlichen Feinstaub in Peking das 17- bis 20-Fache des WHO-Richtwertes.
In der Hauptstadt waren die Krankenhäuser mit Patienten überfüllt, die unter Atemwegs- oder Herz- und Kreislaufproblemen litten. Die Gesundheitsbehörden riefen besonders ältere Menschen und Kinder auf, nicht vor die Tür zu gehen. Die 20 Millionen Pekinger sollten sich mit Atemmasken gegen die schlechte Luft schützen, falls sie auf die Straße müssten. Schulen sagten Aktivitäten im Freien ab. Die morgendliche Flaggenzeremonie wurde vielfach nach drinnen verlegt.
Die Luft ist Gift für die Lunge:
Ärzte warnten vor den gesundheitlichen Folgen des Smogs. Hohe Schadstoffbelastungen schwächten das Immunsystem und könnten den Ausbruch von Atemwegsproblemen oder Herz- und Kreislauferkrankungen erleichtern. Besonders vom Smog betroffen waren Patienten mit Asthma, Herzkrankheiten oder Bronchialleiden. Nach Schätzungen chinesischer Wissenschafter sterben jährlich 350.000 bis 500.000 Chinesen vorzeitig an den Folgen von Luftverschmutzung.
© Getty/ChinaFotoPress
In der Bevölkerung regte sich Kritik an den Behörden, die trotz der hohen Schadstoffbelastung nicht die Alarmstufe "Rot" ausrufen, was Fahrverbote für die Hälfte der Autos und weitreichende Fabrikschließungen zur Folge hätte. Die Tageszeitung "China Daily" forderte in einem Kommentar "einschneidende Maßnahmen", damit örtliche Behörden umdenken. Jene müssten bestraft werden, die der Wirtschaftsentwicklung Vorrang vor der Nachhaltigkeit einräumten.
"Die Luftverschmutzung, unter der wir jetzt leiden, ist das Ergebnis vieler Jahre industrieller Entwicklung, ohne jemals der Beschränkung der Umweltverschmutzung ausreichend Aufmerksamkeit geschenkt zu haben", schrieb das Blatt. Die Beseitigung umweltverschmutzender Zement- oder Stahlwerke werde verschleppt, weil örtliche Behörden um ihre Einnahmequellen bangten. Modernisierungen für den Umweltschutz seien häufig das letzte, wozu lokale Stellen bereit seien.