24. Oktober 2016 | 10:39 Uhr

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Nach Absturz

NASA entdeckt Euro-Raumsonde auf dem Mars

Von der Euro-Raumsonde "Schiaparelli" blieb nicht mehr als ein schwarzer Punkt.

Das erste europäisch-russische Mars-Landegerät ist beim Aufprall auf der Oberfläche des Roten Planeten wahrscheinlich explodiert. Die Sonde "Schiaparelli" schlug mit einer Geschwindigkeit von mehr als 300 Stundenkilometern auf der Oberfläche auf.

"Das ist traurig, aber wir müssen feststellen, dass die Sonde nicht erfolgreich gelandet ist", sagte Esa-Chef Jan Wörner. Es sei wahrscheinlich, dass das Landegerät beim Aufprall mit vollen Tanks explodierte. Der Kontakt zu dem 600 Kilo schweren Modul war etwa 50 Sekunden vor der Landung abgerissen. Später trafen über die Muttersonde umfangreiche Daten von der kritischen Abstiegsphase ein, die aber zunächst keine Klarheit schafften.

NASA entdeckt Absturzstelle

Weitere Erkenntnisse haben die Forscher mit Hilfe der Raumsonde "Mars Reconnaissance Orbiter" (MRO) der US-Raumfahrtbehörde Nasa gewonnen. Auf Bildern erkannten sie erstmals zwei neue Punkte: einen weißen, der wahrscheinlich vom Bremsfallschirm von "Schiaparelli" stammt, und einen großen dunklen. Dieser sei etwa 15 Meter lang und 40 Meter breit und dürfte Oberflächenmaterial sein, das bei dem Aufprall in die Luft wirbelte.

Vieles klappte bei "Schiaparelli" wie geplant: Der Fallschirm öffnete sich, und bremste zusammen mit dem Hitzeschild und der dünnen Atmosphäre das Landegerät von 21.000 Stundenkilometern auf 300 Stundenkilometern ab. Auch die Triebwerke gingen an - schalteten sich aber viel zu früh ab.

Weitere Erkenntnisse erhoffen sich die Weltraumforscher von der weiteren Auswertung der Abstiegsdaten der Testsonde. 600 Megabyte Daten wurden übermittelt. In der kommenden Woche sollen sie auch Bilder von der höchsten auflösenden Kamera an Bord von MRO bekommen. Die jetzigen Bilder haben nur eine Auflösung von sechs Metern pro Pixel. Sie hoffen, dann auch den Hitzeschild finden zu können, der in großer Höhe wie geplant abgeworfen wurde.

Daten sollen Landung des Rovers verbessern

Russische Raumfahrtexperten rechnen unterdessen mit einer Fortsetzung der ExoMars-Mission. "Da das Projekt bereits läuft, denke ich, dass die Spezialisten es fortsetzen, aber ihre Arbeiten an bestimmten Phasen der Landung verstärken werden", sagte Iwan Moissejew vom Institut für Raumfahrtpolitik in Moskau. "Selbstverständlich wird es Korrekturen geben", sagte Alexander Schelesnjakow von der Russischen Akademie der Raumfahrt. Die Daten, die "Schiaparelli" vor dem Absturz gesammelt habe, würden in den Bau eines Landers fließen, der für die zweite Phase des Projekts ExoMars vorgesehen ist.

Die Aufgabe der Ingenieure bestehe nun darin, den Einsatz der Triebwerke für die geplante Landung des Rovers zu verbessern, sagte Moissejew der Agentur TASS. Eine Möglichkeit sei, Ersatztriebwerke einzubauen, schlug er vor. ESA und Roskosmos entwickeln die Instrumente für die zweite Phase von ExoMars gemeinsam. Nach Angaben des Infrastrukturministeriums hat sich Österreich mit 13,9 Mio. Euro an ExoMars beteiligt. Im Gegenzug wurden Aufträge in Höhe von 15,5 Mio. Euro an heimische Unternehmen vergeben.