14. Juli 2015 | 07:54 Uhr
Russland
Klimawandel verursachte Flut-Katastrophe
Erwärmung des Schwarzen Meeres zu den Überschwemmungen in Krymsk.
Die mit mehr als 170 Toten schwerste Überschwemmungskatastrophe in Russland seit dem Ende der Sowjet-Ära vor drei Jahren ist Forschern zufolge auf den Klimawandel zurückzuführen. Dies geht aus einer Studie hervor, welche die Fachzeitschrift Nature Geoscience am Montag veröffentlichte.
Nahe der südrussischen Stadt Krymsk am Schwarzen Meer war im Juli 2012 nach schweren Regenfällen ein Fluss über die Ufer getreten, viele der Opfer wurden im Schlaf von der Flut überrascht und ertranken. Der Studie zufolge war die Überschwemmung so verheerend, weil der Wasserstand des Schwarzen Meeres infolge der Erderwärmung in den vergangenen 30 Jahren angestiegen ist. Demnach hat die Erwärmung die Luftströmungen über dem Schwarzen Meer verändert: Es wird mehr warme und feuchte Luft in die obere Atmosphäre getrieben, was starke lokale Regenfälle verursacht.
Für die Studie hatten britische und deutsche Wissenschafter simuliert, wie das lokale Klima um Krymsk heute ohne die Erderwärmung aussehen würde. Die Computer-Simulationen hätten ergeben, dass erst "die Erwärmung des Schwarzen Meeres die verheerende Überschwemmung von 2012 in Krymsk ermöglicht hat - ein Ereignis, dass 30 Jahre zuvor schlicht unmöglich war", schreibt die Klimaforscherin an der Universität von Oxford, Friederike Otto, in einem Kommentar zu der Studie. Der Anstieg der Temperaturen an der Oberfläche des Schwarzen Meeres habe die Risiken von Überschwemmungen wie der von Krymsk "dramatisch erhöht".
Üblicherweise bringen Wissenschafter den Klimawandel zwar mit Dürrekatastrophen, tropischen Stürmen und Hitzewellen in Verbindung. Sie zögern aber meist, eine bestimmtes lokales Unwetter auf die Erderwärmung zurückzuführen, weil dabei auch natürliche Klimaschwankungen eine Rolle spielen können.
Im Dezember soll eine Weltklimakonferenz in Paris Wege finden, um die Erderwärmung zumindest zu begrenzen. Nach der Überschwemmung in Krymsk waren vier ehemalige Beamte zu Freiheitsstrafen zwischen dreieinhalb und sechs Jahren verurteilt worden. Ihnen wurde vorgeworfen, sie hätten die Bevölkerung nicht rechtzeitig gewarnt.