09. November 2015 | 12:08 Uhr

Klimawandel lässt Städte versinken © Climate Central

Neue Studie

Klimawandel lässt Städte versinken

Bei einer Erwärmung um vier Grad würde der Meeresspiegel extrem steigen.

Eine Klimaerwärmung um vier Grad Celsius wird einer neuen Studie zufolge weltweit 470 bis 760 Millionen Menschen in Küstenregionen gefährden. Bei einem Temperaturanstieg von zwei Grad Celsius wären immer noch 130 Millionen Menschen vom höheren Meeresspiegel betroffen, heißt es in dem Report der US-Forschungsorganisation Climate Central vom Montag.

Millionen Menschen gefährdet
Aufbauend auf einer im Oktober veröffentlichten Studie mit Daten für die USA legen die Forscher vor dem Weltklimagipfel im Dezember in Paris nun interaktives Kartenmaterial für die gesamte Welt vor: In Deutschland würden demnach bei einem Anstieg um vier Grad 3,5 Millionen Menschen gefährdet sein, bei einem zwei-Grad-Plus 1,3 Millionen.

Diashow: Klimawandel lässt Städte versinken

Klimawandel lässt Städte versinken
New York
Klimawandel lässt Städte versinken
New York
Klimawandel lässt Städte versinken
Sydney
Klimawandel lässt Städte versinken
Sydney
Klimawandel lässt Städte versinken
London
Klimawandel lässt Städte versinken
London
Klimawandel lässt Städte versinken
Rio de Janeiro
Klimawandel lässt Städte versinken
Rio de Janeiro
Klimawandel lässt Städte versinken
Shanghai
Klimawandel lässt Städte versinken
Shangha
Klimawandel lässt Städte versinken
Mumbai
Klimawandel lässt Städte versinken
Mumbai
Klimawandel lässt Städte versinken
Durban
Klimawandel lässt Städte versinken
Durban


Am stärksten trifft es demnach China, wo 145 Millionen Menschen in überflutungsbedrohten Regionen leben. Dort wäre auch der Effekt einer Erwärmung um nur zwei Grad am höchsten: Dann wären nur noch 64 Millionen Menschen gefährdet. In zwölf weiteren Nationen - darunter Indien, Bangladesch und Vietnam - müssten jeweils mehr als zehn Millionen Menschen dem Wasser weichen.

Megastädte gefährdet

Zu den zehn am meisten gefährdeten Megastädten zählen Shanghai, Hongkong, Kalkutta und Mumbai. Auf interaktiven Karten können die verschiedenen Szenarien für alle Regionen der Welt betrachtet werden.

"Ein Anstieg des Meeresspiegels ist nichts, wovor man Angst haben müsste, weil er sehr langsam verläuft. Aber er ist etwas, um das man sich sorgen muss, weil er unser Land verschwinden lässt, inklusive der Städte", sagte Co-Autor Anders Levermann vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung laut einer Mitteilung.

Die Forscher legen bei ihren Karten einen Meeresspiegelanstieg von 7,4 bzw. 4,5 Metern zugrunde. Je nach Schadstoffausstoß werden diese Höhen in 200 bis 2.000 Jahren erreicht, hieß es.

Dramatische Auswirkungen

Schon jetzt habe der Meeresspiegelanstieg von global rund 20 Zentimetern seit 1901 drastische Auswirkungen selbst in Industrieländern, sagte Katja Frieler vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. Der Hurrikan "Sandy" führte 2012 zu einer riesigen Sturmflut in New York, die große Teile der Stadt überschwemmte. Durch den höheren Meeresspiegel seien einer Studie zufolge mehr als ein Zehntel mehr Menschen sowie Wohneinheiten betroffen gewesen als ohne diesen Anstieg, so Frieler. Die Kosten der Schäden von 11,9 Milliarden US-Dollar (elf Milliarden Euro) wären ohne den Meeresspiegel um 2,3 Milliarden Dollar niedriger gewesen.

Der Meeresspiegel steigt nach Angaben des Weltklimarates mit zunehmender Geschwindigkeit. Sie liegt derzeit bei mehr als drei Millimeter pro Jahr. Hauptgründe seien die Erwärmung des Meereswassers, das sich dadurch ausdehnt, sowie das Schmelzen des Eises von Gletschern, Grönland und der Antarktis.

Klimaschutzziele nutzen nichts

Die Klimaschutzziele, die auf dem Gipfel in Paris in einen internationalen Vertrag gegossen werden sollen, werden die gefährlichen Folgen des Klimawandels vorerst nicht verhindern. Denn selbst wenn alle Länder ihre angekündigten Ziele vollständig umsetzen sollten, würde die Erdtemperatur immer noch um 2,7 Grad Celsius steigen, rechnete das unabhängige Projekt Climate Action Tracker aus. Das UN-Umweltprogramm (Unep) geht im besten Fall sogar von rund drei Grad Erwärmung aus, wenn alle Länder ihre gesamten Klimaschutzziele erfüllen.

Außerdem habe etwa ein Viertel der 146 Staaten, die bisher nationale Klimaschutzpläne angekündigt haben, diese von finanzieller oder technischer Unterstützung durch die Industrienationen abhängig gemacht, berichtete die Leiterin des UN-Klimasekretariats, Christina Figueres, vor kurzem in Berlin.