11. September 2017 | 06:08 Uhr
Spur der Verwüstung
Hurrikan Irma: 100 Milliarden Schaden
Der Tag nach „Irma“: Jetzt beginnt das Aufräumen. 100 Milliarden Dollar Schaden gibt es.
Hurrikan „Irma“ fräste sich durch die Inselkette Florida Keys, peitschte die Millionen-Metropole Miami mit Sturmböen von 160 km/h und schweren Überschwemmungen k. o. Letztlich zog er eine Schneise der Verwüstung entlang der Florida-Westküste von den Touristenzentren Naples bis nach Tampa.
Vier Todesopfer wurden bisher in Florida gemeldet. Unklar ist aber das Schicksal von jenen, die auf den Keys ausharrten. „Wir wissen nicht, wie viele Tote es gibt“, so Einsatzleiter Bryan Koon. Insgesamt gibt es in den USA und in der Karibik schon mindestens 40 Tote nach „Irma“.
6,7 Millionen saßen in Florida ohne Strom in Dunkeln, 170.000 Einheimische und Urlauber hielten dem Wirbelsturm in Notunterkünften stand. Die krassesten Schäden verursachte aber nicht der Sturm, sondern die Flut danach.
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Wasser in Miami Downtown stand meterhoch
Flut. Vor meinem Hotel in Miami Downtown standen die Wassermassen während der Sturmnacht hüfttief. Die Hotellobby war unter Wasser. Der Strom fiel aus. Sturmböen peitschten das Hochwasser auf. Sirenen heulten, die bizarre Szenerie erinnerte an Hollywood-Endzeitfilme.
Obwohl der Horror-Hurrikan Miami nicht direkt traf, war die Wucht des Sturms gewaltig: Am Tag danach sind die Gehsteige übersät mit Ästen, Palmwedeln und Trümmern. Drei Kräne an Hochhaus-Baustellen knickten ab. Riesige Bäume wurden entwurzelt. Eine Ausgangssperre wurde verhängt, aus Angst vor Plünderungen.
© Reuters
Montag war der Spuk in Miami vorbei. „Irma“ wurde auf einen normalen Tropensturm herabgestuft. Die Wassermassen zogen sich wieder zurück, Keller wurden ausgepumpt.
Bis zu 100 Milliarden Dollar Schaden wird befürchtet. 12.000 Flüge wurden abgesagt. Das wahre Ausmaß der Katastrophe wird sich erst in den nächsten Tagen offenbaren. Inmitten des Horrors bleibt Trost: Es hätte noch weitaus schlimmer kommen können.
So überstand Künstler aus NÖ die Sturmnacht
Herbert Hofer, 73, aus NÖ ließ sich nicht evakuieren. Er harrte in Miami aus.
ÖSTERREICH: Warum blieben Sie in der Stadt?
Herbert Hofer: Seit fast 30 Jahren lebe ich am Ocean Drive, direkt im Art-déco-Viertel. Mein Haus ist 100 Jahre alt, hat feste Mauern. Die Fenster haben meine Frau und ich vernagelt, alles dichtgemacht, so weit das möglich war. Zu bleiben war ein Risiko, aber wir haben Glück gehabt: Der Sturm hat am Haus gerüttelt und geschüttelt, aber in unserem Gebiet wurde zum Glück nichts überflutet, die Dünen hielten die Wassermassen auf.
ÖSTERREICH: Was hören Sie aus der Nachbarschaft?
Hofer: Freunde von mir leben in Miami Downtown, dort stand das Wasser drei Meter hoch. Für die ist das eine Katastrophe.
ÖSTERREICH: Das Schlimmste in der Horror-Nacht?
Hofer: Das klingt zwar lächerlich angesichts der Zerstörungen: Übel war der Stromausfall, du sitzt im Dunkeln, dazu der Lärm. Außerdem sind alle tiefgefrorenen Schnitzel hin.
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Florida Keys über Wochen nicht erreichbar
Nach dem verheerenden Hurrikan "Irma" geht das Weiße Haus davon aus, dass Bewohner der Florida Keys möglicherweise über Wochen nicht auf die Inselgruppe zurückkehren können. Es werde dauern, bis sich die Gegend von dem Sturm erholt habe, sagte der Heimatschutzberater von US-Präsident Donald Trump, Tom Bossert, am Montag in Washington.
Man habe Grund zur Annahme, dass einige der Zugbrücken, die die Straßen zwischen den Inseln verbinden, verbogen seien. "Ich würde davon ausgehen, dass Einwohner über Wochen nicht auf die Keys gelangen können", so Bossert.
Niederländischer König besucht Sint Maarten
Der niederländische König Willem-Alexander (50) ist auf der vom Hurrikan "Irma" schwer getroffenen Karibikinsel Sint Maarten eingetroffen. Der Monarch war am Montagmittag (Ortszeit) von der niederländischen Insel Curacao aus losgeflogen. Er spreche auf Sint Maarten mit Opfern und Hilfskräften, teilte die Regierung in Den Haag mit.
Der König wollte sich gemeinsam mit dem niederländischen Innenminister Ronald Plasterk einen Überblick über die Lage und die angelaufene Hilfe verschaffen. Die niederländisch-französische Insel war in der vergangenen Woche schwer von dem Hurrikan getroffen worden.
Sint Maarten gehört als autonomes Land zum Königreich Niederlande. Der König sollte auf der Insel übernachten und am Dienstag zu zwei kleineren niederländischen Antillen-Inseln weiterreisen, die weniger stark unter "Irma" zu leiden haben.
Sturmflutwarnungen
Für Tampa, die Stadt Jacksonville im Nordosten von Florida sowie zahlreiche andere Regionen des Bundesstaates gelten weiterhin Sturmflutwarnungen. Gouverneur Rick Scott ermahnte die Bürger: "Bleiben Sie drinnen. Bleiben Sie in Sicherheit", schrieb er auf Twitter. "Sogar 15 Zentimeter Wasser, die sich bewegen, können Sie mitreißen."
Katastrophale Lage auf Kuba
Wo in Havanna normalerweise Touristen flanieren, paddeln Kinder jetzt auf Brettern durch die überfluteten Gassen. Feuerwehrleute machen eine Rauchpause, streifen ihre Gummistiefel ab und schütten das Wasser aus. "Das ist ein ziemliches Desaster", sagt Enrique Hidalgo im Fernsehsender Prensa Latina. "Ich lebe schon mein ganzes Leben hier. Verglichen mit anderen Stürmen war das ganz schön heftig."
Der Hurrikan "Irma" ist mit zerstörerischer Kraft über Kuba hinweggezogen. Zehn Menschen kommen auf der Karibikinsel ums Leben, zahlreiche Häuser sind beschädigt. Vor allem im historischen Zentrum von Havanna halten viele baufällige Gebäude den Sturmböen nicht stand. Zwei Frauen werden erschlagen, als im vierten Stock ein Balkon abbricht und auf ihren Bus stürzt.
© Reuters
Tesla spendiert "Flüchtlingen" zusätzliche Batterie-Kapazität
Für die Flucht vor Hurrikan "Irma" hat der Elektroauto-Hersteller Tesla einigen Fahrern in den USA zusätzliche Reichweite per Software-Update freigeschaltet. Wer Florida oder andere Evakuierungszonen verlassen musste, bekam je nach Modell bis zu 40 Meilen (etwa 65 Kilometer) Reichweite extra auf der Batterie, wie US-Medien berichteten.
Betroffen seien die Modelle S und X, bei denen 75-kWh-Batterien per Software auf 60 kWh begrenzt seien. Tesla verkauft diese Versionen günstiger. Das kostenlose Update aus der Ferne gelte bis Samstag. Laut Tesla gab das Unternehmen die zeitweise Aufwertung frei, nachdem ein Nutzer wegen "Irma" darum gebeten hatte.
Ostküste der USA drohen immer häufiger Überschwemmungen
Der Ostküste der USA drohen laut einer aktuellen Studie in Zukunft immer häufiger Überschwemmungen. Das haben Wissenschafter der Universitäten Bonn, South Florida und Rhode Island herausgefunden. Besonders gefährdet sind demnach die Bundesstaaten Virginia, North Carolina und South Carolina.
Nicht unbedingt Wirbelstürme mit verheerenden Regenfällen wie bei "Katrina", "Harvey" oder "Irma" seien Schuld an den Überschwemmungen, erklärten die Forscher. Das Problem seien die Küstengebiete selbst, die jedes Jahr um bis zu drei Millimeter Richtung Meer absinken - unter anderem aufgrund menschlicher Eingriffe in die Umwelt
Mindestens zehn Tote auf Kuba
Mehr als 5,7 Millionen Haushalte in Florida ohne Strom
Hurrikan "Irma" hat 5,7 Millionen Haushalte in Florida von der Stromversorgung abgeschnitten. Damit sind mehr als die Hälfte (58 Prozent) aller Haushalte in dem US-Staat ohne Elektrizität, teilte der Katastrophenschutz am Montag in Tallahassee mitteilte.
Floridas Gouverneur Rick Scott riet Einwohner, die sich mit privaten Generatoren helfen, Benzinvorräte sicher zu lagern. Der Generator solle mindestens fünf Meter vom Haus entfernt stehen und das Benzin von jeglichen Zündquellen ferngehalten werden, schrieb Scott im Kurznachrichtendienst Twitter.
Satellitenbild zeigt Ausmaß der Zerstörung auf den Turks- und Caicosinseln
Before-and-after photos from space capture #Irma's impact on Turks and Caicos. https://t.co/zjve4lnZgP pic.twitter.com/mELdSLgJs0
— ABC News (@ABC) September 11, 2017
Hurrikan könnte Versicherer 40 Mrd. US-Dollar kosten
Der Hurrikan "Irma" hat Branchenexperten zufolge hohe Kosten für die Versicherungsbranche verursacht. Die versicherten Schäden in den USA könnten zwischen 20 und 40 Mrd. US-Dollar (zwischen 16 und 33 Mrd. Euro) liegen, erklärte der Fachdienst Air Worldwide am Montag in einer aktualisierten Schätzung.
Auch die Ratingagentur Moody's und der weltgrößte Rückversicherer Münchener Rück gehen von erheblichen Schäden für die Branche aus. Zu den wichtigsten Rückversicherern für ausschließlich in Florida tätige Sachversicherer zählt Moody's zufolge auch die Allianz.
Zwei Pferde fanden in Wohnzimmer Schutz
Eine Wohngemeinschaft im Okeechobee County im US-Staat Florida hat zwei Pferde in ihrer Wohnung vor Hurrikan "Irma" in Sicherheit gebracht. Auf Facebook veröffentlichte eine der Mitbewohnerinnen ein Video, in dem die Pferde in ihrem Wohnzimmer zu sehen sind. "Sie lieben es", sagte die Frau einem örtlichen Fernsehsender, der online über die Geschichte berichtete.
Plünderungen nach Hurrikan-Drama
Diebe haben Berichten zufolge das Chaos durch Hurrikan "Irma" in Florida genutzt, um Geschäfte zu plündern und in Wohnungen einzubrechen. Amerikanische Medien schilderten aus mehreren Städten an der Ostküste des US-Bundesstaats Überfälle, viele Täter seien bewaffnet. In der Stadt Weston wurde nach Angaben verschiedener lokaler Medien ein 17-jähriger Dieb von einem Sicherheitsbeamten angeschossen.
Hurrikan auf Kategorie 1 herabgestuft
Der Hurrikan "Irma" hat sich während seines Weges über das Festland von Florida abgeschwächt. Das nationale Hurrikanzentrum stufte den Sturm auf die niedrigste Hurrikan-Kategorie 1 zurück, wie es am frühen Montagmorgen (Ortszeit) bekanntgab. Die Winde hätten sich auf bis zu 135 Stundenkilometer abgeschwächt. Zuvor waren Windgeschwindigkeiten von bis zu 229 Stundenkilometern gemessen worden.
Mutter bringt Kind allein zuhause zur Welt - Notarzt konnte nicht kommen
In dem Stadtteil Little Haiti in Miami brachte eine Frau alleine zuhause ihr Kind zur Welt. Die Wehen setzten während des Hurrikans ein und die Einsatzkräfte konnten nicht zur Frau gelangen. Deshalb gaben ihr Ärzte und Hebammen Anweisungen am Telefon. Alles verlief erfolgreich. Die Stadt Miami bestätigte einen entsprechenden Bericht von „USA Today“.
"Der Tag danach": US-Korrespondent Herbert Bauernebel aus Miami
Flughafen Miami bleibt geschlossen
Der Internationale Flughafen in Miami bleibt am Montag noch geschlossen. Das gaben die Verantwortlichen bekannt. Weite Teile der Millionenstadt stehen noch unter Wasser. Zwar zog das Auge des Hurrikans nicht über Miami, dennoch haben starke Winde und eine Sturmflut der Stadt schwer zugesetzt.
© APA
Immer wieder werden Stromleitungen durch den Sturm niedergerissen
2nd powerline to blow up!! Boca Raton FL #IrmaHurricane2017 #Irma #HurricaneIrma pic.twitter.com/Efc2nrKrHk
— emilie smith (@emiliesmitthh) September 10, 2017
Mehr als 12.000 Flüge wegen Hurrikan ausgefallen
Aufgrund der Auswirkungen von Hurrikan "Irma" sind weltweit bereits mehr als 12.000 Flüge ausgefallen. Alleine im US-Bundesstaat Florida hätten an Flughäfen wie Miami, Orlando oder Tampa bereits mehr als 9000 Flüge nicht stattgefunden, berichteten US-Medien am Sonntag unter Berufung auf die Flugbeobachtungs-Webseite FlightAware.
Trotz Kategorie 2: "Irma" bleibt gefährlich
Zwar wurde der Hurrikan kurz vor der Tempa Bay Area auf eine Kategorie 2 heruntergestuft, das heißt allerdings nicht, dass die Gefahr gebannt ist. "Irma" hat immer noch kräftige Windspitzen zu bieten und besonders die starke Sturmflut bereitet den Menschen Sorgen.
Hier berichtet ein Reporter aus Fort Meyers an der Westküste. Hier zog gerade der heftigste Teil "Irmas" (die nördliche Seite des Auges) über die Region.
CNN Video: So wild wütete "Irma" an der Westküste Florida in Naples
Extrem starke Böen und rasch ansteigendes Wasser: Die Stadt Naples an der Westküste des US-Bundesstaates Florida ist vom Hurrikan "Irma" stark getroffen worden. Am Flughafen sei eine Böe mit 229 Stundenkilometern gemessen worden, teilte das US-Hurrikanzentrum am Sonntagabend (Ortszeit) mit.
Zudem stieg der Spiegel des Ozeans vor Naples innerhalb von nur 90 Minuten um mehr als zwei Meter an. Die rund 20.000 Einwohner von Naples waren aufgefordert worden, ihre Häuser zu verlassen und sich in Sicherheit zu bringen. Der Hurrikan "Irma" zog am Sonntag mit gewaltiger Zerstörungskraft die Westküste Floridas hoch.
Chris Cuomo battling Irma's full force in Naples. Peak gust 142 mph at 4:35 pm https://t.co/SBp2cjLCIK pic.twitter.com/Gv1IjMAQij
— CNN Weather Center (@CNNweather) September 10, 2017
Hurrikan zieht Floridas Halbinsel aufwärts
Hurrikan "Irma" zieht mit heftigem Sturm und starkem Regen über das Festland des US-Bundesstaats Florida. An der Grenze zum Auge des Wirbelsturms werden Windgeschwindigkeiten von bis zu 155 Stundenkilometern gemessen, teilte das US-Hurrikanzentrum in der Nacht zum Montag (Ortszeit) mit.
"Irma" prallte mit voller Wucht auf Florida
Guten Morgen aus dem Newsroom. Seit gestern wütet der Monster-Hurrikan im US-Bundesstaat Florida und das Ausmaß der Schäden ist noch völlig unklar.