15. Juli 2017 | 23:18 Uhr
Eisberg größer als Burgenland
Ganze Länder werden untergehen
Ohne Gegenmaßnahmen wird der Klimawandel zur Gefahr für Hunderte Millionen Menschen.
Land unter
Es sind faszinierende Bilder des gigantischen Eisbergs. Diese Woche brach ein Eisfeld mit 5.800 Quadratkilometern in der Antarktis ab – eineinhalb Mal so groß wie das Burgenland. Unter dem unauffälligen Namen „A68“ treibt der Koloss nun im Ozean.
Kettenreaktion gestartet: Katastrophe bahnt sich an
Klimaforscher Mojib Latif warnt: „Dieses Eis wirkte bisher wie ein Korken. Es verhinderte, dass weitere Eismassen ins Meer fließen. Jetzt ist der Korken weg: Das Eis, das noch auf Land sitzt, kann umso schneller ins Meer fließen“ (siehe Interview). Eine Kettenreaktion ist losgetreten. Das Ansteigen des Meeresspiegels ist beschleunigt, die Klima-Katastrophe bahnt sich an.'
Rekord-Eisberg A68 ist ein weiteres Indiz, dass die Erderwärmung rasant voranschreitet. Im Extremfall, wenn die Pole völlig geschmolzen sind, steigt der Meeresspiegel um 65 Meter. Ganze Regionen verschwinden dann unter Wasser: Die Niederlande, Stockholm, Berlin, Südengland sind dann völlig weg.
Österreich wäre direkt betroffen
Das Mittelmeer würde sich Richtung Österreich ausbreiten. Die Adria reicht dann fast bis Kärnten. Triest liegt am Meeresgrund.
Wie schlimm die Auswirkungen wären, zeigt eine weitere Studie. Wenn der Meeresspiegel nur um 10 Meter steigt, müssten alleine in China 144 Millionen Menschen ihre Häuser verlassen. Einzige Chance: die baldige starke Reduktion des CO2-Ausstoßes.
Klima-Experte: "Millionen Menschen leiden jetzt"
ÖSTERREICH: Was droht, wenn die Pole weiter schmelzen?
Mojib Latif: Der Meeresspiegel steigt immer weiter. Wir haben seit 1880 einen weltweiten Anstieg von 20 Zentimetern. Bis Ende des Jahrhunderts könnte der Meeresspiegel bis 1,5 Meter ansteigen.
ÖSTERREICH: Bei eineinhalb Metern – spüren wir das?
Latif: Langfristig sind es Überschwemmungen, unter denen Länder verschwinden. Aber schon jetzt leiden Millionen Menschen. In Miami stieg nicht nur der Meeresspiegel – auch das Grundwasser. In der Landwirtschaft versalzen Gebiete und werden dadurch unbrauchbar.
ÖSTERREICH: Tun wir genug dagegen?
Latif: Nein, offensichtlich nicht. Weil die USA nicht mehr dabei sind. Und gerade die sind der zweitgrößte CO2-Verursacher der Welt. Es gibt im Moment keinen ambitionierten Klimaschutz.