31. Jänner 2017 | 10:31 Uhr

lawine86.jpg © APA

Schweiz

Forscher verbessern Vorhersage von Lawinen

Ein neues Modell für Schneebrettlawinen ermöglicht genauere Warnungen.

Um Lawinen vorhersagen zu können, braucht es Simulationen, die die Vorgänge bei der Bildung von Lawinen möglichst echt abbilden. Forscher stellten nun ein neues Modell für Schneebrettlawinen vor, das diese viel realistischer beschreibt als bisher.

Die neue Simulation der Forscher vom WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung (SLF) und von der ETH Lausanne (EPFL) habe sich in Tests mit einer Vielzahl von Daten aus Feldstudien bewährt, teilten die beiden Forschungsinstitutionen nun mit. Sie habe ein gutes Abbild der realen Situation beim Abgang einer Schneebrettlawine geliefert.

Lose Bindung als Ursache

Eine Schneebrettlawine entsteht, wenn in einer Schicht in der Schneedecke die Eiskristalle besonders schwach miteinander verbunden sind. Bei einer solchen "Schwachschicht" kann eine lokale Überbelastung, zum Beispiel ein darüber fahrender Skifahrer, den Prozess ins Rollen bringen: Erst brechen einzelne, dann immer mehr Verbindungen zwischen den Eiskristallen.

Erreicht der Bruch eine kritische Länge, breitet er sich blitzartig entlang der Schwachschicht unter dem Schneebrett aus. Innerhalb von Sekunden können sich so große Teile der Schneedecke als Schneebrettlawine lösen.

Die bisherigen Simulationen bildeten diese Vorgänge nicht wirklich realistisch ab, wie das SLF schrieb. So berücksichtigten die ersten Modelle die Eigenschaften der Schwachschicht zu wenig. Spätere Simulationen rückten diese zwar in den Fokus, allerdings wirkte sich darin die Hangneigung kaum auf die nötige kritische Bruchlänge für einen Lawinenabgang aus. Dies läuft jedoch der Beobachtung zuwider, dass Lawinen umso leichter abgehen, je steiler das Gelände ist.

Neuer Ansatz verbindet Einflussgrößen

Auf Basis dieser früheren Ansätze entwickelten die SLF- und EPFL-Forschenden das neue Modell, das sie kürzlich im Fachblatt "The Cryosphere" vorstellten. Diese Simulation berücksichtige erstmals auch das komplexe Zusammenspiel zwischen dem mechanischen Verhalten der Schwachschicht und der Elastizität des darüberliegenden Schneebretts, so die SLF-Mitteilung. Mit dem neuen Ansatz lasse sich die Schneedeckenstabilität künftig besser beurteilen, und letztlich ermögliche die Methode damit genauere Lawinenwarnungen.