30. Oktober 2020 | 13:30 Uhr

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Stärke 7,0

Tsunami nach schwerem Beben in Griechenland und der Türkei

In Izmir sind zahlreiche Gebäude eingestürzt. Für die Ägäis gilt eine Tsunami-Warnung.

Ein starkes Erdbeben in der Ägäis hat in der Westtürkei und auf griechischen Inseln am Freitag für große Zerstörung gesorgt. Mehrere Menschen starben; es kam zu einem Tsunami. Vorläufigen Angaben der türkischen Katastrophenschutzbehörde von Freitagabend zufolge starben in der Westtürkei mindestens zwölf Menschen, mindestens 419 weitere wurden verletzt. Auf der griechischen Insel Samos starben zwei Jugendliche.

Das erste Beben hatte nach Angaben der nationalen türkischen Katastrophenbehörde eine Stärke von 6,6. Die für Erdbeben zuständige US-Behörde USGS und die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) in Wien gaben die Stärke des Bebens sogar mit 7,0 an. Das Zentrum habe in der Ägäis vor der türkischen Provinz Izmir, rund 16 Kilometer nördlich der griechischen Insel Samos gelegen, berichteten türkische und griechische Medien.
 
 
 
 

 

Tsunami schwemmte Autos weg

Sowohl auf Samos als auch an der türkischen Westküste trat ein Tsunami auf. Erdbeben-Institute berichteten über erste Nachbeben weiter westlich des Hauptbebens, mehrere davon weit über der Stärke 4,0. Griechische Fernsehsender zeigten Bilder von einer überfluteten Küstenpromenade, wo der Tsunami Autos wegspülte. Der Strom fiel aus. Auch auf Bildern aus dem türkischen Seferihisar waren überflutete Gassen zu sehen.

Die auf Samos getöteten Jugendlichen waren den Angaben zufolge nach der Schule zu Fuß auf dem Weg nach Hause, als wegen des Bebens in einer engen Gasse Hauswände einstürzten. Medien hatten zuvor gemeldet, acht Verletzte würden im Krankenhaus behandelt.

Nach Berechnungen des deutschen Geoforschungszentrums (GFZ) in Potsdam erreichten die Tsunami-Wellen Höhen von mehr als 1,5 Metern. Tilmann Frederik, Seismologe des Zentrums, sagte, das Beben habe sich in einer Gegend mit großer tektonischer Aktivität ergeben. Das letzte Erdbeben dieser Stärke habe es in der Gegend in den 1950er-Jahren gegeben. 1999 war die Türkei von einer der schwersten Naturkatastrophen in ihrer Geschichte heimgesucht worden. Bei einem Beben in der Region um die nordwestliche Industriestadt Izmit, östlich von Istanbul, starben damals mehr als 17.000 Menschen.



 

 

Verschiedenen Berichten zufolge soll das Beben in der türkischen Metropole Istanbul und bis in die griechische Hauptstadt Athen zu spüren gewesen sein. Der türkische Fernsehsender TRT zeigte Bilder von eingestürzten Mehrfamilienhäusern und von Staubwolken über der Stadt Izmir. Es wurde von Panik auf den Straßen während des Bebens berichtet, Telefonverbindungen seien unterbrochen gewesen. Türkische Medien berichteten, einige Krankenhäuser in der Provinz Izmir seien beschädigt worden und hätten evakuiert werden müssen. Mehrere Spiele in den türkischen Fußballligen wurden der staatlichen türkischen Nachrichtenagentur Anadolu zufolge abgesagt. Die Behörden riefen dazu auf, Straßen nicht zu blockieren und das Mobilfunknetz möglichst zu entlasten.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan richtete sich in einem Tweet an die Bevölkerung. Man stehe den vom Erdbeben betroffenen Menschen mit allen Mitteln bei. Erdogan und der griechische Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis boten sich in einem Telefonat gegenseitige Hilfe an, wie Anadolu berichtete. Die Regierungen in Athen und Ankara liegen derzeit unter anderem wegen umstrittenen Erdgaserkundungen der Türkei und Grenzstreitigkeiten im östlichen Mittelmeer über Kreuz.
 

 
 
 
 

Auch die Europäische Union und die NATO boten der Türkei und Griechenland Unterstützung an. "Ich bin in Gedanken bei allen, die betroffen sind", schrieb EU-Ratschef Charles Michel am Freitag auf Twitter. "Die EU hält sich bereit, Unterstützung zu leisten." Auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg boten das an.

   Österreich könnte im Rahmen der europäischen Hilfe einen aktiven Anteil leisten. Der von der türkis-grünen Regierung im September verdoppelte Auslandskatastrophenfonds (AKF) sei für genau solche Fälle gerüstet, teilte Michel Reimon, Sprecher der Grünen für humanitäre Hilfe, am Freitag in einer Aussendung mit.

   Bundespräsident Alexander Van der Bellen betonte auf Twitter, dass nach dem schweren Erdbeben seine "Gedanken bei den Menschen in Griechenland und der Türkei, bei den Verletzten und den Familien der Opfer" seien. Auch Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) erklärte, dass "unsere Gedanken bei jenen sind, die von dem schrecklichen Erdbeben in der Ägäis getroffen wurden." Dem Außenministerium lagen vorerst keine Informationen vor, dass Österreicher in Griechenland oder der Türkei von der Naturkatastrophe betroffen wären, hieß es auf APA-Nachfrage.

 

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