29. November 2015 | 11:51 Uhr
China
Dramatischer Wintersmog in Peking
Bewohner waren aufgefordert worden, in den eigenen vier Wänden zu bleiben.
Der Wintersmog nimmt den Pekingern den Atem. In der chinesischen Hauptstadt hat der gefährliche Feinstaub am Wochenende vorübergehend fast das Zwanzigfache des Grenzwerts der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erreicht. Die Behörden warnten die etwa 20 Millionen Einwohner der chinesischen Hauptstadt vor "schwerer Luftverschmutzung" und forderten die Menschen auf, nicht vor die Tür zu gehen.
Wie immer im Winter
Wer sich dennoch nach draußen wagte, der verzichtete meist nicht auf einen Mundschutz oder wenigstens ein Tuch, um Mund und Nase zu bedecken. Gleichwohl zeigten sich viele Straßenhändler unbeeindruckt und gingen dennoch ihren Geschäften nach. "Es ist so wie meistens im Winter. Es hat keinen Zweck zu versuchen, dem irgendwie auszuweichen", sagte der Verkäufer in einem Schnellimbiss.
Doch in den resignativen Ton mancher Pekinger wollten keineswegs alle an diesem Wochenende einstimmen. Die "South China Morning Post" zitierte am Sonntag den Touristen Tang Ying aus Shenzhen in einem Artikel: "Ich habe gehört, wie schlimm die Luftverschmutzung in Peking ist. Aber ich hätte nie gedacht, dass es so furchtbar ist. Es ist sinnlos, hier zu leben, egal wie viel ich verdiene."
Krebsauslöser
Der Index der US-Botschaft für die tückischen Feinpartikel, die direkt ins Blut gehen und Krebs auslösen können, erreichte am Samstag vorübergehend 434 Punkte. Bereits in den vergangenen Wochen waren schon häufig Werte von 200 bis 300 Punkte bei dem Feinstaub erreicht worden, der kleiner als 2,5 Mikrometer (PM 2,5) ist. Die WHO empfiehlt 25 als Grenzwert, was zum Beispiel in deutschen Großstädten fast nie erreicht wird. Die feinen Partikel gelangen in die Lunge und dringen sogar in den Blutkreislauf ein. Sie können zu Entzündungen der Atemwege führen, aber auch zu Thrombosen und Herzstörungen.
Norden betroffen
Peking und zahlreiche andere Städte in Chinas Norden sind immer wieder vom Wintersmog betroffen, der seine Ursache in der Luftverschmutzung sowie den Wetterbedingungen hat. Anlässlich der Leichtathletik-WM in Peking im August hatten die Behörden der Stadt bereits weitreichende Maßnahmen veranlasst, um die gesundheitsgefährdenden Dreckwerte in der Luft von Chinas Hauptstadt während der Titelkämpfe zu reduzieren. So wurde angeordnet, den Autoverkehr zu halbieren, Lastwagen waren aus der Nähe des "Vogelnest"-Stadions verbannt, Kohlekraftwerke wurden abgeschaltet und Barbecue mit Holzkohlegrills waren nicht erlaubt.
Doch mit dem Winter sind die altbekannten Probleme wieder da. Peking mag zwar die chinesische Stadt sein, die am bekanntesten für ihre Smogprobleme ist. Sie ist aber bei weitem nicht die einzige. 38 Prozent des Milliarden-Volkes atmen ungesunde Luft, wie US-Forscher Mitte August in einer Studie berichteten. Die in vielen Städten mit Schadstoffen belastete Luft verursacht demnach in China schätzungsweise 1,6 Millionen Todesfälle pro Jahr - das sind etwa 4.000 Tote pro Tag.