10. November 2019 | 21:11 Uhr
Behörden mit schlimmer Befürchtung
Buschfeuer in Australien: Hälfte der Koalas tot
Schon zwei Drittel des Lebensraums der Beutelsäuger fielen den Flammen zum Opfer.
Höchste Alarmbereitschaft in Australien: Zahlreiche außer Kontrolle geratene Buschfeuer halten derzeit Feuerwehr und Bewohner der Bundesstaaten New South Wales und Queensland in Atem. "Wir hatten noch nie so viele gleichzeitig auftretende Buschfeuer auf Katastrophenniveau", sagte Feuerwehrsprecher Shane Fitzsimmons am Freitag. In einigen Gebieten waren die Bewohner von Fluchtrouten abgeschnitten.
Die Menge an Buschfeuern sei "Neuland" für die Einsatzkräfte, sagte Fitzsimmons. Die Feuerwehr sei nahezu überfordert, gegen so viele Brände gleichzeitig zu kämpfen.
© APA/AFP/PETER PARKS
Hälfte der Koalas könnten verbrannt sein
Die von den Buschfeuern betroffene Region ist der natürliche Lebensraum von Koalas. Tierschützer gehen davon aus, dass im Reservat Lake Inn an der Küste von New South Wales gar bis zur Hälfte der Koalas verbrannt sein könnten. Demnach sollen zwischen 500 und 600 der Tiere dort gelebt haben. Allein zwei Drittel des Lebensraums der Beutelsäuger fielen den Flammen zum Opfer. Vereinzelt konnten bereits verletzte Tiere geborgen und ins Koala-Krankenhaus nach Port Macquarie gebracht.
Rund hundert Buschfeuer wüteten am Freitagabend (Ortszeit) in den Staaten New South Wales und Queensland auf einem rund tausend Kilometer langen Streifen entlang der Ostküste. 17 der Brände konnte die Feuerwehr noch nicht unter Kontrolle bringen. Die Einsatzkräfte waren unter anderem mit 70 Löschflugzeugen im Einsatz. Trotz Berichten über in brennenden Gebäuden gefangene Menschen meldeten die Behörden bisher keine Toten oder Verletzten.
Die Bedingungen wurden laut Feuerwehr zusätzlich durch starke Winde erschwert, die brennende Trümmerteile durch die Luft wirbelten. Diese seien in Balkonen und Vorgärten gelandet, wo sie weitere Brände entfachten. Einsatzkräfte liefen von Ort zu Ort, um neue Brände zu löschen. Gigantische Rauchwolken umhüllten mitunter ganze Ortschaften.
© APA/AFP/PETER PARKS
Wohngebiete waren wegen der Brände von wichtigen Fluchtrouten abgeschnitten, laut Behördenangaben musste die wichtigste Autobahn zwischen Sydney und Brisbane, der Pacific Highway, zwischenzeitig geschlossen werden. Die Polizei ordnete in der Region Sunshine Coast die vollständige Evakuierung der Stadt Tewantin an, in der rund 4.500 Menschen leben. In einigen Regionen riefen die Behörden die Bewohner dazu auf, "Schutz zu suchen", weil es zu spät sei, die Region zu verlassen.
Schwieriger und gefährlicher Löscheinsatz
Ein Feuerwehrsprecher in New South Wales sprach am Freitag von einem "schwierigen und gefährlichen Tag". "Viele Menschen haben uns um Hilfe gebeten, aber angesichts des Ausmaßes und der Geschwindigkeit der Brände konnten wir nicht alle erreichen - auch nicht über die Straßen oder per Hubschrauber", sagte der Sprecher.
Die örtlichen Radiosender unterbrachen ihr reguläres Programm und gaben stattdessen Tipps für Menschen, die in den Brandgebieten zu Hause oder in einem Fahrzeug festsaßen.
Wind und Hitze sollen abschwächen
Angesichts der Wetterprognosen dürfte sich die Lage an der australischen Ostküste leicht beruhigen. Der starke Wind sowie die Gluthitze sollen sich laut Wettervorhersage in den kommenden Tagen abschwächen. Angesichts der anhaltenden Dürre und geringer Luftfeuchtigkeit bleibt die Lage den Behörden zufolge aber weiterhin ernst. Feuerwehrsprecher Fitzsimmons warnte am Freitag vor "sehr dynamischen, unberechenbaren und gefährlichen Umständen".
Den Buschfeuern gingen eine ungewöhnlich lange Dürre, starker Wind, geringe Luftfeuchtigkeit und hohe Temperaturen voraus. Für den anstehenden Sommer in Australien bereitet sich das Land auf Temperaturen in Rekordhöhe vor.