01. September 2022 | 13:53 Uhr
Besser als Bäume?
Algen können CO2-Problem lösen
Algen könnten einen wesentlichen Beitrag zur CO2-Reduktion leisten. Ein US-Report verweist zudem auf ökonomische Benefits durch Seetang & Co.
Algen können ähnlich wie Bäume einen wesentlichen Beitrag zur CO2-Reduktion leisten, nachdem sie ebenfalls durch Photosynthese das atmosphärische Treibhausgas zu binden imstande sind. Ein Hektar Seetang kann im Idealfall sogar die 20-fache Menge an Kohlenstoff im Vergleich zu selben Fläche an Bäumen - und Seetang & Co. wohnt noch weitaus mehr Potenzial in Sachen Nachhaltigkeit inne, wie einem aktuellem Report der Boston Consulting Group (BCG) zu entnehmen ist.
Meeresalgen mit ökonomischem Aspekt
Es sei nicht verwunderlich, dass Meeresalgen bei Klimaexperten immer mehr Beachtung finden, schrieb das Beratungsunternehmen unter Verweis auf "Seegras-Revolution: A Manifesto for a Sustainable Future", einem von dem Risikomanagementunternehmen Lloyd's Register Foundation initiiertem und vom Global Compact der Vereinten Nationen unterstützter Bericht. Dieser habe die Aufmerksamkeit auf das Potenzial von Meeresalgen zur Bekämpfung des Klimawandels gelenkt. Ebenso habe die Klimaschutz-NGO Project Drawdown kürzlich seine Liste potenzieller Hebel zur Bekämpfung des Klimawandels um die Algenzucht erweitert.
In der Analyse des Beratungsunternehmens geht es jedoch auch um die ökonomischen Aspekte der Algen. Demnach könnten Unternehmen in vielen Branchen - Konsumgüter-, Chemikalien-, Verpackungs- und Agrarindustrie - aufgrund des Sequestrierungspotenzials der Meeresalgen die "Scope 3"-Treibhausgasemissionen in ihrer Lieferkette reduzieren. Wenn besagte Firmen Algen als Bestandteil von Lebensmitteln, für Verpackungen und sogar als Bestandteil von Düngemitteln verwenden, könnten sie auch gleichzeitig sicherstellen, dass ein erheblicher Teil der angebauten Algen als Kohlenstoffsenke an Ort und Stelle verbleibt. Zu Scope 3 werden beim dreistufigen Greenhouse Gas (GHG)-Protocol die indirekten Emissionen der Wertschöpfungskette eines Unternehmens gerechnet.
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Algenzucht bringt viele Benefits
Unabhängig davon, ob diese Unternehmen selbst Algenfarmen betreiben oder sich hier mit anderen Akteuren zusammentun, könnte damit ein wichtiger Beitrag zur Halbierung der Treibhausgasemissionen bis 2030 und zur Erfüllung der Netto-Null-Verpflichtung geleistet werden. Die Algenzucht könnte zudem auch weitere Benefits mit sich bringen, wie etwa einen Beitrag zur Renaturierung der Meeresökosysteme und zur Schaffung neuer Arbeitsplätze, berichtet die Boston Consulting Group in ihrem Bericht "Seaweed Is Making Waves in Sustainability"
Nachdem sich die Nachfrage nach Meeresalgen jedoch im Anstieg befinde, sei jedoch unwahrscheinlich, dass das weltweite Angebot in naher Zukunft Schritt halten kann, befürchtet das Beratungsunternehmen. Daher müssten die Unternehmen Maßnahmen zur Ausweitung des Anbaus von Meeresalgen für die Verwendung in ihren Betrieben setzen. Um diese Größenordnung zu erreichen, müssen die Unternehmen in einer Reihe von Schlüsselbereichen den richtigen Weg finden, z. B. die richtigen Endanwendungen und Arten für ihren Betrieb bestimmen, entscheiden, ob sie einen eigenen Betrieb aufbauen, Algen von anderen kaufen oder Partnerschaften eingehen und wie sie ihren Betrieb finanzieren. Gleichzeitig sollten die Regierungen einen klaren und unterstützenden Rechtsrahmen für das Wachstum der Meeresalgenzucht schaffen.
Klimawandel als Bedrohung für Algen
Was das Treibhausgas-Einsparungspotenzial der Algen betrifft, so binde nach Angaben von Project Drawdown der derzeitige Bestand an Seegras weltweit 1,1 Tonnen Kohlenstoff pro 2,5 Hektar pro Jahr. Bis 2050 könnte der Algenbestand 1,84 bis 2,28 Gigatonnen Kohlenstoff speichern, hieß es weiter. Zum Vergleich: 2016 lag der vom Menschen erzeugte CO2-Ausstoß bei circa 35 Milliarden Tonnen also 35 Gigatonnen.
Die schlechte Nachricht ist indes, dass der Klimawandel eine Bedrohung für Algen und andere Pflanzen wie Seegras dar, die marine Ökosysteme unterstützen. So hat beispielsweise die zunehmende Versauerung in Verbindung mit menschlichen Aktivitäten wie der Erschließung von Küstengebieten und den städtischen, industriellen und landwirtschaftlichen Abwässern zu einem Rückgang der Seegrasbestände um sieben Prozent pro Jahr geführt, so der UN-Bericht "Out of the Blue: The Value of Seagrasses to the Environment and to People". Der Bericht hielt fest, dass dieser Rückgang dem Verlust eines Fußballfeldes Seegras alle 30 Minuten entspricht.