25. Mai 2020 | 12:42 Uhr

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Beethoven-Grab und Falco-Gedenkstätte

Wiener Zentralfriedhof

Diese berühmten Grabstätten sollten sie besuchen.

„Die Wiener werden erst so richtig lebendig, wenn sie über das Sterben reden“ munkelt man, und das alte Klischee hat einen wahren Kern: Ob im Bestattungsmuseum, in der Kaisergruft bei den Kapuzinern oder in der Melancholie des Wienerliedes – keiner zelebriert den Tod so wie die Wiener. Kein Wunder also, dass auch der Wiener Zentralfriedhof, der größte und bedeutendste von mehr als 50 Friedhöfen in Wien, zu den meistbesuchten Sehenswürdigkeiten der Stadt zählt.

Der Wiener Zentralfriedhof erstreckt sich über eine Fläche von unglaublichen 2,5 Quadratkilometern und beherbergt etwa drei Millionen Verstorbene – mehr als jede andere Friedhofsanlage Europas. Seit seiner Eröffnung 1874 wurde die Anlage sieben Mal erweitert, zuletzt im Jahr 1921.

 

Ehrengräber

Aufgrund seiner Größe und seiner reichhaltigen Geschichte empfiehlt es sich, für einen Besuch hier mehrere Stunden einzuplanen. Neben der imposanten Friedhofskirche und der weitläufigen Parkanlage locken vor allem die Ehrengräber die Besucherinnen und Besucher nach Simmering:

Um die Kirche liegen Berühmtheiten aus Politik und Wirtschaft begraben, so etwa Bundeskanzler Bruno Kreisky, „Staatsvertragskanzler“ Julius Raab und der Wiener Bürgermeister Helmut Zilk. Besonders frequentiert ist darüber hinaus die Gruppe der Musikergräber, von denen das Grab Ludwig van Beethovens und das Denkmal für Wolfgang Amadeus Mozart die meiste Aufmerksamkeit erlangen.

Einen Besuch wert ist auch die sogenannte „Gruppe 40“, der „Ehrenhain“ für Prominente der jüngeren Vergangenheit. Hier sticht das Grab des Ausnahmetalents Falco hervor, da es nicht nur auffällig gestaltet ist, sondern auch regelmäßig von Fans besucht und mit Grußbotschaften geschmückt wird.

 

Bestattungsmuseum

Rechts neben dem Haupteingang, im Kellergeschoß der Aufbewahrungshalle 2, befindet sich ein 2014 eingerichtetes Bestattungsmuseum. Hier finden sich Kuriositäten, wie ein wiederverwendbarer Klappsarg von 1784, eine Kutsche für den Leichentransport und ein „Herzstichmesser“. Der mit diesem Dolch durchgeführte Stich ins Herz sollte sicherstellen, dass niemand irrtümlich für tot erklärt und lebendig begraben wurde.

 

Friedhofskirche

Im Zentrum des Friedhofsareals thront die „Friedhofskirche zum heiligen Karl Borromäus“, die auch unter ihrem früheren Namen „Dr. Karl-Lueger-Gedächtniskirche“ bekannt ist. Das unter Denkmalschutz stehende Gebetshaus wurde von 1908 bis 1911 nach Plänen des österreichischen Jugendstil-Architekten Max Hegele errichtet. Der ehemalige Bürgermeister Karl Lueger, der den Grundstein zum Bau der Kirche legte, liegt hier in der Kirchengruft unter dem Hochaltar begraben.

Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Kuppel der Kirche von einer Bombe getroffen, folglich war eine Restaurierung und Generalsanierung notwendig. Seit der Wiedereröffnung und Wiedereinweihung durch den ehemaligen Bürgermeister Michael Häupl und Kardinal Christoph Schönborn im Jahr 2000 heißt die Kirche offiziell „Friedhofskirche zum Heiligen Karl Borromäus“. Obwohl der ehemalige Namensträger Karl Lueger aufgrund seines offenen Antisemitismus Gegenstand medialer Diskussion wurde, ist das Gebäude auch heute noch im Volksmund als „Luegerkirche“ bekannt.

Öffnungszeiten der Friedhofskirche: März bis Oktober 9:00 Uhr bis 17:00 Uhr, November bis Februar 9:00 Uhr bis 16:00 Uhr. Messen werden jeden Sonntag um 9:00 Uhr abgehalten.

 

Führungen

„Es lebe der Zentralfriedhof und alle seine Toten“ sang Austropop-Legende Wolfgang Ambros 1975 zum 100-jährigen Friedhofsjubiläum. Heute können Besucherinnen und Besucher die Sagen und Mythen rund um einen der größten Friedhöfe Europas durch die Teilnahme an einer Friedhofsführung wieder zum Leben erwecken. Der etwa zweistündige geführte Rundgang durch das Friedhofsareal wird in den Monaten April, Mai, Juni, September und Oktober angeboten. Voranmeldung für die kostenpflichtige Führung unter zentralfriedhof@friedhoefewien.at ist erforderlich, Kinder unter 14 Jahren müssen von einer/m Erwachsenen begleitet werden.

 

Infrastruktur

Um die langen Wegstrecken zu überbrücken, befährt seit 1971 ein eigener Friedhofsbus das Gelände. Mit dieser sogenannten Linie 106 kann halbstündlich der Großteil des Friedhofs erreicht werden.

Eine Vielzahl an WC-Anlagen ist innerhalb des Friedhofsgeländes zu finden. Am Tor 2 findet sich die Friedhofsverwaltung, bei der ein Führer zu den Ehrengräbern erhältlich ist. Auf Initiative der Friedhofsverwaltung beherbergt ein historischer Pavillon seit 2018 ein Kaffeehaus auf dem Friedhofsgelände.

Blumenhandlungen, Trafiken und Gasthäuser finden sich vor den Toren des Friedhofs auf der Simmeringer Hauptstraße.

 

Öffnungszeiten

3. November bis Ende Februar 8:00 Uhr bis 17:00 Uhr
März sowie von 1. Oktober bis 2. November 7:00 Uhr bis 18:00 Uhr
April bis September 7:00 Uhr bis 19:00 Uhr

 

Von Mai bis August ist der Friedhof jeden Donnerstag bis 20:00 Uhr geöffnet.

An den Haupttoren erhalten Besucherinnen und Besucher bis jeweils 30 Minuten vor Ende der Öffnungszeit Einlass. Die Nebentore des Friedhofs werden bis zu einer Stunde später geöffnet und möglicherweise früher geschlossen.

 

Anreise mit den öffentlichen Verkehrsmitteln

Im Widerspruch zu seinem Namen liegt der Wiener Zentralfriedhof außerhalb des Stadtzentrums im südöstlich gelegenen 11. Gemeindebezirk Simmering. Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erreicht werden kann das Friedhofsgelände mit der Straßenbahnlinie 71, die direkt zum Eingang fährt. Da die Linie 71 seit über 100 Jahren als Zubringerlinie zum Zentralfriedhof fungiert, steht unter Wienern der Ausdruck „den 71er nehmen“ sprichwörtlich für „sterben“.

Zum Zentralfriedhof führen außerdem die S-Bahn Linie S7 (Station Wien Zentralfriedhof) und die U3 (Station Simmering). Von der U3-Station Simmering müssen noch etwa zwei Kilometer zurückgelegt werden, das ist mit den Straßenbahnlinien 11 und 71 möglich.

 

Anreise mit dem Auto

Die blau markierten Hauptwege des Friedhofes (darunter auch die Ehrengräber) können mit dem Auto befahren werden, die Höchstgeschwindigkeit auf dem Friedhofsgelände beträgt 20 km/h. Einfahrtskarten können beim Infopoint (Tor 2) beantragt werden. Lediglich an Allerheiligen (1. November) ist aufgrund der hohen Besucherzahl keine Einfahrt gestattet.

 

Barrierefreiheit

Personen mit eingeschränkter Mobilität und entsprechendem Ausweis sind generell von Gebühren befreit und dürfen auch an Allerheiligen mit dem Auto einfahren. Der Haupteingang ist stufenlos. Das Bestattungsmuseum ist mit einer Rampe für Rollstuhlfahrer ausgestattet und somit barrierefrei zugänglich. Da Schotterwege die Mobilität zu Fuß erschweren, empfiehlt es sich, die weiten Strecken mit dem Auto oder der Friedhofsbuslinie zurückzulegen. Die Mitnahme von Assistenzhunden ist gestattet.