06. Juni 2018 | 23:06 Uhr
Noch 10 Tage Extremwetter
Unwetter-Walze rund um Wien
Heftige Gewitter lösten in halb Niederösterreich und Burgenland Überflutungen aus – Wien blieb verschont.
Dauereinsatz für die Feuerwehren: Während Wien bis auf einige heftige Regengüsse von Unwettern weitgehend verschont bleibt, fegte Mittwochnachmittag erneut eine Unwetterwalze über Niederösterreich. Zuerst traf es den Raum Neunkirchen. 245 Helfer von mehr als 20 Feuerwehren waren stundenlang mit Großpumpen, Baggern und Radladern im Einsatz. Die Vermurungen waren so heftig, dass die Aspangbahn sogar gesperrt werden musste. Verheerende Gewitter fegten auch über die Stadt Klosterneuburg, wo unter anderem in das Gymnasium Wasser eingedrungen war. Allein in Bisamberg zählte die Feuerwehr fast 100 Einsatzstellen.
Regierung saß zwei Stunden im Flieger fest
Neben unzähligen Feuerwehreinsätzen hatten die Unwetter auch Auswirkungen auf den Flugverkehr. Der Wettergott wurde auf der Heimreise unserer Regierung von Brüssel zum Spaßverderber: Erstes Opfer war Sebastian Kurz. Sein Flug nach München kam wegen Schlechtwetters mit mehr als zwei Stunden Verspätung an. Ein Treffen mit Bayerns Ministerpräsident Markus Söder wurde in die Nacht verschoben – nach dem Beginn der Tagung der EVP. Das Gros der Minister saß zunächst wegen der Unwetter zwei Stunden in Brüssel fest, dann vergaß man in Wien am Airport, ein Gate aufzumachen – was noch eine halbe Stunde Verspätung bedeutete. Einzig HC Strache, der zum WDR-Interview nach Berlin flog, kam ohne Verspätung davon.
Über 80 Feuerwehreinsätze im Nord- und Südburgenland
Unwetter haben am Mittwochnachmittag für über 80 Feuerwehreinsätze in den Bezirken Oberwart und Neusiedl am See gesorgt. Keller und Häuser wurden überschwemmt, Straßen standen unter Wasser, berichtete die Landessicherheitszentrale Burgenland (LSZ). Mehr als 20 Feuerwehren seien im Einsatz gewesen.
Im Bezirk Neusiedl am See habe es rund 30 Einsätze gegeben, wobei besonders Andau und Frauenkirchen betroffen waren. Im Bezirk Oberwart zählte die LSZ um die 50 Einsätze. Hotspots waren, wie bereits vergangenen Freitag, die Gemeinden Loipersdorf-Kitzladen und Riedlingsdorf.
Wasser stand bis zu 40 Zentimeter hoch
Der Boden habe das Wasser nicht mehr aufnehmen können, berichtete der Bürgermeister von Loipersdorf-Kitzladen, Thomas Böhm (ÖVP). Zahlreiche Keller und Gärten seien überflutet worden. Das Wasser sei bis zu 40 Zentimeter hoch gestanden. "Drei Viertel der Leute, die heute betroffen waren, waren am Freitag auch betroffen", sagte Böhm. Die Menschen seien verzweifelt.
Einsatzkräfte am Limit
Laut dem Kommandanten der Feuerwehr Loipersdorf, Wolfgang Oberndorfer, waren vier Feuerwehren mit 38 Mitgliedern in der Ortschaft im Einsatz um 18 Adressen abzuarbeiten. 20 Volksschüler und Kindergartenkinder, die sich noch in der Nachmittagsbetreuung befunden hätten, seien vorsorglich heimgebracht worden. Die Feuerwehrmitglieder würden sich nach den Ereignissen der vergangenen Tage am Limit befinden. "Die Luft ist heraußen", meinte Oberndorfer.
Am Mittwochabend seien keine neuen Einsätze mehr gemeldet worden, hieß es von der Landessicherheitszentrale. Die Landesstraße bei Jabing (Bezirk Oberwart) Richtung B63 werde wegen Überflutung gesperrt. Die Pegelstände von Stögersbach und Pinka weiter beobachtet werden.
Die Lage in den beiden nach Unwettern zum Katastrophengebiet erklärten oststeirischen Gemeinden Waldbach-Mönichwald und St. Lorenzen am Wechsel war auch am Mittwoch angespannt: Am frühen Nachmittag regnete es erneut stark und kleinere Muren gingen in nicht bewohnten Bereichen ab. "Wir haben die Lage aber im Griff", sagte Thomas Allmer, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr St. Lorenzen zur APA.