23. Oktober 2015 | 09:56 Uhr

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Sternlichtoase

Großmugl soll Unesco-Welterbe werden

Lichtsmog ist in Großmugl so gering wie in der chilenischen Atacama-Wüste.

Eine prähistorische Stätte in authentischem Nachtlicht, fast ohne Lichtverschmutzung - das ist für den Astronomen Günther Wuchterl von herausragendem universellem Wert und damit reif für das Unesco-Welterbe. Gelingt die Aufnahme, würde erstmals Sternenlicht für das Welterbe eine Rolle spielen. Am Montag findet in Wien ein Workshop mit Gutachtern statt, die erste Stellungnahmen abgeben sollen.

In der Gemeinde Großmugl im Weinviertel (NÖ) erhebt sich ein mächtiger, 16 Meter hoher Grabhügel aus der Hallstattzeit (8. bis 5. Jahrhundert v. Chr.). Zudem finden sich auch zwei Kreisgrabenanlagen auf dem Gemeindegebiet. Neben diesen prähistorischen Stätten zeichnet sich Großmugl durch geringe Lichtverschmutzung aus. Obwohl nur 45 Autominuten von der Millionen-Stadt Wien entfernt, ist die Gegend eine Sternenlichtoase, in der man in klaren Nächten noch die Milchstraße sehen kann - "Großmugl an der Milchstraße" heißt es deshalb oft.

Während in vielen Fällen "unser gemeinsames Erbe bei Nacht devastiert ist und von Flutlicht angestrahlt wird, kann man in Großmugl eine prähistorische Stätte noch in authentischem Licht sehen, so wie sie früher bei Mondschein und Sternenlicht gesehen wurde", so Wuchterl. Und das ist nach Meinung des Leiters der Kuffner-Sternwarte in Wien und auch der Gemeinde schützens- und erhaltenswert.

Ein entscheidender Schritt auf dem Weg zur Aufnahme in die Kulturerbe-Liste findet mit dem Workshop am Nationalfeiertag im Naturhistorischen Museum (NHM) statt. Dabei werden Experten wie der britische Archäo-Astronom Clive Ruggles, Leiter einer gemeinsamen Astronomie- und Welterbe-Initiative von Unesco und der Internationalen Astronomischen Union (IAU), u.a. über die Sternenlichtoase und prähistorische Stätte Großmugl informiert und diese auch besuchen.

Von österreichischer Seite sind nicht nur Vertreter von Gemeinde, Land und Bund, sondern auch die Wissenschaft stark präsent. So wird NHM-Generaldirektor Christian Köberl die Resolution der Österreichischen Akademie der Wissenschaften zur Erhaltung des Sternenlichts und Wuchterl Fallstudien über die Sternlichtoase Großmugl und das Sternlichtgebiet Ostalpen präsentieren. In diesen Studien wurde das Lichtniveau gemessen und Argumente zusammengefasst, "warum dieses authentische Licht von herausragendem universellem Wert ist".

Finster wie Atacama-Wüste
Die Messungen hätten gezeigt, dass das Lichtniveau im Wildnisgebiet Dürrenstein an der Grenze Niederösterreich-Steiermark mit einem Tausendstel Lux dem natürlichen Licht in der von Lichtverschmutzung praktisch völlig ungestörten chilenischen Atacamawüste entspricht. Und auch Großmugl liege nur um den Faktor zwei über diesem Wert, während etwa im Zentrum Wiens ein Lux und am Stadtrand rund 0,3 Lux - der Wert einer Vollmondnacht - gemessen werden.

Ziel des vom Verein Kuffner-Sternwarte veranstalteten Workshops sei "eine erste Stellungnahme der Gutachter und eine Festlegung dessen, was für eine Aufnahme in die Welterbeliste noch zu tun ist", so Wuchterl. So sich alle Beteiligten tatsächlich für einen Antrag an die Unesco entschließen, wäre es das Ziel Wuchterls, diese Aufnahme ins Weltkulturerbe mit der Generalversammlung der Internationalen Astronomischen Union in Wien 2018 zu verknüpfen. "Das wäre ein Meilenstein, wenn man damit erstmals das Sternenlicht ins Welterbe einbettet", so der Astronom.

Wuchterl verweist auf die global zunehmende Lichtverschmutzung und die Versuche der IAU und vieler anderer, "das Firmament, das in dieser Lichtüberflutung ertrinkt, irgendwie zu erhalten". Es sei auch Ziel der Welterbekonvention zu handeln, wenn etwas unter Druck gerät.

Wer - zumindest auf Bildern - einen Blick auf die Schönheit des unverfälschten Sternenhimmel machen will, kann am 11. November die Multimedia-Präsentation "Das Erlebnis der Nacht" im NHM besuchen. Die Astrofotografen von "Project Nightflight" zeigen dabei spektakuläre Aufnahmen des Nachthimmels, die an den weltweit besten Beobachtungsplätzen gemacht wurden.
 

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