04. April 2017 | 10:26 Uhr
Studie
Sahara-Staub bringt gefährliche "Aliens" zu uns
Gesundheitsrisiko: Darunter befinden sich auch bakterielle Krankheitserreger und schädliche Pilze.
Bei extremen Wettereignissen können großen Mengen von Saharastaub in den Norden verfrachtet werden. Dass dieser Sand nicht unbelebt ist, zeigt eine aktuelle Studie im Fachmagazin Microbiome. In den Wolken können Mikroorganismen, oft auf Partikeln sitzend, sehr weite Strecken zurücklegen. Darunter befinden sich auch bakterielle Krankheitserreger und schädliche Pilze.
Widerstandsfähige Mikroorganismen
Forscher des Nationalen Forschungsrat Italiens CNR, der Universitäten Innsbruck, Florenz und Venedig untersuchten die biologische Fracht von Sandwolken, die in den Dolomiten deponiert wurden und sich sehr gut sichtbar als rötliche Einlagerungen vom Schnee abhoben. Die Forscher erklären, dass diese Extremereignisse nicht nur einen Bruchteil, sondern ganze Gemeinschaften von Mikroorganismen der Sahara bis in die Alpen transportieren, wo sie im Winter in Schnee und Eis des Hochgebirges eingeschlossen werden. Diese mikrobiellen Gemeinschaften sind besonders resistent und können zum Teil in völlig unterschiedlichen Lebensräumen überleben.
Gesundheitsrisiko
Durch den Klimawandel werden solche Extremereignisse häufiger und Gletscher schmelzen vermehrt ab. Die Temperaturerhöhung fördert die Revitalisierung der übertragenen Zellen, die ansonsten im Eis eingefroren bleiben würden. Bei Sandablagerungen im Sommer werden die Zellen meist durch Niederschlag wieder verdünnt, im Winter jedoch akkumulieren sie in den Eis- und Schneeschichten. Durch die fortschreitende Eis- und Schneeschmelze erreichen diese Gemeinschaften eine kritische Masse und können sogar heimische Arten verdrängen. Es könnten sich dabei auch Krankheitserreger etablieren, was zu einem erhöhten Gesundheitsrisiko für Mensch, Tier und Umwelt führen kann.
Gemäß der kürzlich von den Vereinten Nationen angeregten Erfordernis von Überwachungs- und Schutzmaßnahmen hinsichtlich Wüstensandstürmen schlagen die Autorinnen und Autoren der Studie schnelle und effiziente Methoden zum Monitoring der Risiken vor, die von den in Schnee und Eis abgelagerten mikrobiellen Gemeinschaften aus weit entfernten Regionen ausgehen.