30. Mai 2017 | 08:32 Uhr
Klimawandel
Kunstschnee gut fürs Klima? Forscher zweifeln
Gletscherforscher: "Würde gerne wissen, wie die Grazer Kollegen zu dem Ergebnis gekommen sind."
Überrascht über die Ergebnisse einer Klimabilanz zur technischen Beschneiung von Pisten in der Steiermark und Tirol durch Experten des steirischen Forschungsgesellschaft Joanneum Research zeigte sich der Innsbrucker Gletscherforscher Georg Kaser. Laut dieser würde der abkühlende Effekt die Emissionen der Kunstschneeerzeugung aufwiegen.
"Ich bin skeptisch und würde gerne wissen, wie die Grazer Kollegen zu den Ergebnissen gekommen sind", sagte der Professor vom Institut für Meteorologie und Geophysik der Universität Innsbruck. Seine Bedenken gegenüber der Studie beruhen auf dem Umstand, dass die Untersuchung noch kein Peer-Review-Verfahren durchlaufen habe und in keinem Fachjournal veröffentlicht worden sei.
"Die Frage nach der Richtigkeit der Ergebnisse der Studie ist hier zweitrangig", betonte der Innsbrucker Wissenschafter. Das eigentliche Problem sei, "dass zur Studie bisher jegliche Informationen zu den verwendeten Methoden und Daten fehlen, die sie reproduzierbar machen würde", hielt Kaser fest. "Es kann ja sein, dass es ein wirklich tolles Ergebnis ist, aber ich würde es auch gerne nachvollziehen können", sagte Kaser. Grundsätzlich gehe es um die "Sauberkeit der Arbeit". "Wir können es nicht überprüfen", Zweifel könnten daher "weder bestätigt noch ausgeräumt" werden, so Kaser.
Grazer Forscher kontert
Selbst überrascht über die Einwände zeigte sich der Leiter des Zentrums für Klima, Energie und Gesellschaft (LIFE) der Joanneum Research, Franz Prettenthaler: Die der Untersuchung zugrunde liegende Methode sei bereits 2010 im Fachjournal "Forest Ecology and Management" von zwei der an der aktuellen Untersuchung beteiligten Kollegen publiziert worden. "Es gibt gerade Interesse, noch weitere Bundesländer zu berechnen und wir werden die Studie daher eher erst im Herbst veröffentlichen", teilte Prettenthaler mit. Seinem Innsbrucker Kollegen will er in der Zwischenzeit ein Hard-Copy-Exemplar postalisch zustellen. Die erste Langversion sei bisher nur dem Fachverband der Seilbahnen Österreich übermittelt worden.