28. Oktober 2018 | 13:42 Uhr
© Antenne Salzburg
Krisenstab tagt
Kärnten wappnet sich für Rekord-Hochwasser
100-jährliches Hochwasser erwartet - Hotspots sind Möllbrücke und Lavamünd
Nach der Sitzung des Landeskoordinationsausschusses in Kärnten haben sich die Einsatzkräfte gewappnet für das Hochwasser gezeigt: Landesrat Daniel Fellner (SPÖ) nannte mit Möllbrücke sowie Lavamünd zwei Hotspots, bei denen die Lage brenzlig werden könnte. Sonntagmittag waren wegen des nächtlichen Sturms mit Spitzen von 130 km/h rund 1.400 Haushalte ohne Strom.
Krisenstäbe einberufen
Laut den Experten deuten die Prognosen immer noch auf ein 30- bis 100-jährliches Hochwasser (HQ 30 - HQ 100) hin. Der Höhepunkt der Pegelstände wird in der Nacht von Montag auf Dienstag erwartet. Die Staubecken wurden maximal abgesenkt: "Unklar ist aber, wieviel wir mit den Maßnahmen auffangen werden können", sagte Fellner. Die einberufenen Krisenstäbe stünden bereit, aber auch die Hoffnung, dass es doch nicht so schlimm wie vorhergesagt kommt, lebe.
Vor allem entlang der Drau und der Möll wird die Hochwassergefährdung mit hoch beziehungsweise sehr hoch eingeschätzt. Zu den drohenden Überflutungen kam in der Nacht auf Sonntag ein nicht in dieser Intensität erwarteter Föhnsturm im Bereich Ferlach dazu. Versperrte Straßen, Stromausfälle sowie Probleme mit der Wasserversorgung waren die Folge. 19 Feuerwehren standen deswegen bereits im Raum Ferlach im Einsatz.
Vorkehrungen
"Wir treffen alle nötigen Vorkehrungen, um die drohenden Schäden so gering wie möglich zu halten", sagte Fellner und meinte weiter: "Noch sind es Prognosen, die sich ändern können. Es soll keine Panik entstehen - wir wollen aber zur Sicherheit der Kärntner Bevölkerung bestens vorbereitet sein." Die betroffenen Bezirksfeuerwehrkommanden wurden schon nach der ersten Wetterwarnung am Donnerstag in Bereitschaft gesetzt. Nach der zweiten Wetterwarnung wurde am Samstag der Landeskrisenstab einberufen. Markus Hudbonik, Katastrophenschutzbeauftragter des Landes Kärnten, schilderte: "Die nötige Absenkung der Drau-Stauseen sind durchgeführt worden. Das große Ziel muss es jetzt sein, den Durchlauf der Wassermassen in Lavamünd zu reduzieren, um die Schäden möglichst gering zu halten."
Gewaltiges Ereignis
Paul Rainer von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) sprach von einem gewaltigen Ereignis, das auf Kärnten zukomme. Montagvormittag sei zwar leichte Entspannung zu erwarten, die Niederschläge und Sturmböen könnten danach aber noch einmal Spitzenwerte erreichen.
Die Feuerwehren seien ebenfalls gut vorbereitet, versicherte der stellvertretende Feuerwehrkommandant Kärntens, Dietmar Hirm. 63 Einsätze von insgesamt 46 Feuerwehren galt es bis Sonntagmittag bereits abzuarbeiten. Schwerpunkt waren die Aufräumarbeiten nach dem Föhnsturm in Ferlach. In Einsatzbereitschaft stehen aber auch Polizei, Rotes Kreuz, Bundesheer und die Kelag.
Rekord-Niederschlag
Die ZAMG teilte Sonntagvormittag mit, dass bis 9.00 Uhr die Spitze der Niederschläge mit rund 190 Millimeter bei der Wetterstation Kötschach-Mauthen im Bezirk Hermagor gemessen wurde. "Damit hat es hier in nur 24 Stunden so viel geregnet wie in einem durchschnittlichen gesamten Oktober. Der Oktober ist in dieser Region übrigens der regenreichste Monat, da sich im Herbst oft Mittelmeertiefs bilden."
Die Messstation des Hydrologischen Dienstes Kärnten hat am Plöckenpass bis Sonntagfrüh bereits rund 300 Millimeter gemessen - das entspricht 300 Liter pro Quadratmeter. Die Starkregenwarnungen bleiben aufrecht. Besonders für Oberkärnten und Osttirol gelten weiterhin die höchste bzw. zweithöchste Warnstufe. Es kommen im Zeitraum Samstag bis Dienstag verbreitet 120 bis 250 Millimeter Regen zusammen, stellenweise auch mehr wie etwa im Oberen Gailtal. Im Bereich der Karnischen Alpen sind außerdem immer wieder Gewitter eingelagert, hier können stellenweise sogar mehr als 500 Liter Regen zusammenkommen.
Bereits Samstagabend hat der Verbund die Wasserpegel in den Stauseebecken in Edling, Ferlach und im Bereich der Annabrücke auf Niedrigststand gesenkt. Sprecher Robert Zechner erklärte: "Die Stauräume wurden bereits abgesenkt. Besonders niedrig ist der Pegelstand in Edling, um die Überflutung von Lavamünd so gering wie möglich halten." Auch mit Slowenien wurde laut Hudobnik bereits am Samstag Kontakt aufgenommen. Berechnungen hatten ergeben, dass der Durchfluss der Drau aufgrund des intensiven Regens am Montag und Dienstag auf 2.000 bis 2.400 Kubikmeter pro Sekunde anwachsen werde.
"Wir bitten die Bevölkerung der betroffenen Gebiete entlang der Gail, der Möll und vor allem der Drau, wachsam zu sein. Achten Sie auf die Informationen aus Radio und Fernsehen, und kooperieren Sie, wenn nötig, bestmöglich mit den Blaulichtorganisationen die jetzt schon in Alarmbereitschaft stehen", appellierte Fellner. "Das Stauseebecken in Edling wurde auf vier Meter abgelassen. Ein Stand den wir noch nie hatten und der natürlich auch Konsequenzen auf den Fischbestand und andere Dinge haben wird", sagte Völkermarkts Bezirkshauptmann Gert Klösch. Er betonte: "Das Gut und die Gesundheit der Bevölkerung in Lavamünd muss hier aber oberste Priorität für uns haben", und sagte weiter: "Aufgrund der derzeitigen Prognosen rechnen wir damit, dass die Drau in Lavamünd über die Ufer treten wird. Erstmaßnahmen zum Objektschutz wurden bereits gesetzt. Weitere Entscheidungen, auch über mögliche Evakuierungen im Bereich des Drauspitzes, werden anhand der Entwicklung der Situation getroffen."
Während in Oberkärnten punktuell große Hochwasser erwartet werden, werden die größten Schäden derzeit in Lavamünd befürchtet: Schon ab einem Durchfluss von 1.450 Kubikmeter wird Lavamünd überschwemmt. "Wir hoffen aufgrund der Senkung der Stauseebecken auf einen Wert von 1.800 Kubikmetern zu kommen. Mit überschwemmten Kellern und überfluteten Straßen muss also in jedem Fall gerechnet werden", warnte Fejan.