Für Astronomen ist es das spektakulärste Ereignis des Jahrhunderts – für Astrologen und Esoteriker das stärkste Symbol der sexuellen Kraft und Ausdruck der legendären Kundalini – jener spirituellen Energie, die für die Erhaltung des Lebens verantwortlich ist – der Blutmond, eine Nebenerscheinung der Mondfinsternis, die am heutigen Freitag um 21.30 beginnt. Es ist die längste Mondfinsternis des Jahrhunderts, und sollte der Himmel klar und wolkenlos bleiben, ein Spektakel, welches man sich nicht entgehen lassen sollte. Ganze vier Stunden dauert das Phänomen, und am Höhepunkt, um 23.13 Uhr, färbt sich unser Mond blutrot. Dann verschmelzen die Dimensionen von Astronomie und Astrologie zu einem Schauspiel der Natur, welches der Legende nach „Helden erzeugt“. Die kosmische sexuelle Energie ist am Höhepunkt und jene, die die Gunst der Stunde zu nutzen wissen, werden auf wundersame Art und Weise belohnt – so der Mythos.
Astronomisch tritt der Mond in den Erdschatten und wird so abgedunkelt. Langwellig rotes Streulicht der Sonne wird aber dennoch auf den Mond reflektiert. Das kurzwellig blaue Licht wird komplett in der Erdatmosphäre gestreut und dadurch entsteht das Naturspektakel des blutroten Mondes.
Während sich der Mond zu dieser Zeit am erdentferntesten Punkt seiner Bahn um die Erde befindet (0,4 Mio. km), kommt der Mars der Erde am nächsten (57,6 Mio. km) – durch die abgedunkelten Sterne ist er dadurch besonders gut sichtbar.
Hier sehen Sie den Blutmond am besten
Die ZAMG versprach für den Großteil Österreichs relativ gutes Wetter, um die Mondfinsternis zumindest zeitweise zu sehen. In einigen Regionen bildeten sich aber dennoch Gewitterwolken halten, besonders im Bergland.
Gewitter trübten Sicht in Wien
Mehrere astronomische Vereinigungen laden in Wien und Umgebung zum gemeinsamen Schauen des Spektakels ein. Die Wiener Arbeitsgemeinschaft für Astronomie (WAA) veranstaltet beispielsweise auf dem Cobenzl, der Sophienalpe und am Laaer Berg sogenannte "Public Viewings", und das Wiener Astronomische Büro lädt ins Freiluftplanetarium Sterngarten am Georgenberg.
Die wurden schließlich bitter überrascht. Gegen 22 Uhr also kurz vor dem Höhepunkt zog ein Gewitter über die Hauptstadt und vermieste den begeisterten Fans die Sicht.
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Mondfinsternis trifft auf Mars
Am Freitagabend lassen sich am Himmel gleich zwei seltene astronomische Ereignisse gleichzeitig beobachten: Einerseits die mit einer Dauer von einer Stunde und 43 Minuten längste Mondfinsternis des 21. Jahrhunderts und andererseits der besonders nahe Mars. Vorausgesetzt die Wolken stören nicht, wird letzterer als ungewöhnlich heller Lichtpunkt senkrecht unter dem roten Mond zu sehen sein.
Die maximale Verfinsterung des Mondes wird um 21.30 Uhr beginnen. Ab etwa 22.00 Uhr wird es in Mitteleuropa dunkel genug sein, dass der Mond als rötliche Scheibe im Südosten gut sichtbar wird. Kurz vor Ende der Totalität um exakt 23.14 Uhr dürfte der Blick auf den dunkelroten Vollmond voraussichtlich am lohnendsten sein. Da überdies der Abstand zwischen der Erde und dem Mars dann mit "nur" rund 60 Millionen Kilometern äußerst gering sein wird, lässt sich auch der Rote Planet besonders gut beobachten.
Star-Physiker Gruber: "Perfekte Voraussetzung"
Österreichs Wissenschafts-Experte über Jahrhundert-Ereignis.
ÖSTERREICH: Ein Blutmond steht uns bevor morgen um 21.30 Uhr, was hat es damit auf sich, Herr Gruber?
Werner Gruber: Ganz einfach, wir haben eine normale Mondfinsternis, die tritt alle zwei Jahre auf, allerdings ist sie nicht immer gut sichtbar und heut haben wir mal den großen Vorteil, dass sie in den Abendstunden ist, das Einzige, was noch fehlt, ist, dass das Wetter passen muss, da sind wir „Wickelwackel“, und wir werden eine schöne Verfärbung des Mondes verfolgen. Das hängt damit zusammen, dass zwar die Erde einen Schatten auf den Mond wirft, aber die Erde ist umgeben von einer Atmosphäre und diese Atmosphäre lässt in der Richtung des Lichtes nur rotes Licht durch, dadurch verfärbt sich der Mond über 100 Minuten tiefrot.
ÖSTERREICH: Wie lange wird das Spektakel zu sehen sein?
Gruber: Die gesamte Mondfinsternis dauert knapp fünf Stunden, allerdings der rote Blutmond nur ungefähr 100 Minuten. Die Mondfinsternis beginnt ja damit, dass sich der Erdschatten auf dem Mond ausbreitet und das beginnt sogar schon vorher.