11. März 2014 | 13:09 Uhr
Großglockner
Gletscher ist um 150 Meter geschmolzen
Die Pasterze legt Relikte aus der Urzeit frei: Forscher sind erstaunt.
Die heimischen Gletscher - allen voran die Pasterze am Großglockner - gehen weiterhin zurück: Rund 150 Meter ist die berühmte Eiszunge in den hohen Tauern zwischen 2010 und 2013 geschmolzen. Der Rückzug der Gletscher legt jedoch auch Überreste aus der Vergangenheit frei. Grazer Geografen rekonstruieren mithilfe der gefundenen Torf- und Holzstücke den Vegetations- und Klimaverlauf tausender Jahre.
Am größten österreichischen Gletscher, der Pasterze, deren Zunge auf rund 2.100 m Seehöhe endet, ist die Gletscherentwicklung der letzten rund 135 Jahre durch nahezu lückenlose Aufzeichnung dokumentiert, schildert Gerhard Lieb vom Institut für Geografie und Raumforschung an der Universität Graz. Gemeinsam mit seinem Kollegen Andreas Kellerer-Pirklbauer versucht er, weiter in die Geschichte der Gletscherregion und die klimatischen Veränderungen zurückblicken.
Vor 3.300 Jahren wuchs am Glockner Gras:
Seit den 1990er-Jahren wurden im Gletschervorfeld der Pasterze Funde von prähistorischen Torf- und Holzstücken geborgen. Insgesamt neun bis zu mehrere Kilogramm schwere Torfstücke wurden am Institut seither auf Reste von Pollen, Sporen und andere Pflanzenreste analysiert und mit C14-Untersuchungen im Alter bestimmt. "Die Fundstücke geben uns Einblick in die Zeit von 5.000 bis etwa 1.300 vor Christus", schilderte Kellerer-Pirklbauer. "Eines dieser Stücke verrät uns etwa 3.000 Jahre Vegetationsgeschichte der Pasterze."
"In diesem Zeitraum war der Gletscher wesentlich kleiner als heute, sonst hätte in diesem Bereich ja nichts wachsen können", erklärte der Grazer Wissenschafter. Erst mit dem Anwachsen des Eiskörpers war ein Gletschervorstoß möglich, der die vorhandene Vegetation - u.a. Zirben, Lärchen, Wacholder, Grünerlen - "überfahren" hat. Die Torfstücke belegen, dass zwischen 7.300 und 3.300 Jahren vor heute Moorvegetation und Weideland im Bereich der heutigen Pasterze vorhanden waren.
Bei den früheren Torffunden handelte es sich immer um Stücke, die quasi als Geröll durch die Gletscherbewegung und Schmelzwasser bergab transportiert und letztlich gefunden wurden, weshalb ihr ursprünglicher Fundort nur vermutet werden konnte. 2012 wurde jedoch auch ein Torfprofil in situ im Gletschervorfeld gemacht. Die erste Analyse zeigte mehr als 15 Lagen mit hohem organischem Anteil deren Datierung auf 3.700 bis 4.700 vor unserer Zeitrechnung geschätzt wird.