08. April 2013 | 07:27 Uhr

weinernte © APA/GERY WOLF

Experte

Weinbau profitiert vom Klimawandel

Anbaugebiete für Wein wachsen in Österreich und weiten Teilen Europas.

Wenn der Klimawandel den Österreichern verrücktes Wetter und andere Scherereien bringt, können sie in Zukunft ihren Frust wenigstens in größeren Mengen von einheimischem Wein ertränken. Denn der Weinbau in Österreich wird von der globalen Erwärmung profitieren, erklärte Herbert Formayer vom Institut für Meteorologie der Universität für Bodenkultur (BOKU) Wien gestern, Donnerstag, Abend bei einem Vortrag anlässlich des 14. Österreichischen Klimatages in Wien.

Schon heute wäre es in mehr Gebieten möglich, Wein anzubauen als um 1950, weil die Durchschnittstemperatur in den vergangenen Jahrzehnten um etwa ein Grad Celsius gestiegen ist, so Formayer. Damals wäre nur der burgenländische Seewinkel optimal für den hochqualitativen Weinbau geeignet gewesen. Heute würden die aus den Subtropen stammenden Weinreben in weiten Teilen Ostösterreichs gut wachsen.

Der Experte prophezeit, dass bis zum Ende des 21. Jahrhunderts zu den aktuellen "Gunstlagen für Weinbau" wie dem burgenländischen Seewinkel, der Oststeiermark und dem niederösterreichischen Weinviertel auch das Waldviertel und der nördliche Teil Oberösterreichs dazukommen. "Die Gebiete weiten sich massiv aus, weil Weinbau bis weit über 1.000 Meter Seehöhe möglich sein wird", sagte Formayer. Lediglich in den Alpen und dem Alpenvorland würde der hohe Niederschlag den Anbau begrenzen. Die Weinreben würden dort zu wenig Sonne abbekommen und die Trauben bei hoher Feuchtigkeit oft von Pilzen befallen.

Doch auch die Konkurrenz wird durch den Klimawandel wachsen: "Große Gebiete von Polen, Deutschland und der Ukraine werden für den Weinbau geeignet sein", erklärte der Forscher. Dafür könnte es umgekehrt in den klassischen Weinbaugebieten zu heiß und zu trocken werden. Hier würden schon jetzt Probleme auftauchen.

Aber auch für heimische Weinbauern bringt die Erwärmung nicht nur Gutes. Durch die sich ständig ändernden Bedingungen sei es schwer bis unmöglich, eine etablierte Sorte beizubehalten. "Einen Weingarten anzulegen dauert einige Jahre, die Winzer müssen also vorausschauen und überlegen, welche Sorten langfristig verwendbar sind", sagte Formayer. Das sei allerdings kein neues Problem - die Weinbauern würden das auch schon jetzt tun.