11. Februar 2013 | 07:49 Uhr
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US-Schneesturm
Warnungen verhinderten großes "Nemo"-Chaos
Frau schrieb vor lauter Angst sogar einen Abschiedsbrief an ihre Familie.
Für Lorna Jones ist der Albtraum wahr geworden: Die Krankenschwester war sich sicher, dem Wintersturm "Nemo" auf ihrem Heimweg gerade noch entwischen zu können. Doch kurz vor ihrem Haus ging es für die 62-Jährige auf dem Highway bei Brookhaven im US-Staat New York mit ihrem Wagen keinen Meter mehr voran. Wie Hunderte Autofahrer im Nordosten der USA blieb sie in der Nacht zum Samstag auf dem "Long Island Expressway" stecken - ohne Nahrung und Getränke und ohne zu wissen, wann Hilfe kommt.
70 Zentimeter Schnee
"Es ist schrecklich, es ist kalt, und ich weiß nicht, wie lange ich hier sein werde", erzählte Jones der "New York Times". Erst nach einer unbequemen Nacht hatten sich die Räumfahrzeuge durch die gut 70 Zentimeter dicke Schneedecke zu ihr durchgearbeitet. Manche Menschen mussten zwölf Stunden in ihren Autos verbringen - und hatten zum Teil Todesängste. Eine Mutter schrieb ihren Kindern und ihrem Ehemann vorsichtshalber einen Abschiedsbrief, wie die "New York Daily News" berichtete. Weinend zeigte sie Reportern nach ihrer Rettung den Zettel.
400.000 ohne Strom
Auch am Sonntag noch mussten verlassene Autos von den Straßen geschleppt werden, damit die Schneepflüge ihre Arbeit verrichten konnten. Auch an anderer Front wurde weiter gegen die Folgen des als möglicherweise historisch angekündigten Sturmes gekämpft: Fast 400.000 Menschen waren zuletzt ohne Strom - und damit meist ohne Heizung. Der schwere, nasse Schnee ist Gift für das Netz, weil die Kabel fast überall über Holzmasten führen und von dort mit den Hauswänden verbunden werden. Bricht ein Baumast unter der Schneelast oder im Sturm ab und fällt auf eine Leitung, ist eine ganze Gegend ohne Strom. Der Schnee erschwert außerdem die Reparatur.
10 Tote
Dass der Blizzard trotz mindestens zehn Toten und den Stromausfällen weitgehend glimpflich verlief, war wohl den Warnungen zu verdanken - viele Menschen waren vorbereitet und vorsichtig. Schon am Donnerstag gab es einen Ansturm auf Supermärkte und Tankstellen. Einwohner sagten Verabredungen ab, in New York und Boston herrschte ungewöhnliche Geisterstimmung. Fahrverbote, abgesagte Flüge und die Stilllegung des öffentlichen Nahverkehrs taten ihr Übriges.
Die Maßgabe, lieber zu viel als zu wenig zu warnen, ist eine Folge von Wetterkatastrophen der vergangenen Jahre. Spätestens seit dem Hurrikan "Katrina" 2005 in New Orleans mit rund 1.800 Toten ist schmerzlich bekannt, was alles schief gehen kann, wenn es Versäumnisse gibt. Und selbst bei guter Vorbereitung wie bei dem Supersturm "Sandy" vor gut drei Monaten ließ sich kaum verhindern, dass Naturgewalten viele Menschenleben fordern, Milliardenschäden anrichten und Menschen obdachlos machen. "Ich glaube, es ist fair zu sagen, dass wir Glück gehabt haben", sagte New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg nach Blizzard "Nemo".