09. April 2013 | 07:15 Uhr

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Klimawandel

Studie: Gewitterschäden nehmen zu

Auswirkungen des Klimawandels. Auch mehr Turbulenzen im Flugverkehr erwartet.

Von 1970 bis 2009 haben die Gewitterschäden in den USA zugenommen und die Schwankungen zwischen den Jahren wurden extremer, berichtete Eberhard Faust von der Abteilung Geo-Risiko-Forschung der Rückversicherung 'Munich Re' Montagnachmittag am ersten Tag der Generalversammlung der Europäischen Geowissenschaftlichen Union (EGU) in Wien. Das Ausmaß der Veränderungen würde mit den erwarteten Effekten des Klimawandels übereinstimmen, so der Experte.

Studie
Eine Studie, die die Versicherung gemeinsam mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt durchgeführt hat, habe erstmals belegt, dass die Klimaveränderung die Gewitterschäden in den USA bereits beeinflusst habe, erklärte Faust. "Insbesondere das zur Schwergewitterbildung notwendige Energiepotenzial in der Atmosphäre hat im Laufe der Zeit zugenommen", so der Experte.

Die Forscher haben das Vorkommen von Gewittern untersucht, die zwischen 1970 und 2009 östlich der Rocky Mountains in der Gewittersaison März bis Dezember jeweils über 250 Millionen US-Dollar (193,14 Mio. Euro) Schaden verursacht haben. Sie haben dabei einberechnet, dass seit 1970 immer mehr Güter und Infrastruktur gefährdet waren. Die Studie würde zeigen, dass die Zunahme der Schäden nicht nur durch veränderte ökonomische Verhältnisse erklärt werden kann, so Faust. Sie wären vielmehr vereinbar mit den erwarteten Auswirkungen der globalen Erwärmung. Man könne mit den verwendeten Untersuchungsmethoden aber nicht einwandfrei sagen, ob die Ursache natürlicher oder von Menschen verursachter Klimaveränderung sei, sagte er.

Schäden
Die Gewitterschäden im bisherigen Rekordjahr 2011 lägen sogar in der Größenordnung der Schäden, die der Hurrikan "Sandy" verursacht habe, der im Vorjahr New York unter Wasser gesetzt hat und der "zweitteuerste" Hurrikan in der Geschichte der USA war. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift "Weather, Climate, and Society" veröffentlicht.

Der Klimawandel beeinflusst aber auch die Atmosphäre in zehn Kilometer Höhe, wo Flugzeuge unterwegs sind. Dort nimmt die Windgeschwindigkeiten zu, berichtete Paul Williams vom Department of Meteorology der University of Reading (Großbritannien), bei der Pressekonferenz. Flugpassagiere sollten sich deshalb in Zukunft gut anschnallen, denn Flugzeuge werden deshalb bis zur Mitte des Jahrhunderts immer öfter in Turbulenzen geraten.

Turbulenzen
Aber nicht nur die Flüge werden weniger komfortabel und der Bedarf nach Speibsackerln größer werden. Auch das Risiko für Crew und Passagiere steigt. "Luft-Turbulenzen bedeuten nicht nur, dass das Getränkeservice an Bord unterbrochen wird, sondern dabei werden jährlich Hunderte Passagiere und Crew-Mitglieder verletzt, manchmal, und zum Glück selten, sogar tödlich", meinte Williams. Außerdem müssten die Flieger Bereichen mit starken Turbulenzen öfter ausweichen, was Treibstoff kostet und bedeutet, dass mehr Schadstoffe ausgestoßen werden. Auch würden damit Verspätungen häufiger und die Flüge teurer.

Williams hatte gemeinsam mit Manoj Joshi von der School of Environmental Sciences der University of East Anglia in Norwich (Großbritannien) mit Supercomputer-Simulationen die Entwicklung der Jet-Ströme über dem Nordatlantik, einem der verkehrsreichsten Flugkorridore mit 600 Flügen pro Tag, simuliert. Sie berechneten, dass die Gefahr eines Fliegers, in Turbulenzen zu geraten, im Schnitt doppelt so hoch sein wird, wenn sich die Menge von CO2 in der Atmosphäre im Vergleich zum vorindustriellen Niveau verdoppelt. Auch die durchschnittliche Stärke steigt nach den Modellen um zehn bis 40 Prozent. Die Studie wurde auch im Fachmagazin "Nature Climate Change" veröffentlicht.