13. Jänner 2012 | 11:47 Uhr
Das Wetter ist schuld
Schwierige Berechnung von Satelliten-Absturz
Weltraumwetter beeinflusst die Ionosphäre, die Satelliten dadurch mehr oder weniger abbremst.
Nach den beiden im Vorjahr abgestürzten Satelliten UARS und Rosat zeigt der in den nächsten Tagen bevorstehende Absturz der russischen Raumsonde "Phobos-Grunt" einmal mehr: Trotz exakter Ortung und gefinkelter Berechnungsmethoden lässt sich der genaue Absturzort nicht vorhersagen. Schuld ist das Wetter, wie Wolfgang Baumjohann, Leiter des Grazer Instituts für Weltraumforschung (IWF) der Akademie der Wissenschaften im Gespräch mit der APA erklärt - konkret das Weltraumwetter.
Permanent verfolgt
Satelliten werden permanent per Radar verfolgt, ebenso wie größere Teile des Weltraummülls, der die Erde in zunehmender Zahl umkreist. Schließlich müsse man bei Gefahr etwa mit der Raumstation ISS oder wichtigen Satelliten Ausweichmanöver fliegen, so Baumjohann.
Am Ende ihrer Lebenszeit fliegen Satelliten in einer durch die Erdanziehung immer enger werdenden Spirale um die Erde. Wie steil diese Flugbahn wird, wird davon bestimmt, wie stark der Satellit von der Erdatmosphäre abgebremst wird. "Und das hängt wiederum davon ab, wie sich das Weltraumwetter entwickelt", so der Experte.
Ionosphäre
Konkret geht es um die Ionosphäre, die ab einer Höhe von etwa 80 Kilometern beginnt und sich über mehrere hundert Kilometer bis in den interplanetaren Raum erstreckt. Abhängig von der Aktivität der Sonne kann sich die Ionosphäre unterschiedlich stark aufheizen und dehnt sich entsprechend aus bzw. zieht sich zusammen. "Dehnt sie sich weiter aus, bremst sie einen Satelliten früher ab - entsprechend schneller stürzt er dann ab. Typischerweise in einer Höhe von 100 bis 80 Kilometer fällt er dann wirklich runter, das ist da, wo die Hitzekacheln des Space Shuttle anfangen zu glühen."
Ab diesem Zeitpunkt stürzt der Satellit auf einer Parabelbahn, ähnlicher dem Flug einer Kanonenkugel, zur Erde. Dann sei zwar die Berechnung des Absturzortes möglich, allerdings würde die Zeit nicht mehr ausreichen, um etwa eine Großstadt zu evakuieren, so Baumjohann.