05. Juni 2012 | 05:45 Uhr

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Weniger Wasser

Klimawandel gefährdet Stromversorgung

Auch Donau betroffen: Flüsse wärmer und im Sommer mit sehr niedrigem Pegel.

Durch den Klimawandel werden die Flüsse in Europa und den USA wärmer und im Sommer weniger Wasser führen. Das gefährdet die Energieversorgung und treibt die Strompreise in die Höhe, weil das Kühlwasser für Kraftwerke knapp wird. Zu diesem Ergebnis kam ein internationales Team mit Beteiligung von Pavel Kabat, dem Direktor des Internationalen Instituts für Angewandte System Analyse (IIASA) in Laxenburg bei Wien. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift "Nature Climate Change" veröffentlicht.

Wärmekraftwerke

Wärmekraftwerke, die Strom aus Atomkraft oder fossilen Brennstoffen gewinnen, liefern in Europa und den USA den Großteil der elektrischen Energie, nämlich 78 Prozent beziehungsweise 91 Prozent. Sie werden oft mit dem Wasser vorbeifließender Flüsse gekühlt. In den vergangenen Jahren, etwa im besonders warmen und trockenen Sommer 2003, mussten einige Kraftwerke die Energieproduktion herunterfahren und sogar kurzfristig abgeschaltet werden, weil zu wenig Kühlwasser vorhanden war.

Probleme nehmen zu
Solche Probleme werden in Zukunft zunehmen, wie die Forscher anhand zweier Klimaszenarien des Weltklimarats (IPCC) berechneten. Je nachdem, ob die Staatengemeinschaft gemeinsam eine umweltorientierte Klimapolitik umsetzt oder die regionale Wirtschaftsentwicklung Vorrang hat, würden Wärmekraftwerke in der Zeit von 2031 bis 2060 wegen Kühlwassermangel in Europa sechs bis 19 Prozent weniger Strom liefern, in den USA vier bis 16 Prozent.

Trockener Sommer
"Das größte Problem, das wir mit dieser Studie aufzeigen wollten, sind aber nicht die Leistungseinbußen von in manchen Fällen bis zu 20 Prozent, sondern, dass es in einer trockenen Sommersaison zu einem regelrechten 'Blackout' kommen könnte", sagte Pavel Kabat im Gespräch mit der APA. Kraftwerke, bei denen das Kühlwasser nur einmalig verwendet wird, sind laut der Studie stärker gefährdet als solche, in denen das Wasser in Kühltürmen zirkuliert.

Strikte Auflagen
In Europa und den USA gibt es strikte Umweltauflagen, wie viel Wasser aus Flüssen entnommen werden darf und wie warm es das Kraftwerk wieder verlassen darf. Wärmekraftwerke gehören zu den größten Wasserverbrauchern, sie schlucken in Europa 43 Prozent des aus Flüssen und Seen entnommenen Wassers, in den USA 40 Prozent. Daher sind sie ernsthaft betroffen, wenn die Menge an verfügbarem Wasser sinkt und dieses zudem wärmer wird, weil die Lufttemperatur durch den Klimawandel steigt.

Die Donau etwa würde in den kommenden dreißig Jahren im Durchschnitt in den Sommermonaten ein bis zwei Grad Celsius wärmer werden, die Maximaltemperatur bei Niedrigwasser könnte sogar um bis zu fünf Grad Celsius steigen, erklärte Kabat: "Das wäre natürlich nicht nur für die Energieversorgung ein Problem, sondern auch für die Umwelt."

Erdgas
Erdgas-betriebene Kraftwerke könnten das Problem entschärfen, denn sie seien effizienter und bräuchten auch weniger Kühlwasser, so die Forscher um die Niederländerin Michelle van Vliet von der Universität Wageningen. Eine andere Möglichkeit wäre, mehr Kraftwerke an den Küsten zu bauen und sie mit entsalztem Meerwasser zu kühlen, so Kabat.