17. Juli 2024 | 11:00 Uhr
Hitze-Belastung
In diesen Bezirken ist das Hitze-Risiko am höchsten
Durch den Anstieg der Hitzetage und die alternde Bevölkerung steigt das Risiko von Hitzebelastungen in den Bezirken Österreichs.
Ohne Reduktion der Treibhausgasemissionen wird bis 2050 fast jeder Bezirk stark betroffen sein.
© APA/Complexity Science Hub/WU Wien
Hitzebelastungsindex, berechnet anhand mehrerer Faktoren.
Steigende Hitzebelastung in Österreich: Immer mehr Bezirke betroffen
Ein Forscherteam aus Wien hat eine neue interaktive Karte erstellt, die die Hitzebelastung in Österreich darstellt. Diese Karte zeigt für jeden Bezirk und jede Gemeinde einen Hitzebelastungsindex für die Jahre 2018 bis 2023. Der Index berücksichtigt sowohl die Anzahl der Hitzetage als auch den Anteil der über 65-Jährigen. Die Ergebnisse zeigen einen deutlichen Anstieg der Hitzebelastung in vielen Bezirken. Ohne Maßnahmen zur Reduktion von Treibhausgasen wird bis 2050 nahezu jeder Bezirk in Österreich stark gefährdet sein.
Gesundheitsrisiken durch steigende Temperaturen
Die zunehmende Zahl an Hitzetagen stellt eine erhebliche Gesundheitsbelastung dar, insbesondere für ältere Menschen. Dies betonen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vom Complexity Science Hub (CSH) Vienna und der Wirtschaftsuniversität (WU) Wien in einer aktuellen Mitteilung. Zwischen 2015 und 2022 hat jeder zusätzliche Hitzetag – definiert als Tage mit über 30 Grad Celsius – die Sterblichkeitsrate in den österreichischen Bezirken um 2,4 Prozent pro 1.000 Einwohner erhöht. Diese Erkenntnisse basieren auf einer noch nicht von Fachkollegen begutachteten Studie. Besonders betroffen sind Bezirke, in denen mehr als 25 Prozent der Bevölkerung über 65 Jahre alt sind. In solchen Bezirken verdoppelt sich der Effekt der Hitzebelastung auf die Sterblichkeit. Während Hitzewellen, definiert als eine Woche mit mehr als drei Hitzetagen, steigt die Sterblichkeitsrate sogar fast dreimal so stark an wie an einem einzelnen Hitzetag.
Zunehmende Alterung der Bevölkerung
Durch die Alterung der Bevölkerung wird die Hitzebelastung in den kommenden Jahren weiter zunehmen. Im Jahr 2023 war in 15 Prozent der Bezirke ein Viertel der Bevölkerung älter als 65 Jahre. Bis 2050 wird dieser Anteil auf 80 Prozent ansteigen. Die Jahre 2018 bis 2023 zeigen bereits eine Zunahme des Hitzerisikos in vielen Bezirken. Besonders betroffen ist der Osten Österreichs. In diesem Zeitraum gibt es immer mehr Bezirke mit mittlerem und sehr hohem Hitzerisiko.
Regionale Unterschiede
Im Jahr 2023 wiesen die Bezirke Hollabrunn, Eisenstadt Umgebung und Rust ein "sehr hohes" Gesundheitsrisiko auf. Im Gegensatz dazu verzeichneten Graz, Rohrbach, Tamsweg, Reutte, Imst, Dornbirn und Feldkirch nur einen "niedrigen" Hitzerisikoindex. Laut der Studie gilt ein Hitzebelastungsindex als "sehr hoch", wenn es im betreffenden Bezirk mehr als 27,6 Hitzetage pro Jahr gibt und mehr als 22,8 Prozent der Bevölkerung älter als 65 Jahre sind. Ein "sehr niedriges" Risiko liegt vor, wenn es weniger als 14,9 Hitzetage pro Jahr gibt und der Anteil der über 65-Jährigen unter 18 Prozent liegt.
Besondere Situation in Wien
Insgesamt ist der Risikoindex in Wien relativ niedrig. Dies liegt am vergleichsweise niedrigen Durchschnittsalter der Bevölkerung. Allerdings zeigen die Wiener Bezirke Innere Stadt und Hietzing aufgrund ihres höheren Durchschnittsalters eine "sehr hohe" Belastung.
Prognosen und zukünftige Entwicklungen
Die Karte zeigt, dass es trotz steigender Temperaturen auch kühlere Jahre geben kann, wie beispielsweise das Jahr 2020. Der langfristige Trend zeigt jedoch einen kontinuierlichen Anstieg der Hitzebelastung. Die Wissenschaftler prognostizieren, dass bis 2050 fast jeder Bezirk in Österreich als sehr stark gefährdet eingestuft wird, wenn die Treibhausgasemissionen nicht gesenkt werden. Selbst bei strenger Klimapolitik bleibt das Gesundheitsrisiko aufgrund der alternden Bevölkerung im mittleren bis hohen Bereich.
Maßnahmen zur Reduktion der Hitzebelastung
Das Forscherteam weist darauf hin, dass Grünflächen in Städten die Auswirkungen der Hitze auf die Sterblichkeit deutlich verringern könnten. Die lokale Politik könne die Erwärmung oder die demografischen Trends zwar nicht umkehren, jedoch hätten sie die Möglichkeit, mehr Grünflächen zu schaffen. Diese Investitionen sind effektiv, da Städte Stück für Stück begrünt werden können, ohne hohe Anfangskosten zu verursachen, so Schuster.