10. Dezember 2020 | 11:07 Uhr

Überflutung © Getty Images

Meeresspiegel steigen

Besorgniserregender Trend: Ab 2040 könnten jährlich Jahrhundertfluten drohen

Der Meeresspiegel stieg in den vergangenen Jahren viel schneller an als bisher angenommen.

Eine neue Analyse zeig, dass der Meeresspiegel an den Küsten bei 20 Prozent der untersuchten Abschnitte anders verläuft als auf offenem Meer - an manchen Stellen an der Küste steigt er schneller, an manchen langsamer. Über die Ursache rätselt die Wissenschaft noch.

Der Durchschnitts-Anstieg, der sich seit den frühen 1990er Jahren aus Satellitenmessungen ergab, liegt bei einer Rate von 3,2 Millimetern pro Jahr - das schreibt auch der Weltklimarat IPCC in seinem Klima-Zustandsbericht von 2014 fest.

Doch wie Forscher nun festgestellt haben, steigt der Meeresspiegel schneller als gedacht - und zwar 4,8 Millimeter pro Jahr. Hauptgrund dafür sei das beschleunigte Schmelzen des Eisschilds auf Grönland. „Der dortige Massenverlust schaltete den Anstieg einen Gang höher“, bekräftigt der Geophysiker Felix Landerer vom „Sea Level Change Team“ des JPL.

Vor allem beschäftigt die Forscher jedoch der unterschiedliche Anstieg zwischen Küsten und offenem Meer. Der US-Forscher Dangendorf vermutet, dass Strömungen, die weit draußen im Ozean verlaufen, das Wasser in Küstennähe treiben. Auf hoher See gebe es mehr Wasser, das sich infolge der Erwärmung ausdehnen kann. Die Strömungen befördern es dann zu den Küsten - und das hat Überflutungen zufolge.

Die Trends seien laut Fachjournal "Science" besorgniserregend. Das zeigt auch eine noch unveröffentlichte Studie der Klimatologin Aimée Slangen vom Königlich-Niederländischen Institut für Meeresforschung auf der Insel Texel. Mit Kollegen will sie anhand von Klimamodellen prognostizieren, wann der Meeresspiegel um 25 Zentimeter über dem Niveau des Jahres 2000 liegt. Dann würden „Jahrhundertfluten“, die heute gelegentlich manche Küsten überschwemmen, beinahe jährlich auftreten. Laut Slangens Abschätzung sollte es zwischen 2040 und 2060 soweit sein.