05. März 2024 | 10:00 Uhr
Klimadaten in Gefahr
Gletscherarchive schrumpfen in alarmierendem Maße
Eiszeitliches Klimaarchiv in Gefahr: Die Schweizer Gletscher schwinden und nehmen wertvolle Informationen mit sich.
Die Gletscher der Schweizer Alpen, einstige Hüter vergangener Klimadaten, schrumpfen in alarmierendem Maße. Allen voran der imposante Corbassièregletscher, der sich über 9,6 Kilometer erstreckt und als einer der längsten in der Schweiz gilt.
Dramatische Transformation der Corbassièregletscher
Diese eisigen Riesen fungierten lange Zeit als natürliche Archive für Klimainformationen vergangener Epochen. Doch nun droht der Verlust dieser unschätzbaren Daten, während sich der Corbassièregletscher seit 1889 um beeindruckende 1,3 Kilometer verkürzt hat.
Gletscher im Wandel
Die alarmierenden Daten des Schweizer Gletschermessnetzes enthüllen eine besorgniserregende Entwicklung – nicht nur beim Corbassièregletscher, sondern auch bei zahlreichen anderen Alpengletschern. Seit den 1930er Jahren haben sie mehr als die Hälfte ihres Volumens eingebüßt. Diese schwindenden Eisriesen bedeuten nicht nur eine emotionale Herausforderung für Alpinisten, sondern auch einen schwerwiegenden Verlust für die Klimaforschung.
Gletscherarchiv in Gefahr
Hinter der majestätischen Fassade der Gletscher verbirgt sich ein wertvolles Klimaarchiv. Eisbohrungen ermöglichen die Analyse von Aerosolen, winzigen Partikeln in der Luft, und liefern Einblicke in Umweltbedingungen vergangener Jahrtausende. Ein Forschungsteam aus der Schweiz und Italien, das Eiskerne aus dem Corbassièregletscher entnahm, stellte jedoch fest, dass die Oberflächenschmelze das kostbare Gletscherarchiv bedroht.
Die schwindenden Spuren der Vergangenheit
Die Untersuchung von Eiskernen aus den Jahren 2018 und 2020 offenbarte einen alarmierenden Trend. Während im 2018 entnommenen Eisbohrkern saisonale Schwankungen noch deutlich erkennbar waren, zeigte sich im Kern von 2020 ein beunruhigendes Bild. Oberflächenschmelze hatte nicht nur zu einer reduzierten Ablagerung von Partikeln geführt, sondern auch dazu, dass saisonale Unterschiede in den älteren Jahresschichten kaum mehr nachvollziehbar waren.
Die Ice Memory Foundation
Experten wie Umweltchemikerin Margit Schwikowski vom Paul Scherrer Institut schlagen Alarm und fordern den Schutz der noch verbliebenen globalen Eiskerninformationen. Die Ice Memory Foundation setzt sich das ehrgeizige Ziel, in den nächsten 20 Jahren Eiskerne von 20 bedrohten Gletschern weltweit zu bergen und in einem sicheren Archiv zu bewahren. Schwikowski warnt davor, dass die natürlichen Paläoarchive der Alpen kurz davor stehen, für immer verloren zu gehen, und betont die Dringlichkeit, diese wertvollen Informationen zu sichern, bevor es zu spät ist.
Während die Gletscher der Schweizer Alpen in einem beispiellosen Tempo schwinden, kämpfen Wissenschaftler und Aktivisten darum, das einzigartige Gletscherarchiv zu bewahren. Die Herausforderungen, vor denen sie stehen, verdeutlichen nicht nur den Verlust eines natürlichen Erbes, sondern werfen auch einen Schatten auf die globalen Auswirkungen des Klimawandels.