29. Juni 2016 | 11:06 Uhr

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Rätsel

Mysteriöse Wolken über "Weltmaschine" CERN

Verschwörungstheoretiker glauben an Zusammenhang mit neuem Experiment.

Fotos dramatischer Wolkenformationen, die vor wenigen Tagen angeblich direkt über dem europäischen Kernforschungszentrum CERN in Genf zu sehen waren, sorgen nun für wilde Verschwörungstheorien im Netz. Die Bilder sollen am 24. Juni aufgenommen worden sein - just an dem Tag, an dem laut Zeitplan im LHC-Teilchenbeschleuniger das neue "Awake"-Experiment begonnen haben soll.

 

Fotos angeblich nicht bearbeitet
In einem Youtube-Video behaupten die mit Verschwörungstheorien bestens vertrauten Macher des Kanals "Freedom Fighter Times", dass die Fotos echt seien und nicht bearbeitet wurden. Blitze seien nur innerhalb der Wolken über dem Genfer See aufgetreten - für die Video-Macher ein Hinweis darauf, dass dieser "Ball massiver Energie" mit dem Experiment im Teilchenbeschleuniger zu tun gehabt hätte. Möglicherweise, so spekulieren die Filmer, arbeite man am CERN an einem "Portal in eine andere Dimension".

 

Die wilden Verschörungstheorien nähren sich auch aus der Tatsache, dass am CERN Experimente zum Klima durchgeführt werden, etwa "CLOUD" (Cosmics Leaving Outdoor Droplets), bei denen die Verbindungen zwischen kosmischer Strahlung und Wolkenformationen erforscht werden.

 

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Teilchenbeschleuniger Large Hadron Collider (LHC) am CERN in Genf; Foto: CERN

 

Riesige "Weltmaschine" unter der Erde
Beim CERN handelt es sich um das größte Labor für Teilchenphysik der Welt. Darin arbeiten Wissenschafter aus mehr als hundert Ländern, die an der Suche nach den Bausteinen des Universums beteiligt sind. Derzeit tragen 20 europäische Mitgliedstaaten den CERN, der direkt rund 2.500 Menschen beschäftigt.

 

Große Energie
Der Large Hadron Collider (Großer Hadronen-Speicherring, LHC) ist das Herzstück der CERN-Anlage, 27 Kilometer lang und liegt bis zu 150 Meter unter der Erde. In ihm lassen Wissenschafter seit mehreren Jahren in unterschiedlichen Experimenten Protonen fast mit Lichtgeschwindigkeit mit bisher unerreichter Wucht aufeinanderprallen. Dabei entstehen Energien, wie sie Sekundenbruchteile nach dem Urknall geherrscht haben. Aus den extrem aufwendigen Analysen solcher Kollisionen lassen sich mit Glück und Ausdauer grundlegende Erkenntnisse über die Zusammensetzung der Materie und des Universums gewinnen.

Als größter Erfolg der Grundlagenforscher bisher gilt der experimentelle Nachweis des Higgs-Teilchens im Jahr 2012 - es war der letzte noch fehlende Baustein im Standardmodell der Physik. Künftig wollen die Wissenschafter sich vor allem mit der dunklen Materie und dunklen Energie befassen, die 96 Prozent des Weltalls einnehmen und bisher noch nicht nachgewiesen wurden.