07. August 2017 | 10:39 Uhr

Kern Kurz © Fotomontage oe24
Unwetter Steiermark Ennstal © APA/HBF/PUSCH
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Unwetter Steiermark Ennstal © APA/HBF/PUSCH
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Obersteiermark

Kern und Kurz reisen in die Katastrophengebiete

Die Budnesregierung stellte den Opfern den Katastrophenfonds ab sofort zur Verfügung.

Außenminister Sebastian Kurz hat am Montag mit Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (beide ÖVP) Oberwölz, eines der steirischen Katastrophengebiete, in der Obersteiermark besucht und anschließend in Graz finanzielle Soforthilfe zugesichert. Dafür sagte der ÖVP-Chef kurzfristig seine Pressekonferenz zur Vorstellung neuer Kandidaten für die "Liste Kurz" ab. Betroffene Privatpersonen können ab sofort bei ihren Gemeinden Entschädigungsanträge einreichen, diese werden dann geprüft, ehe es zu einer Auszahlung kommt.

Schelling stellt Katastrophenfonds zur Verfügung

Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) meinte, dass man in solchen Situationen kein "politisches Kleingeld versucht zu wechseln", sondern unbürokratisch helfen will. 400 Millionen Euro stehen insgesamt im Katastrophenfonds zur Verfügung. "Sollte der Fonds nicht ausreichen, kann er auch ausgeweitet werden", versicherte der Finanzminister. In punkto Sölkpaß-Straße, die auf hundert bis zweihundert Metern Länge komplett weggerissen wurde, müsse man die Trassenführung prüfen, ehe es zu einer Reparatur kommen könne. Der steirische LHStv. Michael Schickhofer (SPÖ) erklärte, dass allein die Wiederherstellung der Panoramastraße rund 4,5 Millionen Euro kosten werde.

Schelling kündigte auch an, dass er in der Regierung einen Vorschlag zur Ausweitung des kommunalen Finanzierungsprogrammes für die Prävention von derartigen Schäden einbringen will. Notfalls soll das Programm auch verlängert werden. Kurz bekräftigte ein "Commitment" der Bundesregierung, "möglichst schnell zu helfen". Bei dem Termin in Oberwölz, der bewusst ohne Medienbegleitung stattfand, habe er einen Eindruck bekommen, "was Wassermassen und Schlamm anrichten" können. Er meinte, dass Hochwasserschutz funktioniert und nicht belächelt werden sollte, wenn ein solcher gebaut wird.
 

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Auch Kern reiste nach Oberwölz

Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) hat am Montag wegen der Unwetter in der Obersteiermark einen Besuch bei den Stadtwerken in Kapfenberg abgesagt und sich nach Oberwölz begeben, wo die Schäden besonders schwer waren. Kern wohnte einer Sitzung der Einsatzleitung am frühen Nachmittag bei und machte sich ein Bild von den Aufräumarbeiten. Der Kanzler versprach rasche und unbürokratische Hilfe.

"Es ist herausragend, was die Retter und Helfer geleistet haben und leisten, ich bedanke mich ausdrücklich dafür", sagte der Kanzler gegenüber der APA: "Es muss schnell geholfen werden." Es sei auch beeindruckend, wie die Gemeinschaft in solchen Situationen zusammenhalte. Kern versprach, dass rasch Klarheit über die Hilfszahlungen an die Betroffenen herrschen werde. Es gebe eine enge Abstimmung mit dem Land Steiermark, er habe sich mit LHStv. Michael Schickhofer (SPÖ) ins Einvernehmen gesetzt. Die Menschen könnten sich auf die Bundesregierung verlassen, sagte Kern.

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Fotos zeigen den wahren Horror der Unwetter-Katastrophe – weite Teile der Steiermark, Salzburgs und Tirols sind verwüstet. Die Bilanz: Am Wochenende schlugen 6.000 Blitze ein. Starkregen brachten in 48 Stunden bis zu 100 Liter Niederschlag pro Quadratmeter – so viel wie sonst in einem Monat.

Diashow: Unwetter verwüsten ganz Österreich

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Oberwölz in der Steiermark ist einer der am stärksten zerstörten Orte.
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Oberwölz in der Steiermark ist einer der am stärksten zerstörten Orte.
Oberwölz
Oberwölz in der Steiermark ist einer der am stärksten zerstörten Orte.
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Oberwölz in der Steiermark ist einer der am stärksten zerstörten Orte.
Ennstal Unwetter Bundesheer
Im Ennstal in der Steiermark war das Bundesheer im Katastropheneinsatz.
Ennstal Unwetter Bundesheer
Im Ennstal in der Steiermark war das Bundesheer im Katastropheneinsatz.
Ennstal Unwetter Bundesheer
Im Ennstal in der Steiermark war das Bundesheer im Katastropheneinsatz.
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Auch in Kärnten - hier das Gemeindegebiet von Strassburg - war die Feuerwehr im Dauereinsatz.
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Auch in Kärnten - hier das Gemeindegebiet von Strassburg - war die Feuerwehr im Dauereinsatz.
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Auch in Kärnten - hier das Gemeindegebiet von Strassburg - war die Feuerwehr im Dauereinsatz.
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In Tirol ging vor dem Felbertauerntunnel eine Mure ab.
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In Tirol ging vor dem Felbertauerntunnel eine Mure ab.

Sonntagfrüh wurden die Ausmaße der Sturm-Nacht erst sichtbar. Insgesamt 14 wichtige Transitstrecken und Straßen sind wegen der Murenabgänge nicht passierbar.

  • Das Bundesheer startet zu Mittag einen Assistenzeinsatz. Mission für die nächsten Wochen: Aufräumarbeiten, Hänge stützen, Brücken bauen.
  • Hubschrauber des Innenministeriums fliegen Berghütten an, um in der Not zu helfen.

Unwetter Steiermark Ennstal © APA/HBF/PUSCH

  • Zwei Todesopfer sind bisher zu beklagen (siehe unten).
  • Die wichtige Verbindung zwischen Salzburg und Osttirol – die Felbertauernstraße – ist von Geröllmassen blockiert. Zwei schwedische Urlauber stecken mit ihrem Auto in der Schlammlawine.
  • Hotspot der Gewitterfront ist die Steiermark. In Oberwölz, wo schon am Samstag Katastrophenalarm ausgelöst wurde, werden zum zweiten Mal Häuser evakuiert.

  • In Flatschach reißen die Wassermassen ein Auto mit zwei Insassen mit.
  • Gleich 15 Autos werden in Kobenz (bei Knittelfeld) einfach weggespült.
  • 100 Meter der Sölkpassstraße in der Obersteiermark sind völlig weggerissen.
  • In Salzburg sind am Sonntag der Skiort Obertauern und Teile von Großarl nach einem Murenabgang nicht erreichbar.
  • Im Tiroler Zillertal wird am Samstag das Schürzenjäger-Open-Air abgesagt – zu gefährlich. Später geht in der Nähe tatsächlich eine Mure ab.

Besonders schlimm ist die Landwirtschaft betroffen. Laut einer ersten Schätzung der Hagelversicherung sind 10.000 Hektar Anbaufläche zerstört worden. Die Mais-, Getreide- und Wein-Ernte sind in Gefahr. Der vorläufig errechnete Schaden beträgt mehr als eine Million Euro.

Pensionist und Teenager: Gewitter fordern zwei Tote

In Waldzell im Bezirk Ried/Innkreis sind am Sonntag zwei Spaziergänger (77, 78) vom Blitz getroffen worden. Der 77-Jährige konnte vor Ort wiederbelebt werden, verstarb jedoch kurze Zeit später im Krankenhaus.

Die Pensionisten waren auf der Lengthaler Gemeindestraße unterwegs und gingen auf dem Weg von Maireck Richtung Höschmühl am Waldrand entlang, als plötzlich ein Blitz neben den Männern einschlug. Der 77-Jährige wurde getroffen, sackte zusammen und blieb bewusstlos liegen.

Am Kopf getroffen. In der Steiermark verstarb am Freitag ein Bub (13) auf einem Jugend-Zeltlager der Feuerwehr. Die Zelte wurden wegen des Sturms evakuiert, der Teenager aus Niederösterreich wurde im Freien von einem herumfliegenden Teil eines Zeltes am Kopf getroffen.