18. Juni 2013 | 21:00 Uhr
37°
Wir sind Hotspot Europas
Extreme Gluthitze als Folge des Klimawandels.
Schon in der Früh brannte die Sonne gnadenlos vom Himmel, am Dienstagnachmittag schaukelte sich die Temperatur auf bis zu 37 Grad hoch. Mitte Juni beschert uns das Hoch „Uta“ die erste Hitzewelle des Jahres. Österreich ist der Hotspot Europas. Freibäder und Seen werden gestürmt. Die Schanigärten sind bis tief in die Nacht voll. Stimmung wie am Mittelmeer.
Temperatur-Unterschied von 30 Grad in 14 Tagen
Sonderbar ist es schon, wie der Sommer plötzlich Einzug hielt. Die rekordähnlichen Werte sind die Spitze von extremen Temperaturschwankungen der letzten Wochen. Noch am 1. Juni, dem kalendarischen Sommerbeginn, hatte es schlappe sieben Grad mit Regen und Wind. Bis zum 9. Juni stieg die Temperatur auf 28 Grad, um dann wieder auf bis zu 19 Grad zu purzeln. Innerhalb von 14 Tagen müssen wir einen Temperaturunterschied von 30 Grad aushalten. Von konstanter Wetterlage keine Spur!
„Hitze ist Ausdrucks des Klimawandels“
Österreichs bekannteste Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb bemerkt schon länger Ungewöhnliches: „Dass es jetzt so heiß ist, ist nicht gewöhnlich. Diese Hitze ist Ausdruck des Klimawandels. Es gibt genug Daten, dass die Sommer jetzt heißer als früher sind.“ Und in Zukunft müssen wir uns noch mehr umstellen: „Der Übergang vom Winter zum Sommer wird kürzer, der Frühling als Jahreszeit schrumpft“, so Kromp-Kolb. Ins verschobene Klima-Bild passt die Prognose: Nach der Hitze kommt die Abkühlung – schon am nächsten Dienstag erwarten Experten „klirrende“ 15 Grad.
Das war Rekord: 37°am 18. Juni
Wer ins Ausland verreist, muss mit Abkühlung rechnen – das kann man als Österreicher nicht oft behaupten. Derzeit ist es aber so. Madrid: bewölkt, 19 Grad. Rom: auch nur 32° (s. Grafik). Währenddessen schwitzen wir bei 37° – noch nie zuvor war es an einem 18. Juni so heiß in Österreich!
In Österreich verstärkt der Föhn die Extrem-Hitze
Schuld an der sengenden Hitze: Hoch „Uta“. Direkt von der Sahara-Wüste blies das Wetterphänomen die extrem heiße Luft von Afrika über das Mittelmeer direkt nach Europa.
Aber: Nur über Österreich kommt auch der Föhneffekt dazu – es wird um noch ein paar Grad heißer. Die Konsequenzen:
- Die Nacht auf Dienstag war die erste Tropennacht des Jahres (über 20 Grad).
- Auf der A1, der Westautobahn, gibt es erste Hitzeschäden: Zweimal brach die Fahrbahn gestern auf (Foto links).
- Alle wollen in die Bäder: Alleine in Wien standen mehr als 50.000 Menschen Schlange vor den Kassen. In zahlreichen Bädern musste der Einlass sogar gestoppt werden.
- Etliche iPhone-Nutzer trauten ihren Augen nicht: Wegen der Hitze schalteten sich ihre Geräte aus.
- Die öffentlichen Messstellen zeigten stellenweise sogar 40 Grad an!
Renommierte Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb warnt:
ÖSTERREICH: Binnen kurzer Zeit gab es einen Temperatursprung von 30 Grad. Warum?
Helga Kromp-Kolb: Das sind Phasen der Klimaerwärmung. Solche Abfolgen sind ungewöhnlich, aber erwartbar.
ÖSTERREICH: War es früher auch so heiß wie jetzt?
Kromp-Kolb: Was die Hitze betrifft, haben wir genug Daten, dass wir sagen können, dass wir jetzt doppelt so viele heiße Sommer haben wie noch voriges Jahrhundert, die Sahara-Luft heißer ist als früher und der Übergang von Winter zu Sommer schneller passiert. Die Jahreszeit Frühling ist geschrumpft.
ÖSTERREICH: Ist die aktuelle Hitzewelle gewöhnlich?
Kromp-Kolb: Dass es jetzt im Juni so heiß ist, ist ungewöhnlich. Die Rahmenbedingungen haben sich einfach verändert. Die Hitze ist Ausdruck des Klimawandels.
ÖSTERREICH: Was erwartet uns 2020 oder 2050?
Kromp-Kolb: Außergewöhnliche Ereignisse werden in Zukunft in viel kürzeren Abständen auftreten.