29. September 2014 | 08:30 Uhr
Drama am Ontake
Vulkanausbruch in Japan: Dutzende Tote
Bergsteigergruppe in der Nähe des Gipfels offenbar bei Eruption getötet.
Hunderte Rettungskräfte in Japan haben am Montag ihren Bergungseinsatz am ausgebrochenen Vulkan Ontakesan fortgesetzt. Bisher wurden lediglich vier Tote geborgen. Am Gipfel liegen jedoch noch weitere 27 Opfer. Die Bergungsarbeiten waren am Sonntag wegen der Gefahr weiterer Eruptionen und starker Schwefelschwaden abgebrochen worden. Die Rettungsmannschaften wollen örtlichen Medienberichten zufolge auch nach möglichen weiteren Opfern am Berg suchen. Der rund 200 Kilometer westlich von Tokio gelegene Vulkan war am Samstag plötzlich ausgebrochen.
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540 Bergungskräfte kämpften sich am Morgen erneut auf den Berg, der weiter bebte und Rauch ausstieß. Das Marschieren ist für die Einsatzkräfte wegen der dicken Ascheschicht auf den Hängen des 3067 Meter hohen Vulkans extrem anstrengend, wie der Fernsehsender Nihon TV berichtete. Um leichter voranzukommen, tragen die Männer keine schweren Sauerstoffflaschen mit sich. Rund 40 Menschen hatten am Wochenende teils schwere Verletzungen erlitten. Das Militär brachte Überlebende mit Helikopter in Sicherheit.
"Es war wie in der Hölle"
Der 3.067 Meter hohe und bei Wanderern beliebte Vulkan war am Samstag gegen Mittag (Ortszeit) ausgebrochen. Etwa 250 Bergsteiger waren zu diesem Zeitpunkt nahe dem Gipfel. Gewaltige Rauchwolken quollen aus drei neu entstandenen Kratern und türmten sich bis zu 10.000 Meter empor. "Es war wie in der Hölle", schilderte ein Überlebender das Drama. Auf die Menschen fielen Asche und Gesteinsbrocken nieder. "Einige waren so groß wie Autos", schilderte Sayuri Ogawa, die eine Gruppe von Wanderer auf den Gipfel geführt hatte. "Ich dachte, wir müssen sterben", sagte die 43-Jährige einem Reporter.
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"Es gab ein Geräusch wie bei einem Donner und der Himmel verdunkelte sich durch den Rauch", erzählte ein Hüttenwirt der Nachrichtenagentur Kyodo. Die Menschen begannen, um ihr Leben zu rennen. "Unter uns waren welche, deren Rücksäcke zu brennen begannen", schilderte ein Überlebender. "Ich wurde von Steinen am Rücken und den Füßen getroffen. In dem heißen Wind konnte ich kaum atmen", sagte Takao Kamata (60) dem Fernsehsender NHK. Er habe nur noch an seine Familie gedacht, sich für seinen wahrscheinlichen Tod entschuldigt und schon Abschied genommen.
Schutzhütten zerstört
Kamata überlebte nach eigener Schilderung, weil er mit den Händen einen Hohlraum vor dem Mund bildete, um nicht zu ersticken. Die meisten Wanderer konnten gerade noch rechtzeitig aus eigener Kraft absteigen, Dutzende andere blieben teils schwer verletzt auf dem Berg zurück. In den Hütten, in denen viele Schutz suchten, spielten sich ebenfalls dramatische Szenen ab. NHK zeigte Videoaufnahmen von Überlebenden, auf denen Schreie im Dunkeln zu hören sind, sobald Felsbrocken das Dach trafen. "In unserer Hütte stürzte das Dach ein. Wir flüchteten ins Untergeschoss und schützten unsere Köpfe mit Matratzen", berichtete ein Bergsteiger.
Wegen der Gefahr andauernder Eruptionen und giftiger Gase mussten die herbeigeeilten Rettungskräfte ihren Einsatz unterbrechen. Erst am Sonntagmorgen setzten die rund 550 Rettungskräfte ihren Einsatz fort. Ministerpräsident Shinzo Abe schickte das Militär zu Hilfe. Mit Hubschraubern wurden die ersten Überlebenden in Sicherheit gebracht. Doch für die 31 Wanderer, die beim Ausbruch am Gipfel kollabierten, kam offensichtlich jede Hilfe zu spät.
Vier von ihnen wurden geborgen, jedoch gar nicht mehr ins Krankenhaus gebracht. Sie liegen in einem früheren Schulgebäude, wie der Fernsehsender NHK meldete - auch wenn am Abend (Ortszeit) noch immer niemand das Wort Tod in den Mund nehmen wollte. Die Bergungsarbeiten mussten am Nachmittag wegen der starken Schwefelbildung und andauernder Eruptionen erneut abgebrochen werden und sollten an diesem Montag fortgesetzt werden, hieß es.
Ausbruch war nicht vorhersehbar
Zwar habe es Erschütterungen Mitte des Monats an dem Vulkan gegeben. Dass er jedoch plötzlich ausbrechen würde, sei nicht vorhersehbar gewesen, wurde ein Beamter der nationalen Meteorologischen Behörde in Tokio zitiert. Der Ausbruch erfolgte genau zu einer Zeit, da sich viele Bergwanderer in der Region aufhielten, um die jährliche Herbstlaubfärbung zu beobachten.
Die Meteorologische Behörde warnte die Bewohner im Umkreis von vier Kilometern vor weiteren Eruptionen. Die am Samstag von dem Vulkan herabquellende Rauchwolke war mehr als drei Kilometer lang. Für das Gebiet verhängte die Behörde ein Zutrittsverbot.
Zuvor war es am Ontake 1979 zu einem größeren Ausbruch gekommen. Mehr als 200.000 Tonnen Asche hatte der Vulkan damals gespuckt. Eine weitere kleinere Eruption ereignete sich 1991, gefolgt von mehreren vulkanischen Beben im Jahr 2007.