29. September 2022 | 11:14 Uhr

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"Worst-Case-Szenario"

Unsere Gletscher schmolzen doppelt so schnell

Österreichs Gletscher schmolzen heuer doppelt so schnell wie durchschnittlich. Das ist das 'Worst-Case-Szenario'.

Die Herbst-Messungen der ZAMG haben ergeben, dass die großen Gletscher in Österreich um zumindest doppelt so schnell abgeschmolzen sind wie im langjährigen Durchschnitt. Der größte Gletscher, die Pasterze, wies gleich eine bis zu vier Mal so hohe Schmelzrate auf. "Es war heuer ein Worst-Case-Szenario für die Gletscher", sagte ZAMG-Expertin Marion Greilinger,

Im Rahmen des Gletscherbeobachtungsprogramms der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) werden in Zusammenarbeit mit der Universität für Bodenkultur Wien jedes Jahr im Frühling und im Herbst die Gletscher am Hohen Sonnblick (Goldbergkees und Kleinfleißkees) und am Großglockner vermessen und die Massenbilanzen berechnet. "Die ersten Ergebnisse der Herbstmessung zeigen, dass es ein extremes Jahr war", sagte Greilinger, Leiterin der Abteilung für Klimamonitoring und Kryosphäre an der ZAMG. "Aus den einzelnen Punktmessungen werden derzeit die Massenbilanzen für die gesamte Gletscherfläche berechnet, aber schon jetzt lässt sich sagen, dass gemittelt über alle Messpunkte das Gletschereis der Pasterze und der Sonnblick-Gletscher ungefähr doppelt so stark geschmolzen ist wie im Durchschnitt der letzten Jahre, stellenweise sogar vier Mal so stark."

Gletscher verloren meterweise Eis

Auf der Pasterze nahm die Eisdicke heuer selbst im oberen Bereich (oberhalb von ca. 3.000 Meter Seehöhe), über alle Messpegel gemittelt, um 3,7 Meter ab. Zum Vergleich: Im Durchschnitt der vergangenen Jahre lag hier die Schmelzrate bei 1,6 Meter Eisdicke pro Jahr.

Am Kleinfleißkees, in der Sonnblick-Region, nahm die Eisdicke heuer über alle Messpegel gemittelt um 4,2 Meter ab. Im Durchschnitt der vergangenen Jahre waren es hier 1,8 Meter pro Jahr. "Es war heuer ein Worst-Case-Szenario für die Gletscher", sagte Greilinger.

Saharastaub beschleunigte das Schmelzen

Die Gletscher kamen demnach mit sehr wenig Schnee aus dem Winter und dann folgte ein extrem warmer Sommer. Niederschlag fiel im Sommer fast immer als Regen, daher konnte selbst im Hochgebirge keine Schneedecke entstehen, die die Sonnenstrahlen reflektiert und die Gletscher vor dem Schmelzen schützt. Außerdem gab es im März ein sehr starkes Saharastaub-Ereignis. Diese dunkle Schicht beschleunigte das Schmelzen zusätzlich und es gab schon Ende Juni einen Ausaperungsstand wie normalerweise im August. Bisher blieben immer ein paar Schneereste des Vorwinters übrig.

Die starken Schmelzraten lassen eine baldige Trennung zwischen oberem und unterem Teil der Pasterze erwarten. "Wir erwarten dieses Abreißen schon in den nächsten Jahren", so Greilinger. Danach kann der obere Teil der Pasterze nicht mehr für Nachschub im unteren Teil sorgen. Der untere Teil der Pasterze gilt dann als Toteis.

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