18. Februar 2022 | 23:04 Uhr

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Tote in mehreren Ländern

Sturm über Nordeuropa fordert mehrere Todesopfer

Der Sturm zog auch über Großbritannien, Irland und die Niederlande – die Länder meldeten mehrere Tote, vor allem durch umfallende Bäume.

London/Amsterdam/Brüssel. Heftige Böen des Orkantiefs "Zeynep" haben am Freitagabend Deutschland erreicht und erhebliche Schäden angerichtet. Dabei sagte der Deutsche Wetterdienst (DWD) voraus, dass der gefährliche Sturm erst in der Nacht seine volle Wucht entwickeln würde. Zuvor war er über Großbritannien, Irland und die Niederlande gezogen - die Länder meldeten mehrere Tote, vor allem durch umfallende Bäume.

In Thüringen brachten die Sturmböen Fahrzeuge nördlich von Erfurt wie Spielzeuge zum Umkippen. Auf der Bundesstraße 4 bei Greußen sei ein Auto mit Anhänger regelrecht von der Straße geblasen worden, sagte ein Sprecher der Landeseinsatzzentrale in Erfurt. Bei Straußfurt kippte der Wind einen Transporter um. Menschen wurden hier nicht verletzt.

Baum stürzte auf Auto

Ein Baum stürzte in Osthessen nach Angaben der Polizei in Fulda auf ein Auto - die Fahrerin wurde leicht und der Beifahrer schwer verletzt. Weil ein Baukran in Aurich in Ostfriesland umzukippen drohte, mussten dort am Freitagabend zwei Einfamilienhäuser evakuiert werden. "Er drehte und neigte sich erheblich", sagte ein Feuerwehrsprecher. In Hamburg stürzte ein Baum auf parkende Autos und verletzte ein Kind leicht, das mit seinem Fahrrad unterwegs war.

In den Niederlanden starben drei Menschen durch umstürzende Bäume, darunter ein Radfahrer. Auch Großbritannien meldete drei Todesopfer. In London wurde erstmals die höchste Warnstufe Rot ausgerufen. Auf Videos, die im Internet kursierten, war zu sehen, wie die Bespannung des Millennium-Domes im Londoner Stadtteil Greenwich teilweise fortgerissen wurde. Unter der zur Jahrtausendwende errichteten zeltartigen Konstruktion befindet sich die O2-Arena, in der es oft Musik- und Sportveranstaltungen gibt.

o2-Arena London © Getty Images Orkan zerstört das Dach der O2-Arena in London.

apa3.jpg © AFP/APA Eine Orkanböe riss einen Lastwagen in Südwales um.

apa1.jpg © AFP/APA Der Sturm entwurzelte in den Niederlanden zahlreiche Bäume – zwei Personen starben.

In Irland starb ein Mann als Sturmopfer. In Frankreich wurden mindestens elf Menschen verletzt. Im Norden des Landes waren am Abend rund 130.000 Haushalte ohne Strom.

"Es kehrt einfach keine Ruhe ein"

In Deutschland erwartete der DWD, dass der Orkan gegen Mitternacht die Nordseeküste erreicht. Es ist die zweite schwere Sturmlage in Deutschland innerhalb kurzer Zeit. Mindestens bis Montag soll es stürmisch bleiben, wie es vom DWD heißt. "Es kehrt einfach keine Ruhe ein", sagte ein Meteorologe.

Schwerpunkt der neuen Unwetterlage sollte den Experten zufolge bis Samstagfrüh die Nordhälfte Deutschlands sein. Der DWD gab aber auch für südlichere Regionen - Teile von Rheinland-Pfalz, Hessen und für nördliche Regionen Bayerns - Unwetterwarnungen vor orkanartigen Böen heraus.

Fern- und Regionalverkehr wurden am Freitag in Norddeutschland und in Nordrhein-Westfalen nach und nach eingestellt. Der Schutz der Reisenden und der Beschäftigten habe Vorrang, hieß es. Fahrgäste können ihre für den Zeitraum von Donnerstag bis Sonntag gebuchten Fahrkarten bis zum 27. Februar flexibel nutzen oder kostenfrei stornieren, wenn sie Reisen wegen des Sturms verschieben

Sturmflut an Nordseeküste erwartet

Für die Nacht zu Samstag wurden an der Nordseeküste Windgeschwindigkeiten von bis zu 160 Stundenkilometern erwartet. In der zweiten Nachthälfte sollte "Zeynep" auf die Ostseeküste treffen und dann allmählich nachlassen. Damit sei die Unwettergefahr erst einmal gebannt, auch wenn es stürmisch bleibe, sagte ein DWD-Meteorologe.

An der Nordseeküste wurde eine Sturmflut erwartet, in Hamburg nach der Prognose des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) eine schwere Sturmflut mit Wasserständen von drei Metern über dem normalen Hochwasser in der Nacht zu Samstag. Der höchste Wasserstand werde wahrscheinlich zwischen 5.00 Uhr und 6.00 Uhr am Samstagmorgen erreicht, sagte Bernd Brügge vom BSH.

An der Nordseeküste spricht man von einer Sturmflut, wenn das Hochwasser mindestens 1,5 Meter höher als normal aufläuft. Von einer schweren oder sehr schweren Sturmflut wird erst ab Werten von 2,5 beziehungsweise 3,5 Meter gesprochen. Am frühen Freitagmorgen war der Fischmarkt in Hamburg-Altona bereits überspült worden.

Windstrom-Rekordwert

Das vorausgegangene Orkantief "Ylenia" brachte nach einer Analyse des Energiekonzerns Eon einen Windstrom-Rekordwert. Am Mittwoch sei mit 47,12 Gigawatt in der Spitze so viel Windstrom in das deutsche Stromnetz eingespeist worden wie nie zuvor, hieß es von Eon am Freitag in München nach Auswertung von Daten der Bundesnetzagentur. Erreicht worden sei der neue Höchstwert am Mittwochabend.

In dem vorherigen Sturm waren mindestens drei Autofahrer in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt bei wetterbedingten Unfällen gestorben: Zwei wurden von umstürzenden Bäumen erschlagen, ein dritter starb, als sein Anhänger im Sturm auf die Gegenfahrbahn geriet und es dabei zu einem Unfall kam.

Allein "Ylenia" könnte Deutschlands Versicherer eine halbe Milliarde Euro kosten, schätzte die auf Versicherungsmathematik spezialisierte Unternehmensberatung Meyerthole Siems Kohlruss (MSK) in Köln. Nahezu alle Regionen Deutschlands seien von dem Sturm getroffen worden, teilten die Experten am Freitag mit. Eine Schadensumme dieser Größe komme alle ein bis zwei Jahre vor.

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